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02 Apr 2025
03 Apr 2025
04 Apr 2025
05 Apr 2025
Mi
02 Apr
09:00 - 11:00
DGAUM Forum
Forum der AG Arbeitsphysiologie
Raum: Hörsaal 32 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 250)
Vorsitz: Benjamin Steinhilber
Beitrag:
1
In der Arbeitsphysiologie spielt die Kenntnis der Muskelmasse des Menschen eine Rolle für die Beurteilung der Beanspruchungsfolgen und damit indirekt der Belastung durch körperliche Arbeit: Die Beurteilung der Belastung auf Grund von Herzschlagfrequenz und Energieumsatz ist nur bei der dynamischen Arbeit großer Muskelgruppen sinnvoll. Was unter „großen Muskelmassen“ zu verstehen ist, wird verschieden interpretiert: Frauendorf und Kobryn (1983) hatten bei ihren systematischen Untersuchungen zur arbeitsphysiologischen Dauerleistungsgrenze für dynamische Ganzkörperarbeit eine Schwelle von mindestens 60% der Muskelmasse unter Einbeziehung der Rücken-, Hüft- und unteren Extremitäten-Muskulatur vorausgesetzt. Sie beziehen sich auf eine Publikation von Theile aus dem Jahr 1884. Theile hatte damals die Masse einzelner Muskeln unmittelbar durch Wiegen gemessen. Zum Verständnis der weiteren Gültigkeit der historischen Messungen von Theile sollen deren Hintergründe dargestellt werden.

Die Basis liefert Friedrich Wilhelm Theile mit seiner Schrift „Gewichtsbestimmungen zur Entwicklung des Muskelsystems und des Skelettes beim Menschen“. Theile stammte aus Thüringen (Buttstädt), erhielt 1826 die Lehrbefugnis für Physiologie und Anatomie in Jena und wurde hier 1830 zum außerordentlichen Professor ernannt.
Theiles Gesamtdarstellung seiner Untersuchungen zur Muskel- und Skelettstruktur der Menschen wurde nach seinem Tode im Jahr 1884 veröffentlicht. Er hat über 40 Jahre vollständige Wägungen aller Muskeln der Leichen von 8 erwachsenen Männern und 5 erwachsenen Frauen durchgeführt und dargestellt. Die wichtigsten Ergebnisse für Erwachsene werden vorgestellt. Heute interessieren Muskelmassen-Untersuchungen u.a. auch im Zusammenhang mit der Beurteilung der Sarkopenie.
Herr Prof. Dr. med. Bernd Hartmann
ArbMedErgo Beratung, Hamburg
#Vortrag #Arbeitsphysiologie, Muskelmasse, Geschichte der Medizin
Mi
02 Apr
09:00 - 11:00
DGAUM Forum
Forum der AG Atemwege/Lunge
  • Aktualisierung der Leitlinie „Diagnostik und Therapie der exogen allergischen Alveolitis (EAA)“  (N.N.)
  • Aktuelle Empfehlung zur Lungenfunktionsdiagnostik – ein Update (Prof. Alexandra Preisser)
  • Vorgehen bei Verdacht auf eine exogen allergische Alveolitis verursacht durch mikrobiell kontaminierte Kühlschmierstoffe (Dr. Sabine Kespohl)
  • Therapie der COPD (Dr. Nicola Kotschy-Lang)
Raum: Hörsaal 28 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 100)
Vorsitz: Christian Eisenhawer und Nicola Kotschy-Lang
Beitrag:
1

Einleitung

Beruflich bedingte Atemwegserkrankungen können bei Beschäftigten in der Metallverarbeitung durch Exposition gegen wassergemischten Kühlschmierstoffen (KSS) entstehen. Häufig ist die Ursache eine mikrobielle Kontamination der KSS, die als proteinogene Antigene eine IgG-vermittelte exogen allergische Alveolitis (EAA, Berufskrankheit Nr. 4201) – sogenannte Maschinenarbeiterlunge – auslösen können. Weitere Atemwegsbeschwerden können allergischen Ursprungs (BK-Nr. 4301) oder durch chemisch-irritative Effekte (BK-Nr. 4302) verursacht sein.

Methoden

Für die Diagnose einer beruflich verursachten EAA oder eines Berufsasthmas muss der Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Antigenen oder Allergenen am Arbeitsplatz und der Erkrankung nachgewiesen werden. Hierbei spielt die serologische IgG-Bestimmung bei EAA bzw. die IgE-Bestimmung bei allergischem Asthma auf potenziell ursächliche Antigene eine wichtige Rolle. Eine zeitnahe Blutentnahme nach Auftreten von Atemwegsbeschwerden ist wichtig, um Antikörper gegen spezifische Antigene und Allergene nachweisen zu können.

Ergebnisse

Da kommerzielle Testantigene oft fehlen, wurden am Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) standardisierte IgG-Testtools für die Maschinenarbeiterlunge entwickelt und validiert. Die prominentesten IgG-Antigene sind M. immunogenum und Pseudomonaden. Dieses IgG-Antigentestpanel bildet einen wesentlichen diagnostischen Baustein in gutachterlichen Fragestellungen. Ein Antragsformular für die Untersuchung von Antigen-spezifischen IgE/IgG-Antikörpern steht auf der IPA-Webseite zur Verfügung. Diese speziell für KSS hergestellten Testtools können bei der Klärung bisher ungeklärter Ursachen in Berufskrankheitsverdachtsfällen helfen. Die standardisierte IgG-Diagnostik sollte in spezialisierten Laboratorien mit entsprechenden Referenzwerten durchgeführt werden. Mikrobielle Proteine könnten auch für allergisches Berufsasthma durch KSS verantwortlich sein, wobei relevante Allergene noch identifiziert und standardisierte Testtools entwickelt werden müssen.

Schlussfolgerung / Diskussion

Zur effektiven Diagnose von Atemwegsbeschwerden durch mikrobiell kontaminierte KSS ist es sinnvoll, ein Verlaufsdiagramm für Verdachtsfälle zu erstellen. Dies sollte den Zeitpunkt und die Art der KSS-Probennahme am Arbeitsplatz sowie die zeitnahe Blutentnahme des Beschäftigten festhalten. Zeigen Testantigene keine IgG-Reaktion, könnte eine individuelle Aufarbeitung von KSS-Proben für die Diagnose IgG- oder IgE-vermittelter Erkrankungen sinnvoll sein.

Frau Dr. Sabine Kespohl PhD
Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA), Bochum
#Vortrag #exogen allergische Alveolitis #serologische IgG-Diagnostik #Maschinenarbeiterlunge
Mi
02 Apr
09:00 - 11:00
DGAUM Forum
Forum der AG Epidemiologie
  1. Mit der Tätigkeit korrelierende ungleiche statistische Lebenserwartung: Ist das gleiche Rentenalter diskriminierend? (Prof. Dr. Johann Behrens, Halle)
  2. Die Länge des Erwerbslebens in Deutschland (Dr. Christian Dudel, Rostock)
  3. From Efficiency to Illness: Do Highly Automatable Jobs Take a Toll on Health in Germany? (Dr. Mariia Vasiakina, Rostock)
Raum: Seminarraum K8 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 60)
Vorsitz: Janice Hegewald
Mi
02 Apr
09:00 - 10:30
DGAUM Forum
Forum der AG Next Generation
Raum: Senatssaal (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 50)
Vorsitz: Anna Wolfschmidt und Amanda Voss
Mi
02 Apr
09:00 - 11:00
Bundeswehr
Symposium der Bundeswehr
Zu diesem Symposium sind alle Kongressgäste herzlich eingeladen
Raum: Hörsaal 26 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 180)
Mi
02 Apr
09:00 - 10:00
Rahmenprogramm
Kulturprogramm: Führung im Engels-Haus
Ohne Shuttleservice
Ort: Engelsstraße 10, 42283 Wuppertal
Mi
02 Apr
10:00 - 11:00
DGAUM Presse
Pressekonferenz der DGAUM
Raum: Seminarraum K7 (Tagungsbüro) (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 50)
Mi
02 Apr
11:30 - 13:00
DGAUM Eröffnung
Eröffnungsveranstaltung der 65. Jahrestagung der DGAUM
1. Begrüßung durch den Präsidenten der DGAUM (Prof. Thomas Kraus)
2. Grußworte
  • Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Schirmherr der DGAUM2025 (angefragt)
  • N.N., Vorstand BARMER
  • Prof. Hans Martin Hasselhorn, Tagungspräsident der DGAUM2025
3. Preisverleihungen
  • Franz-Koelsch-Medaille
  • Rutenfranz-Medaille
  • DGAUM-Innovationspreis
  • ASU-Best-Paper-Award
4. Fachvortrag "Sektorenverbindende medizinische Prävention und Versorgung" (Prof. Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses)
5. Schlusswort & Bewegungsprogramm (Prof. Simone Schmitz-Spanke, Tagungsleitung und Prof. Pavel Dietz, Mainz)
 
Raum: Hörsaal 33 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 790)
Mi
02 Apr
13:00 - 14:00
Mittagspause
Mittagspause
Mi
02 Apr
14:00 - 14:30
Keynote
Keynote Lecture: Künstliche Intelligenz für eine sichere und gesunde Arbeitswelt
Prof. Dr. Lars Adolph, Wissenschaftlicher Leiter Fachbereich 2 Produkte und Arbeitssysteme, Koordinator KI-Forschung, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Raum: Hörsaal 32 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 250)
Vorsitz: Susanne Völter-Mahlknecht
Mi
02 Apr
14:00 - 17:30
Rahmenprogramm
Betriebsbegehung bei Einlagenmanufaktur Mergel & Sohn GmbH
Anmelde- und kostenpflichtige Betriebsbegehung (inkl. Shuttleservice)
Ort: Hardt 81, 40764 Langenfeld
www.einlagenmanufaktur-mergel.de
Die Mergel & Sohn GmbH ist seit 65 Jahren auf die Versorgung im Hilfsmittelbereich sowie auf den Vertrieb von PSA-Artikeln spezialisiert. Sie bietet Einlagen, Bandagen, Orthesen sowie Kompressionsstrümpfe sowohl für den Berufs-, Sport- und Freizeitbedarf als auch speziell für den Bereich der Arbeitssicherheit an. Durchlaufen Sie den gesamten Prozess der individuelle Einlagenfertigung – von A wie Aufklärung bis Z wie Zentralfertigung:
  • Station 1 Schulungsraum: Wie wichtig ist Aufklärungsarbeit und was ist bei Einlagen für Arbeitssicherheitsschuhe wichtig zu beachten?
  • Station 2 Maßraum: Messung der Füße sowie Diagnostik
  • Station 3 Auftragsfertigung: Wie gelangt der Scan in die Werkstatt?
  • Station 4 Werkstatt: Bestimmung der Materialien und Einlagenfertigung
Mi
02 Apr
14:30 - 17:15
DGUV-Kolloquium
Arbeitsmedizinisches Kolloquium der DGUV: Stäube am Arbeitsplatz
Eine Veranstaltung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.
► Hier klicken um online teilzunehmen (Link noch nicht aktiviert)

Stäube am Arbeitsplatz
14:30 Uhr  Begrüßung/Moderation (Thomas Behrens)
14:35 Uhr  Stäube am Arbeitsplatz (Markus Mattenklott)
15:00 Uhr  Staubige Angelegenheit – Wirkmechanismen und gesundheitliche Folgen von Stäuben (Julia Krabbe)
15:25 Uhr  Pause
15:45 Uhr  Advanced Materials - droht ein neues Asbest? (Rolf Packroff)
16:10 Uhr  Neues aus dem BK-Recht (Thomas Kraus)
16:35 Uhr  Effektive Maßnahmen zum Schutz vor Stäuben für die Praxis (Norbert Kluger)
17:00 Uhr  Schlussworte (Thomas Behrens)
Raum: Hörsaal 33 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 790)
Vorsitz: Thomas Behrens und Anette Wahl-Wachendorf
Beiträge:
1
Belastungen durch Stäube am Arbeitsplatz stellen auch heute noch in vielen Arbeitsbereichen eine Herausforderung dar. Das betrifft sowohl die Expositionen gegenüber alveolengängigem und einatembarem Staub generell, als auch die Exposition gegenüber spezifischen Inhaltsstoffen. Neben einigen elementaren Grundlagen und der Erfassung von Stäuben mit personengetragenen und stationären Probenahmesystemen wird auch die Bestimmung von Staubkonzentrationen und die bestimmter Stoffe kurz umrissen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf die Nachweisgrenzen der Verfahren und damit verbunden den Möglichkeiten der Kontrolle der Einhaltung von Grenzwerten. Die Einführung der Berufskrankheit COPD durch Quarz zeigt beispielhaft die Notwendigkeit einer breit angelegten Erfassung und Dokumentation von Expositionen in unterschiedlichsten Branchen und Arbeitsbereichen.
Aktuelle Aspekte sind unter anderem die Diskussion um die Abscheidefunktion der einatembaren Staubfraktion auf ISO-Ebene, die Absenkung des Grenzwertes für synthetische amorphe Kieselsäuren und der Vorschlag der MAK-Kommission für neue Grenzwerte für lösliche und schwerlösliche Aluminiumverbindungen.
Einen besonderen Bereich der Stäube stellen lungengängige Fasern, sog. WHO-Fasern dar. Neben Asbest treten seit Jahren spezifische anorganische Fasern in den Vordergrund, z.B. Carbonfasern, Mikroglasfasern, Textilglasfasern und Whisker. Da nur wenige konkrete Grenzwerte und Einstufungen für die in der Praxis eingesetzten anorganischen Fasern bestehen, wird von den Unfallversicherungsträgern ein mit der BAuA abgestimmtes Bewertungskonzept angewendet.
Aufgrund der Änderung der EU-Richtlinie zum Schutz der Arbeitnehmer vor Gefahren durch Asbest in 2023 steht die Asbestanalytik auf dem Prüfstand. Neben der Absenkung der Grenzwerte ist auch die Diskussion um die „dünnen“ Asbestfasern, also solche mit Durchmessern unter 200 nm, zu führen. Hier überschneiden sich die Bereiche der lungengängigen Fasern mit den bisher separat betrachteten Nanofasern, z.B. Carbon Nanotubes. Die Kontrolle der Einhaltung von niedrigen Grenzwerten wird zukünftig nur noch mit der Unterstützung durch teilautomatisierte Auswertung unter Einsatz von KI möglich sein. Ein Forschungsprojekt der BAuA zeigt hier vielversprechende Perspektiven auf.

Herr Markus Mattenklott
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, Sankt Augustin
#Vortrag #Arbeitsplatz, Stäube, Grenzwerte, Fasern
2
2007 rückte mit dem Bericht "Arbeiten in der Zukunft – Strukturen und Trends der Industriearbeit" des Büros für Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag das Thema "Nanomaterialien" in das Blickfeld des Arbeitsschutzes. Dies war auch der Startpunkt einer Reihe von Forschungsvorhaben, die sich mit den Gesundheitsrisiken der neuen Materialklasse auseinandersetzten und zu der Erkenntnis gelangten, dass mit "nano" keine bislang unbekannten Gefährdungen verbunden sind. Vielmehr zeigte sich, dass die bekannten Gesundheitsrisiken von partikelförmigen Gefahrstoffen, die seit 2005 auch explizit in der Gefahrstoffverordnung geregelt sind, in neuem Gewand an den Arbeitsplätzen auftreten können. Für die Gefährdung ist primär nicht die chemische Zusammensetzung, sondern die Morphologie freigesetzter Partikel und deren biologische Beständigkeit im Körper maßgeblich. Neben granulären Partikeln in Form alveolengängiger Fein- und Ultrafeinstäuben sind für den Arbeitsschutz vor allem kritische Faserstäube von besonderer Besorgnis. Der faserförmige Naturstoff Asbest, seit 1993 in Deutschland und seit 2005 in der gesamten EU verboten, verursacht bis heute den größten Anteil der durch Gefahrstoffe bedingten Berufserkrankungen. Dies macht mehr als 30 Jahre nach dem Verbot sogar eine Nachjustierung in der Gefahrstoffverordnung erforderlich.
Die Entwicklung neuer "advanced materials" wird derzeit in der EU intensiv gefördert. Dabei sind im Zuge des Klimaschutzes vor allem Fasermaterialien im Aufwind, z. B. für Energiespeicher und energiesparende Leichtbaukonstruktionen. Hinzu kommen Anforderungen an Reparierbarkeit und stofflichem Recycling im Rahmen einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft. Die EU-Liste der legal eingestuften Stoffe und die deutsche TRGS 905 kennen inzwischen eine ganze Reihe krebserzeugender Fasermaterialien und -stäube. Jüngstes Beispiel sind mehrwandige, über 30 nm dicke Kohlenstoffnanoröhrchen. Auch einige Typen von Carbonfasern können bei der Bearbeitung kritische Faserstäube freisetzen. Deshalb ist es für den Schutz der arbeitenden Menschen entscheidend, die Freisetzung kritischer Faserstäube schon bei der Entwicklung von Innovationen zu erkennen und durch anwendungssicheres Design zu vermeiden. Damit sich das Asbestdesaster nicht in neuem Gewand wiederholt strebt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine umfassende Regulierung kritischer Fasermaterialien in der EU-Chemikalienverordnung REACH an.
Herr Rolf Packroff
BAuA - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Fachbereich 4 "Gefahrstoffe und Biostoffe", Dortmund
#Vortrag #Partikel, Gefahrstoff, Fasern,
3
Eine der Schattenseite vieler beruflicher Tätigkeiten - insbesondere in der Bauwirtschaft - ist die oft übliche hohe Staubbelastung. Aber Staub ist nicht nur lästig, sondern auch gesund­heitsschädlich. Daher wurden die Regelungen zum Allgemeinen Staubgrenzwert (A- und E-Staub) wie auch für Quarzstaub in der Vergangenheit mehrfach deutlich ver­schärft. Die Einhaltung dieser Grenzwerte ohne wirksame technische und organi­satorische Schutzmaßnahmen ist nach aktuellem Wissen­stand nicht möglich.
Das Gute ist aber auch, dass es bereits heute für viele Tätigkeiten technische Lösungen oder Verfahren gibt, mit deren Hilfe sich die Staubbelastungen wirksam vermindern lassen. Leider sind diese guten Praxislösungen viel zu wenig bekannt und werden bislang nur von wenigen Betrieben eingesetzt.
Bei den üblichen auf Baustellen durchzuführenden Tätigkeiten wie Bohren, Schleifen, Stemmen kann durch eine Basisausrüstung die Staubfreisetzung ganz erheblich reduziert werden. Diese Basisausrüstung an Techniken zur Staubminderung besteht aus den folgenden vier Komponenten:
  • Bearbeitungsgeräte mit wirksamer Stauberfassung
  • Bau-Entstauber, mind. Staubklasse M
  • Luftreiniger
  • Abschottungen bzw. Staubschutztüren
Ohne eine derartige Basisausrüstung lässt sich keine wirksame Minderung der Belastung durch Staub beim Bauen erreichen. Seit einigen Jahren fördert die BG BAU daher die Beschaffung staubarmer Techniken auch finanziell im Rahmen von Arbeits­schutz­prämien. Der Katalog der geförderten staubmindernden Technologien wird ständig er­weitert.
Um die Unternehmen auf die Möglichkeiten zur Staubvermeidung aufmerksam zu machen, wurden in Zusammenarbeit mit den Verbänden der Bauwirtschaft, Arbeitnehmerververtretungen und der BG BAU zahlreiche Handlungshilfen und Branchenlösung erarbeitet. Unter der Website www.staub-war-gestern.de werden diese gewerke-spezifischen Handlungshilfen bereitgestellt.
Herr Norbert Kluger
BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Wuppertal
#Vortrag #Staub, Bauwirtschaft, Grenzwerte
Mi
02 Apr
14:45 - 17:30
Nachwuchs
Nachwuchssymposium der DGAUM I
Geschlossene Veranstaltung für eingeladene Nachwuchswissenschaftler/innen
Vorsitz: Simone Schmitz-Spanke
Mi
02 Apr
14:45 - 17:30
Nachwuchs
Nachwuchssymposium der DGAUM II
Geschlossene Veranstaltung für eingeladene Nachwuchswissenschaftler/innen
Vorsitz: Jessica Lang
Mi
02 Apr
15:00 - 17:00
DGAUM Forum
Forum der AG Gefahrstoffe
Raum: Hörsaal 28 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 100)
Vorsitz: Bernd Roßbach und Elisabeth Eckert
Beiträge:
1
Epoxidharze und die bei der Härtung der Systeme verwendeten Reaktivverdünner, Amine oder Säureanhydride sind häufige Auslöser von beruflich bedingten allergischen Hauterkrankungen. Dabei zeigen die betroffenen Personen dermale Reaktionen sowohl auf einem direkten Kontakt als auch auf geringe Produktkonzentrationen in der Luft. Weitere Tätigkeiten mit Epoxidharzen sind dann meist nicht mehr möglich. Da die ausgehärteten Produkte ausgezeichnete technische Eigenschaften besitzen, ergibt die im Gefahrstoffrecht geforderte Substitutionsprüfung nahezu immer, dass ein Ersatz nicht möglich ist.

Aufgrund der branchenübergreifend hohen Zahl an Berufskrankheiten ist im Jahr 2007 der Arbeitskreis Epoxidharze gegründet worden, um durch geeignete Maßnahmen die Erkrankungszahlen zu senken. Dem Arbeitskreis gehören u.a. Hersteller, Anwender, Arbeitsschutzbehörden und Unfallversicherungsträger an.

Mit dem Ziel, die Anzahl der Neuerkrankungen zu verringern, wurden durch den Arbeitskreis unter anderen die folgenden Maßnahmen initiiert:
  • Es wurden Informations- und Unterrichtsmaterialien zur Gefährdung und zum sicheren Umgang mit Epoxidharzen entwickelt. Inzwischen haben die Hersteller eine APP zum sicheren Umgang erstellt.
  • In den Produktinformationen wird auf die Gefahren der Produkte und die notwendigen Schutzmaßnahmen hingewiesen.
  • In den Produkten werden Inhaltsstoffe mit einem geringeren sensibilisierenden Potential eingesetzt. Dabei handelt es sich um vorpolymerisierte Rohstoffe.
  • Es wurden Handschuhfabrikate ermittelt, die eine Beständigkeit gegenüber Epoxidharzen besitzen. In den Sicherheitsdatenblättern wird auf die Fabrikate verwiesen.
  • Im Rahmen eines aktuellen Projektes soll mit Hilfe von Biomonitoring eine Beurteilung der Arbeitsbedingungen an unterschiedlichen Arbeitsplätzen ermöglicht werden
Das Bündel der Maßnahmen hat dazu geführt, dass die Anzahl neuer Erkrankungen im gewerblichen Bereich seit Jahren kontinuierlich sinkt.
Herr Klaus Kersting
BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Frankfurt/M
#Vortrag #Epoxidharze #Allergische Hauterkrankungen #Präventionsmaßnahmen
2

Einleitung

Bei Tätigkeiten mit Blei wird die individuelle Exposition der Beschäftigten aktuell anhand des Bleigehaltes im Vollblut bestimmt. Der Blutbleigehalt spiegelt Veränderungen der Exposition jedoch nur mit zeitlicher Verzögerung wider und ist nicht geeignet, Expositionsereignisse oder kurzfristige Änderungen der Arbeitsschutzmaßnahmen zu beurteilen. Daher sollten in einer Studie Expositionswege und alternative Biomonitoring-Parameter untersucht werden.

Methoden

In zwei Untersuchungskampagnen im Abstand von ca. 1 Jahr wurden in jeweils fünf Betrieben Arbeitsplätze mit Bleiexposition untersucht. Insgesamt nahmen 125 Beschäftigte an der Studie teil, 85 Beschäftigte konnten für das Biomonitoring eingeschlossen werden. Durchgeführt wurden Messungen der Luftbleikonzentration (ortsfest und personengetragen), Wischproben an den Händen zur Erfassung der dermalen Kontamination und ein Biomonitoring verschiedener Parameter in Vollblut, Plasma und Urin zu vier definierten Zeitpunkten in der Arbeitswoche (Tag 1 (nach arbeitsfreier Zeit) und Tag 4, je vor Schicht und nach Schicht).

Ergebnisse

Es wurde ein breites Spektrum von Arbeitsplätzen unter unterschiedlichen Präventionsmaßnahmen erfasst. Luft- und dermale Messwerte sowie die Ergebnisse des Biomonitorings zeigten eine große Spannweite: personengetragene Luftmessungen: 0,08 µg/m3 bis 2519 µg/m3; dermale Wischproben: 0,026 bis 2400 µg/min Expositionsdauer; Blei im Vollblut: 7,7 µg/L bis 511 µg/L. Für die Blutblei-Gehalte an Tag 1 und 4 der Arbeitswoche ergaben sich nahezu identische Werte. Die Bleikonzentrationen im Plasma zeigten im Verlauf der Arbeitswoche nur moderate Veränderungen. Die Bleikonzentrationen im Urin wiesen keinen zeitlichen Trend über den Arbeitstag bzw. die Arbeitswoche auf und zeigten eine enge Korrelation mit den Blutblei-Gehalten. Bei Beschäftigten ohne Atemschutz lag eine signifikante Korrelation zwischen den Ergebnissen der Arbeitsplatzmessungen und des Biomonitorings in Blut und Urin zu Schichtbeginn an Tag 1 vor. Im Gesamtkollektiv korrelierte die dermale Bleiexposition der Hände signifikant mit den Parametern der inneren Belastung.

Schlussfolgerung / Diskussion

Der Arbeitsschutz an Arbeitsplätzen mit Bleiexposition stellt weiterhin eine große Herausforderung dar. Da die Konzentration von Blei im Urin sehr eng mit der Konzentration von Blei im Vollblut korreliert, könnte die Bestimmung von Blei im Urin eine praktikable Alternative zur Bestimmung von Blei im Vollblut darstellen.
Frau Dr. Anna Wolfschmidt
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Vortrag #Blei #Biomonitoring #Luftmonitoring #Arbeitsplatzmessung
Mi
02 Apr
15:00 - 17:00
DGAUM Forum
Forum der AG Lehre
Raum: Hörsaal 26 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 180)
Vorsitz: Sibylle Hildenbrand, Sabine Darius und Thomas Muth
Beiträge:
1

Einleitung

Zentrale Stressoren für Medizinstudierende sind Prüfungssituationen, hoher Leistungs- und Zeitdruck, eine als schlecht wahrgenommene Qualität der Lehre und Versagensängste. Das Praktische Jahr (PJ) zum Abschluss des Studiums dient dazu, die im Studium erlernten Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen zu vertiefen und klinische Erfahrungen zu sammeln.
Es gibt Belege, dass Ärzt*innen in der Aus- und Weiterbildung in hohem Maße von psychischen Fehlbeanspruchungen betroffen sind. Welche Belastungen, Ressourcen und mögliche Verbesserungsvorschläge berichten Medizinstudierende aus ihrem aktuellen PJ?

Methoden

Es wurden semi-strukturierte Interviews mit aktuell PJ-Studierenden der HHU im zweiten Tertial des PJ geführt. Die Rekrutierung lief über soziale Medien. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und mit der Software MAXQDA qualitativ ausgewertet.
Ergebnisse

Ergebnisse

18 weibliche und 7 männliche PJler*innen (Alter MW 26,6 Jahre; ) nahmen an den Interviews teil, die im Durchschnitt 36 Minuten dauerten. Alle kodierten Segmente wurden in drei Hauptkategorien eingeteilt: A) wahrgenommene Stressoren & auslösende Faktoren, B) externe & persönliche Ressourcen und C) Verbesserungsvorschläge. Wesentliche Stressoren waren mangelnde Fähigkeiten und Wissen, schlechte Betreuung (u.a. kein Interesse am Lernerfolg, wenig Initiative, Zeitmangel), Routineaufgaben (u.a. monotone Arbeitsinhalte, fehlender Lernzuwachs durch repetitive Arbeitsabläufe), mangelnde Wertschätzung (v.a. seitens Vorgesetzter) und eine hohe Arbeitsbelastung. Zu den Ressourcen zählten die Arbeit mit Patient*innen und deren Wertschätzung, ein positives Lern- und Arbeitsklima, der Lern- und Wissenserwerb, die Einzelbetreuung durch eine ärztliche Kolleg*in auf der Station, die praktische klinische Ausbildung sowie eine positive Work-Life-Balance. Verbesserungsvorschläge beinhalten eine bessere Bezahlung, eine Änderung der Fehltageregelung, geregelte Arbeitszeiten sowie die Betreuung von eigenen Patienten und einem strukturierten PJ-Unterricht.

Schlussfolgerung / Diskussion

PJ-Studierende beschreiben vielfältige Stressoren wie auch Ressourcen. Verbesserungsvorschläge betreffen u.a. Organisation und Struktur des PJs, die Lehre und die Betreuung sowie die finanzielle Vergütung. Im Hinblick auf den Nachwuchsmangel sind Kliniken und Universitäten aufgerufen, diese Ergebnisse zu berücksichtigen und zur Verbesserung der Ausbildungssituation wo immer möglich umzusetzen.
Frau Syna Franck
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
#Poster #Humanmedizinstudium #Psychische Belastung
2
Einleitung:
Bisher konnten unter anderem an den universitären Standorten Dresden, Erlangen, Mainz und München arbeitsmedizinische PJ-Tertiale absolviert werden.Im Rahmen des 2024 geschlossenen Kooperationsvertrages zwischen der UMG Göttingen und VW Wolfsburg nahm erstmalig im SS 2024 eine PJ-Studentin das Angebot des Wahlfachtertials in der Arbeitsmedizin wahr.

Methoden:
In dem von den beteiligten Institutionen für das PJ-Tertial konzipierten Logbuch werden besonders die präventivmedizinischen Aspekte des Fachs erfasst. Im Rahmen des PJ-Tertials wird Studierenden die Möglichkeit geboten, Einblicke in die Diagnostik und Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen zu erwerben und im bisherigen Studium erlernte Fähigkeiten wie körperliche Untersuchung, Auskultation, Blutuntersuchungen, Durchführung von Seh- und Hörtests, EKG-Befundung und Spirometrie zu vertiefen. Auch eine Einführung in die notärztliche Tätigkeit im Werksbereich wird geboten.

Ergebnisse:
Die enge Anbindung an die praktischen Tätigkeiten der betriebsärztlich tätigen Kollegen am VW-Standort in Wolfsburg ermöglichte gute Einblicke in die Strukturen eines werksärztlichen Dienstes. Selbständig konnten Eignungsuntersuchungen und Vorsorgen von der PJ-Studentin durchgeführt werden. Bei Betriebsbegehungen setzte sich die PJ-Studentin mit der Sicherheit und ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen und mit Möglichkeiten des Einsatzes von Beschäftigten mit gesundheitlichen Einschränkungen auseinander. Ergänzt wurden diese Erfahrungen durch Einblicke in die universitäre Lehre des Instituts für Arbeitsmedizin der UMG und durch Mitarbeit bei der Vorbereitung von Lehrveranstaltungen. Zudem nahm die Studentin in der universitären Ambulanz an Vorsorgeuntersuchungen, umweltmedizinischen Beratungen und an Konsilen im Klinikum teil.

Schlussfolgerung:
Von der PJ-Studentin wurde das Angebot sehr positiv bewertet. Die ärztlichen Kolleg:innen und Beschäftigten im VW-Werk und an der UMG schätzten die engagierte Inanspruchnahme des angebotenen Programms durch die Studierende. Der präventive Ansatz und das vielfältige, breite Spektrum an medizinischen Entfaltungsmöglichkeiten, welche die Studentin kennenlernen durfte, veranlassten sie jetzt eine Facharztausbildung im Bereich Arbeitsmedizin anzustreben. Das Angebot eines PJ-Tertials kann also das Interesse von Studierenden an dem gesellschaftlich wichtigen Gebiet der Arbeitsmedizin wecken. Unter anderem angesichts des Betriebsärztemangels ist es daher zielführend, PJ-Tertiale an weiteren universitären Standorten zu etablieren.
Frau Dr.med. Sabine Zeddies
Institut für Arbeitsmedizin Göttingen, Göttingen
#Vortrag #PJ Arbeitsmedizin
3
Der Nutzen einer klimagesunden Ernährung (Planetary Health Diet) für eine längere und gesündere Lebensdauer ist unstrittig. Verschiedenste Fachbereiche des Universitätsklinikums Jena (UKJ) haben interaktive OSCE-Stationen (objective structured clinical examination) entwickelt. Die Vorbereitungs- und Lerninhalte wurden als digitale Lerninhalte (vertonte Lerneinheit, Literatur) online zur Verfügung gestellt. Die Teilnahme an dem OSCE wurde Studierenden aller medizinischer Fakultäten in Deutschland angeboten und im Rahmen der UCAN: Präkonferenz 2024 am 04.09.2024 durchgeführt.

Die Station „Betriebliches Eingliederungsmanagement bei Koronarer Herzerkrankung“ („BEM bei KHK“) stellte eine von sechs Stationen im OSCE Planetary Health Diet und hatte zum Inhalt, einen Mitarbeiter mit Zustand nach Herzinfarkt im Kontext einer Wiedereingliederung auf der Basis seiner Befunde seine konkreten Fragen zu seiner Leistungsfähigkeit und Ernährung zu beantworten. Die Aufgaben zu der Station „BEM bei KHK“ beinhalteten „berufs- und tätigkeitsbezogene Faktoren“, „medizinische Faktoren“, herzgesunde Ernährung: Grundsätze und Planetary Health Diet“, Umsetzung herzgesunde Ernährung im Arbeitsalltag“, „weiteres Vorgehen“ und „allgemeine Gesprächsführung“.

Es nahmen 11 Studierende teil. Die Schwierigkeit der Aufgaben der Station „BEM bei KHK“ lag bei 0,41 bis 0,95, wobei die „allgemeine Gesprächsführung“ mit 0,95 die einfachste Aufgabe darstellte und die Aufgabe „weiteres Vorgehen“, bei der erwartet wurde, den Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen auf die gesundheitlichen Auswirkungen zu untersuchen und eine Ernährungsberatung einzubinden, mit 0,41 die schwerste. Die Trennschärfe lag zwischen – 0,02 bis 0,61, wobei gerade die Aufgabe „Umsetzung der herzgesunden Ernährung im Arbeitsalltag“ (-0,2) die schlechteste Trennschärfe aufwies, „berufs- und tätigkeitsbezogene Faktoren“ mit 0,20 die zweitschlechteste; alle übrigen Aufgaben zeigten eine gute Trennschärfe (0,42 bis 0,61).

Der OSCE stellt ein mündlich-praktisches Prüfungsverfahren auch für arbeits- und betriebsärztliche Inhalte dar, um theoretisch erlernte Fähigkeiten in praktischer Anwendung zeigen zu können. Es ist in der Vorbereitung und Durchführung mit einem hohen personellen Aufwand verbunden, kann aber für das Fach Arbeitsmedizin dessen praktische Relevanz für den ärztlichen Alltag aufzeigen.

Wir danken dem Studiendekanat des UKJ, dem "Schauspielpatienten" und allen Unterstützenden in der Logistik des OSCE.
Frau Prof. Dr. med. Astrid Rita Regina Heutelbeck
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum, Jena
#Vortrag #BEM, KHK, OSCE, Planetary Health
4

Einleitung

Gute didaktische Lehre im Humanmedizinstudium soll dazu beitragen, dass die Studierenden bestmöglich ausgebildet werden.

Methoden

Für die medizinischen Fakultäten an den Standorten Düsseldorf, Hamburg, Magdeburg, München und Tübingen wurde zusammengefasst, welche medizindidaktischen Qualifizierungsangebote für die Dozierenden angeboten werden.

Ergebnisse

In Düsseldorf sollen alle neuen Mitarbeitenden in der Lehre an didaktischen Workshops teilnehmen. Didaktik-Workshops zu verschiedenen Settings (Plenardidaktik, Kleingruppendidaktik, Clinical Teaching) und weiteren Aspekten (Effektiver Medieneinsatz, Prüfungen, Wissenschaftlichkeit) bilden das Angebot.

In Hamburg sollen Lehrenden und interessierte Externe an einem modularen Programm mit einem Basismodul, Wahlmodulen (z.B. „Urheberrecht in der Lehre“, „interprofessionelles Lehren“, „Erstellung von MC-Klausuren“) und einem Vertiefungsmodul teilnehmen.

In Magdeburg gibt es Qualifizierungsangebote zu „Lehrveranstaltungsplanung und ‑durchführung“ (Lehren in der Medizin; effektive Vorträge und Vorlesungen gestalten) und zu „Prüfung und Evaluation“ (Prüfen in der Medizin; Prüfen im M3-Staatsexamen). Methodische Inhalte sind Impulsvorträge, Diskussionen, praktische Übungen in Einzel- und Gruppenarbeit sowie individualisiertes Feedback.

In München gibt es verschiedene Serviceangebote und Projekte für die Professionalisierung der medizinischen Lehre. Es besteht die Möglichkeit, am bundesweit anerkannten Zertifikatsprogramm "Medizindidaktik der Bayerischen Universitäten" teilzunehmen.

In Tübingen werden in der fachdidaktischen Grundausbildung Themen wie Großgruppendidaktik, Lerntheorien, effektive Vorlesungen sowie Kleingruppendidaktik, Evaluation, Prüfen und Bewerten besprochen. Weiter können individuelle Schwerpunkte in Vertiefungs- und Ergänzungskursen sowie in Prüfungskursen gesetzt werden. Ein ministerielles bundesweit anerkannten Baden-Württemberg-Zertifikat Medizindidaktik kann beantragt werden.

An vier der Standorte gibt es auch didaktische Angebote für studentische Lehrende ("Peer Tutoren").

Schlussfolgerung / Diskussion

An allen fünf Standorten wird die Lehre durch angebotene Kurse professionalisiert. Eine Teilnahme an didaktischen Fortbildungen ist dort für Habilitanden verpflichtend, für alle anderen Dozierenden freiwillig.
Eine weitere Professionalisierung der Lehre erfolgt zusätzlich in den Instituten selbst durch Hospitationen, Besprechungen, Lehrmaterialien sowie durch Evaluationen der Studierenden.
Frau Dr. Sibylle Hildenbrand
Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
Frau Dr. med. Sabine Darius
Bereich Arbeitsmedizin, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
Herr Dr. Thomas Muth
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, CHS, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
Frau Dr. Caroline Quartucci
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
Herr Marcial Velasco Garrido M.P.H.
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
#Vortrag #Lehre, Humanmedizinstudium, Medizindidaktik, Dozierendentraining
5

Einleitung

Der NKLM soll als Grundlage für die Gestaltung von Lehre und Prüfungen an den medizinischen Fakultäten und Hochschulen in Deutschland dienen. Der NKLM definiert, welche Inhalte im Rahmen eines Kerncurriculums von allen Studierenden im Medizinstudium erlernt werden sollten. Dabei ist im Katalog auch festgelegt, in welcher Kompetenztiefe und bis zu welchem Zeitpunkt im Studium ein Inhalt spätestens erlernt werden sollte. Im Entwurf der Neuerung der Ärztlichen Approbationsordnung ist die Verbindlichkeit des NKLM vorgesehen. Die Inhalte sollen außerdem als Vorlage für die Überarbeitungen des Gegenstandskatalogs (GK) dienen, der vom Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) herausgegeben wird und den Studierenden im Wesentlichen als Orientierung für die Prüfungsinhalte dient.

Methoden

In den NKLM-Weiterentwicklungsprozess werden Expert:innen unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen und Disziplinen sowie Medizinstudierende eingebunden, welche inhaltliche Vorschläge erarbeiten. Die strukturierten Arbeitsprozesse und aktuellen Fortschritte in der Weiterentwicklung in Verantwortung des Medizinischen Fakultätentag (MFT) werden in dem Vortrag zusammengefasst und die wesentlichen Punkte dargestellt.

Ergebnisse

Von der Autorin wird über die Prozessbearbeitung in 2 Schwerpunktgruppen des MFT in Übersicht sowie mittels einzelner Fallbeispiele der konkreten Lernzielentwicklung berichtet. Hierbei werden die von den Fakultäten über den NKLM-Bewertungsprozess an den MFT herangetragenen Rückmeldungen berücksichtigt. Es werden die weiteren Prozessschritte und der Zeitplan vorgestellt.

Schlussfolgerung / Diskussion

Aktuell liegt der NKLM in der Version 2.0 vor, welche im April 2021 durch die MFT-Mitgliederversammlung verabschiedet wurde (www.nklm.de). Über eine Zwischenversion (NKLM 2.1, voraussichtlich 2025) wird der NKLM zu einer Version 3.0 (voraussichtlich 2027) weiterentwickelt.
Frau Prof. Dr. med. Alexandra Marita Preisser
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
#Vortrag #Lehre, NKLM, Entwicklung, Lernziel
Mi
02 Apr
15:00 - 16:30
BAuA Symposium
Symposium: Künstliche Intelligenz für eine sichere und gesunde Arbeitswelt
Eine Veranstaltung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Technologien und Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) werden zukünftig ein zentraler Innovationstreiber der weltweiten technischen Entwicklung sein. Sie sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung und es bieten sich zahlreiche Chancen für eine sichere und menschengerechte und inklusive Gestaltung von Arbeit und zur Unterstützung des betriebsärztlichen Handelns. Erforderlich sind hierfür Kriterien der System- und Prozessgestaltung, die einerseits den neuen rechtlichen Vorgaben und Schutzzielen entsprechen und andererseits die Nutzung der großen Chancen unterstützen. Im Symposium werden die Beiträge im Schwerpunkt die Entwicklung und Erprobung von Anwendungen für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz adressiert. Zudem werden ethische Rahmenbedingungen des Einsatzes von KI im Gesundheitswesen sowie Möglichkeiten zur Unterstützung des betriebsärztlichen Handelns dargestellt.
Raum: Hörsaal 32 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 250)
Beiträge:
1

Einleitung

Der Einsatz KI-assistierter Technologien in der Pflege, wie z.B. auf lernenden Algorithmen basierende Entscheidungshilfen für Pflegeprozesse oder Monitoringsysteme zur Gesundheitsüberwachung, verspricht eine Optimierung der Arbeitsanforderungen von Pflegenden und eine Verbesserung der Versorgungsqualität. Obwohl inzwischen zahlreiche Einzelstudien und Übersichtsarbeiten zu diesen Technologien veröffentlicht wurden, ist es aufgrund der Heterogenität der Studien, u.a. in Bezug auf die Forschungsziele und Zielgruppen, schwierig, die Auswirkungen auf pflegerische Tätigkeiten zu beurteilen. Der Vortrag stellt Motivation, Methodik und Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit (PROSPERO ID: CRD42023389751) vor, die das Ziel verfolgte, (i) veröffentlichte Reviews zu digitalen Pflegetechnologien zu identifizieren und hinsichtlich ihrer Ziele, sowie der Befunde zum Zusammenhang mit (ii) Veränderungen der Arbeitsanforderungen, Gesundheit und Arbeitssicherheit von Pflegenden und (iii) aus Pflegebedürftigen-Perspektive ethisch relevanten Faktoren zusammenzufassen. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf einer Sonderauswertung zu KI-assistierten Technologien.

Methoden

Die Literatursuche erfolgte in acht Datenbanken, fünf zentralen Fachzeitschriften sowie den Referenzlisten der eingeschlossenen Reviews. Die methodische Qualität wurde anhand der AMSTAR 2-Checkliste bewertet.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 59 Reviews in die Sonderauswertung zu KI-assistierten Pflegetechnologien einbezogen. Zu den häufig untersuchten Zielen zählen Auswirkungen auf ökonomische Aspekte, Nutzungserfahrungen sowie Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit von Pflegebedürftigen. Hinsichtlich des Zusammenhangs mit veränderten Arbeitsanforderungen zeigten sich überwiegend positive Effekte bezüglich der Ausführung von Pflegetätigkeiten, dem Informationsmanagement sowie auch Zeitersparnisse. Inkonsistente oder kritische Effekte wurden in Bezug auf Arbeitsintensität und Arbeitsabläufe festgestellt. Die Reviews berichteten überwiegend positive Auswirkungen auf die berufliche Kompetenz. Zur Sicherheit am Arbeitsplatz sowie psychischen/physischen Gesundheit der Pflegenden liegen nur wenige Übersichtsarbeiten vor, die allerdings auf eine ungünstige Wirkung verweisen. Bezüglich des Zusammenhangs mit ethisch relevanten Faktoren, wie Wohltun/Nichtschädigung und Respekt vor der Autonomie der Pflegebedürftigen, waren die Befunde überwiegend gemischt.

Schlussfolgerung / Diskussion

Auf Basis dieser Erkenntnisse werden im Vortrag mögliche Implikationen für die sozio-technische Gestaltung von Arbeitssystemen in der Pflege sowie zukünftige Forschungsbedarfe diskutiert.
Frau Ulrike Rösler
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dresden
#Vortrag #Digitale Technologien #Ethik #Arbeitsschutz #Gesundheit #Pflegefachkräfte #systematische Literaturübersicht
2
Die schnellen Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz stellen nicht nur eine Herausforderung für die sicherheitsseitige Bewertung dar, sondern eröffnen gleichzeitig auch neue Möglichkeiten im Einsatz für den Arbeitsschutz selbst. Mit einem Fokus auf die Unterstützung der Gefährdungsbeurteilung wurde untersucht, welche Voraussetzungen sich aus der Anwendungsdomäne sowie aus den Eigenschaften der KI-Technologie ergeben. Aufgrund der Prävalenz von Textdaten in der Arbeitsschutzdomäne, wurden große Sprachmodelle zur Verarbeitung natürlicher Sprache in den Fokus genommen, welche im Rahmen einer Retrieval Augmented Generation mit textuellen Hintergrunddaten aus dem Arbeitsschutz angereichert werden. In einer abschließenden Expertenevaluation und damit verbundenen Feldtests werden Plausibilität und Praxistauglichkeit des Ansatzes getestet. In diesem Beitrag werden die ersten Ergebnisse aus Implementierung und Evaluation vorgestellt.

Herr Martin Westhoven
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund
#Vortrag
3
Motivation, Zielstellung und theoretischer Hintergrund

Die Bewertung der dermalen Exposition gegenüber Gefahrstoffen sowie die Entwicklung und Validierung von Modellen stellen ein wesentliches Forschungsfeld innerhalb des Arbeitsschutzes und der Chemikalienregulierung dar. Eine Herausforderung bildet jedoch die Datenquantität und -qualität, um solche Modelle zu entwickeln. Bisherige Expositionsstudien der dermalen Exposition gegenüber Chemikalien befassten sich mit Vergleichen von Messmethoden herkömmlicher Probenahmeverfahren (z.B. Gorman Ng et al. (2014)). Diese Methoden erfordern zeitaufwändige chemische Analysen. Eine vielversprechende Alternative stellt die KI-gestützte Bildanalyse dar, deren Ziel es ist, die Auswertung von Fluoreszenzaufnahmen zur Expositionsmessung zu vereinfachen. In dieser Machbarkeitsstudie wurde untersucht, wie die Vorverarbeitung von Fluoreszenzbildern die Auswertung durch Convolutional Neural Networks (CNN) im Vergleich zu den unbearbeiteten Originalen verbessert.

Experimentelle Methoden

Für die Studie wurde ein Teil des Datensatzes aus dem Projekt der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin "Systematische Untersuchung der dermalen Exposition gegenüber Gefahrstoffen am Arbeitsplatz (SysDEA)" verwendet. Der Teildatensatz enthält Bilder aus vier Standardtätigkeiten mit Chemikalien, die viermal von vier Probanden durchgeführt und Vorder- und Rückansicht der kontaminierten Person fotografiert wurden. Der Originaldatensatz besteht aus 256 Bildern und deren klassisch ermittelten Expositionswerten. Mithilfe von Bildverarbeitungsmethoden in Matlab konnten die Personen von ihrem Hintergrund segmentiert und die Fluoreszenzmuster extrahiert werden. Der original und bearbeitete Datensatz wurden benutzt, um zwei mehrschichtige CNN-Modelle in Python zu trainieren und ihre Modellgüte (Bestimmtheitsmaß R2) zu vergleichen.

Ergebnisse und Diskussion

Der Originaldatensatz erzielte ein Bestimmtheitsmaß von R2 = 0.28, wohingegen der vorverarbeitete Datensatz ein R2 = 0.76 hatte. Durch die Bildbearbeitung werden nur die notwendigen Muster für die Berechnung verwendet und dadurch zuverlässige Werte ermittelt. Es stellt sich die Frage, ob dies auch bei größeren Rechenkapazitäten oder aber auch bei größeren Datensätzen weiterhin gilt. Weitere Forschungsfragen betreffen die Generierung synthetischer Daten zur Modellverbesserung sowie die Analyse und Entwicklung für weitere Expositionssituationen.
Frau PD Dr. rer. nat. Thea Radüntz
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund
#Vortrag
4
Lungengängige, biobeständige Fasern können tief in die Lunge eindringen, werden hier jedoch nicht vom körpereigenen Reinigungsmechanismus erfasst und verbleiben daher für lange Zeit im Körper. Dies kann zu Entzündungen und Krebserkrankungen führen. Damit faserstaubassoziierte Berufserkrankungen vermieden werden, muss die Exposition gegenüber luftgetragenen Fasern am Arbeitsplatz minimiert werden.
Die Bestimmung der Anzahlkonzentration luftgetragener anorganischer Fasern am Arbeitsplatz erfordert die Erkennung von auf einem Filter gesammelten Fasern im Rasterelektronenmikroskop (REM) und ihre Identifizierung mittels Energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX). Die Nachweisgrenze des Verfahrens liegt unter Standardauswertebedingungen bei 15.000 Fasern pro m³ (DGUV-Information 213-546). Niedrigere Konzentrationsgrenzen erfordern eine angepasste Probenahme und/oder größere ausgewertete Filterflächen. Der damit verbundene Analyseaufwand kann durch teilautomatisierte Filterauswertung vermindert werden.
An der BAuA wurde eine Software für eine hochgradig automatisierte Erkennung und Identifizierung von lungengängigen Fasern auf Filterproben aus Expositionsmessungen entwickelt. Sie kombiniert eine Mikroskopsteuerung mit einer automatisierten Fasererkennung und -vermessung, die zur Bildanalyse künstliche neuronale Netze nutzt. Die stoffliche Identität von Fasern kritischer Geometrie wird automatisiert auf Basis von EDX-Daten bestimmt. Abmessungen und Klassierungen sämtlicher erkannter Fasern werden detailliert dokumentiert. Auf diese Weise wird die Zeit, die Experten für die direkte Interaktion mit dem Mikroskop aufwenden müssen, deutlich reduziert. Die Einhaltung zukünftig weiter abgesenkter Grenzwerte für Fasern am Arbeitsplatz wird durch unsere Software mit geringerem Aufwand überprüfbar.
Aktuelle Arbeiten fokussieren darauf, die Vertrauenswürdigkeit der Softwarelösung zu überprüfen und weiter zu optimieren. Indem sie zukünftig allgemein verfügbar gemacht wird, soll die Vergleichbarkeit, Ergebnisdokumentation und Qualitätssicherung von Faseranalysen gesteigert und so ein Beitrag für eine sichere und gesunde Arbeitswelt geleistet werden.

Frau Kerstin Kämpf
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin
#Vortrag #Biobeständige Fasern #Arbeitsplatzmessung #Künstliche Intelligenz
5
Hintergrund
Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in die arbeitsmedizinische Forschung ergänzt bisher verwendete Methoden und ermöglicht es, größere Datenmengen effizient zu analysieren, neue Korrelationen zu erkennen und Expert:innen in der Praxis unterstützen.

Zielsetzung
Mit dem Ziel, KI praxisbezogen in die Arbeitsmedizin zu integrieren, werden im Kontext verschiedener Forschungsprojekte lernende Systeme und Algorithmen entwickelt.

Methodik
Im Kontext des Projekts BGMvital wurde ein lernendes System entwickelt, welches unter anderem einen Fokus auf Gesundheitskompetenz in der Arbeitswelt legt. Dieses Konzept wird nun im Zuge des Projekts BAKI (Betriebsärztliches Handeln: Zukunftsorientiert, interdisziplinär und evidenzbasiert mit KI)-Projektes erweitert und von den Projektpartnern der Universität Würzburg ein neues System entwickelt, welches Ressourcen- und Gefährdungsprofile von Beschäftigten in „virtuellen Arbeitssettings“ erkennt. Das System wird dabei auch basierend auf den Ergebnissen von BGMVital und anderen Forschungsprojekten des Institutes entwickelt. Gleichzeitig wird anhand einer Vorstudie ein Prototyp entwickelt, welcher sicherstellen soll, dass ein geeigneter Algorithmus gefunden wird, welcher mit Daten aus einer nicht-relationalen (noSQL) Datenbank arbeiten kann. Das volle Modell wird später mit einer größeren Stichprobe spezifiziert, um möglichst akkurate Ergebnisse zu erzeugen. Anschließend soll der Einsatz dieses Systems noch mit VR/AR-Anwendungen ergänzt werden, um eine bessere Versorgung für Personen zu gewährleisten, welche mit traditionellen betriebsärztlichen Maßnahmen oft nicht erreicht werden können.

Ergebnisse
Im Zuge des Projektes BGMvital wurde ein lernendes System entwickelt, das nicht nur vollständig automatisiert ein Echtzeit-Feedback für Benutzer:innen liefert, sondern die internen Datenbanken entsprechend anpasst. Basierend auf der Entwicklung dieses Modells wird im Zuge des BAKI-Projektes ein weiteres System entwickelt, welches sich gerade in der Prototypen-Phase befindet.

Schlussfolgerung/Ausblick
Durch die Integration von KI-Methoden in die arbeitsmedizinische Forschung ergeben sich neue Möglichkeiten, wodurch individuelle Risikofaktoren genauer identifiziert und passgenauere arbeitsmedizinische Maßnahmen entwickelt werden können. Automatisierte Prozess- und Auswertungsschritte verkürzen zudem die Analyseintervalle, sodass gesundheitsförderliche oder -schädigende Trends früher erkannt werden können.
Frau Susanne Völter-Mahlknecht
Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Arbeits-, Sozial- und Präventivmedizin, Göttingen
Frau Carolin Wienrich
Julius-Maximilians Universität Würzburg, Würzburg
#Vortrag
Mi
02 Apr
17:00 - 17:45
ICOH
Deutsche ICOH-Sitzung
Raum: Hörsaal 32 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 250)
Vorsitz: Peter Angerer
Mi
02 Apr
18:00 - 20:00
DGAUM Mitglieder
Mitgliederversammlung der DGAUM
Geschlossene Präsenzveranstaltung für Mitglieder der DGAUM
Raum: Hörsaal 33 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 790)
Mi
02 Apr
20:00 - 22:00
DGAUM Get-Together
Get-Together der DGAUM
Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung erforderlich.
Raum: Foyer K (Standort: Gebäude K)
Do
03 Apr
08:15 - 11:30
Rahmenprogramm
Betriebsbegehung bei Axalta Coating Systems Germany GmbH & Co.KG
Anmelde- und kostenpflichtige Betriebsbegehung (inkl. Shuttleservice)
Ort: Märkische Str. 243, 42281 Wuppertal
www.axalta.com
Axalta Coating Systems ist ein weltweit führendes Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Produktion von Flüssig- und Pulverlacken spezialisiert. Am Standort Wuppertal stellen 2.000 Beschäftigte jährlich 90.000 Tonnen Flüssiglack und Beschichtung her, vor allem für die Automobilindustrie. Erhalten Sie Einsicht über folgende Themen im Arbeitsalltag bei Axalta:
  • Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen: G33 Kontakt mit aromatischen Nitroverbindungen, G46 Belastung des Muskel- und Skelettsystems
  • Kontamination mit toxischen Chemikalien am Beispiel Kresol 
  • Ergonomie
Do
03 Apr
08:30 - 10:00
Vorträge
Arbeit mit Krankheit I
Raum: Hörsaal 32 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 250)
Vorsitz: Hans Martin Hasselhorn und Melanie Ebener
Beiträge:
1

Einleitung

Ungünstige Arbeitsbedingungen können bei Beschäftigten mit Multipler Sklerose (MS) negativ auf Symptome und Krankheitsverlauf wirken und dazu führen, dass Betroffene ihre Arbeitsstunden reduzieren, ihren Beruf wechseln oder vor dem regulären Rentenalter aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Ziel der vorliegenden Studie war es, die von Beschäftigten wahrgenommenen Arbeitsstressoren und -ressourcen sowie deren Effekte auf Symptome und Arbeitsfähigkeit zu explorieren.

Methoden

Es wurden qualitative Einzelinterviews per BigBlueButton und Telefon geführt. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und mit Hilfe der Software MAXQDA 2024 inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse

Die 26 befragten Personen (73% Frauen) waren zum Zeitpunkt des Interviews zwischen 26 und 59 Jahre alt (M=38, SD=10,2) und in verschiedenen Branchen (u. a. Öffentlicher Dienst, IT, Handwerk, Handel und Industrie) tätig. Als höchsten Bildungsabschluss gaben 69% der Befragten an, über einen (Fach-)Hochschulabschluss (oder höher) zu verfügen. Stressoren und Ressourcen ließen sich in drei Gruppen kategorisieren: 1) Arbeitsbezogene Faktoren (Arbeitsanforderungen, Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung), 2) Soziale Faktoren (Interaktion mit Vorgesetzten, Kolleg:innen, Kunden/Klienten und Angestellten) und 3) Personenbezogene Faktoren (eigene Einstellungen und Erwartungen, Stress durch Erkrankung). Stressoren bewirkten laut der Befragten u. a. Fatigue, Empfindungsstörungen, Kognitionsstörungen und Seh- und Gehbeeinträchtigungen, die sich hinderlich auf die Ausübung der Tätigkeit auswirkten. Ressourcen verbesserten laut der Befragten Kognition und Feinmotorik und gaben Motivation und Kraft zur Ausübung der Tätigkeit.

Schlussfolgerung / Diskussion

In unserer Studie konnten verschiedene Stressoren identifiziert werden, die individuell oder in Summe aus Sicht der Teilnehmenden zum Auftreten oder einer temporären Verschlechterung von MS-Symptomen führten. Explorierte Ressourcen geben Hinweis darauf, welche Arbeitsbedingungen eine gelingende Ausübung von Tätigkeiten begünstigen. Eine große Rolle spielten hierbei vor allem soziale Unterstützung und Flexibilität in der Einteilung von Arbeitszeit (besonders auch Homeoffice) und -aufgaben. Das gewonnene Wissen kann dabei helfen, erste Ansatzpunkte für mögliche Verbesserungen oder Strategien im Umgang mit MS am Arbeitsplatz zu finden.
Frau Jessica Bau
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
Institut für Medizinische Soziologie, Sektion Public Health, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
Frau Lisa Guthardt
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
#Vortrag #Arbeitsstressoren #Arbeitsressourcen #Multiple Sklerose #Symptome #Arbeitsfähigkeit
2
Hintergrund
Präsentismus – definiert als Arbeiten trotz Krankheitsgefühl – ist in der Arbeitswelt weit verbreitet. Das integrative Modell des Krankheitsverhaltens am Arbeitsplatz von Hägerbäumer (2017) legt nahe, dass der allgemeine Gesundheitszustand eine wesentliche Rolle im Entscheidungsprozess spielt, ob eine Person arbeitet oder sich krankmeldet. Chronische Erkrankungen, die etwa ein Drittel der Erwerbstätigen in Deutschland betreffen, können den allgemeinen Gesundheitszustand beeinträchtigen. Dennoch ist das Verständnis von Präsentismus in dieser Beschäftigtengruppe begrenzt. Ziel dieses Scoping Reviews ist es, die bestehende Forschung zu Präsentismus bei Beschäftigten mit chronischen Erkrankungen zu synthetisieren und zu bündeln.
Methode
Entsprechend der Methodik von Arksey und O’Malley (2005) wurde ein Scoping Review durchgeführt. Zur Identifizierung relevanter Studien wurden im Mai 2024 in den Datenbanken PsycINFO, MEDLINE, SocINDEX, Business Source Premier und Web of Science Suchen durchgeführt und die Treffer von zwei Reviewerinnen analysiert. Zusätzlich wurde eine Schneeballsuche nach Claes (2014) durchgeführt.
Ergebnisse
Insgesamt wurden in der Datenbank- und Schneeballsuche 5220 Treffer ermittelt, von denen 27 Studien in das Review eingeschlossen wurden. Die Synthese der Studien zeigt, dass Beschäftigte mit chronischen Erkrankungen überdurchschnittlich häufig Präsentismus zeigen. Statistisch gesehen erhöht das Vorliegen einer chronischen Erkrankung die Wahrscheinlichkeit, trotz Krankheitsgefühl zu arbeiten. Personen mit schweren Gesundheitsproblemen zeigen häufiger Präsentismus als weniger stark beeinträchtigte Personen. Aus der Forschung bekannte Motive für Präsentismus treffen auch für Beschäftigte mit chronischen Erkrankungen zu, zusätzlich zeigen sich jedoch Motive, die spezifisch auf die chronische Erkrankung zurückzuführen sind (z.B. „Aufsparen“ von Krankheitstagen).
Diskussion
Das Wissen über Präsentismus bei chronischen Erkrankungen ist begrenzt. Forschungsergebnisse zeigen, dass Präsentismus in dieser Beschäftigtengruppe weit verbreitet ist. Dies könnte neben der erhöhten Anzahl an Tagen mit Krankheitsgefühl an dem zusätzlichen Set an Motiven für Präsentismus liegen. Weitere Forschung ist notwendig, um zu analysieren, inwiefern Präsentismus im Kontext von chronischen Erkrankungen funktional oder dysfunktional sein kann und welche Faktoren damit zusammenhängen. Dieses Wissen ist erforderlich, um Praxisempfehlungen zu entwickeln.
Frau Henrike Schmitz
Universität zu Köln, Lehrstuhl für Arbeit und berufliche Rehabilitation, Köln
#Vortrag #Präsentismus #chronisch krank #Arbeitsfähigkeit
3
Psychosocial working conditions, such as demands or decision authority, are associated with sickness absence days. Evidence on the impact of psychosocial working conditions on sickness absence is important to inform healthy work design so that employees can stay at work, and for development of targeted interventions to reduce sickness absence days. Therefore, this study aims to investigate whether psychosocial working conditions are associated with sickness absence days in employees with symptoms of common mental disorders.

Study participants of a randomized controlled trial (friaa, frühe Intervention bei der Arbeit) investigating effectiveness of psychotherapeutic consultation at work are investigated. At baseline (T0) the Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) assesses several items covering demands, influence and possibilities for development, and social relations and leadership scales. At T0, nine (T1) and 15 (T2) months later, the number of self-reported sickness absence days are assessed. Negative binomial regression analyses estimate relationships between centered COPSOQ variables and reported sickness absence days at T1 (n=402) and T2 (n=356) while adjusted for sickness absence days at T0, sex, age and occupational position (blue collar/white collar). Regression coefficients show the change in the log-transformed expected values of the outcome.

For T1, a full model including 12 COPSOQ scales shows a significant negative association between influence at work at T0 and sickness absence days at T1 (B= -0.01, p=0.03), indicating that higher influence at work at T0 is associated with lower sickness absence days. For T2, the model shows a significant negative association between sense of community at T0 and sickness absence days (B=-0.02, p=0.01), indicating that higher sense of community is associated with lower sickness absence days.

The study showed that specific psychosocial working conditions, i.e., influence at work and sense of community, are associated with sickness absence days in a sample of employees reporting symptoms of common mental disorders. Out of several scales of the COPSOQ, it seems that influence at work and sense of community are relevant working conditions that may be beneficial for achieving reduction of sickness absence days among employees with symptoms of common mental disorders.
Frau Meike Heming
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, CHS, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
#Vortrag #sickness absence #common mental disorder #psychosocial working conditions #mental health
4

Einleitung

Immer mehr AU-Tage sind statistisch auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, was das Thema im Hinblick auf die berufliche Teilhabe von Beschäftigten immer relevanter macht. Die häufigste psychische Erkrankung ist dabei die Depression (DAK, 2023). Eine besondere Herausforderung stellen Depressionen bei Männern dar: Zum einen wissen sie vergleichsweise weniger über Depressionen (Cotton et al., 2006), zum anderen sind sie im Falle einer Erkrankung seltener bereit, sich Unterstützung zu suchen (DPtV, 2021). Daher galt es zu überprüfen, über welches Wissen Männer bereits verfügen und wo und wie Aufklärung am Arbeitsplatz ansetzen sollte.​​

Methoden

Es wurden 17 teilstandardisierte Interviews sowohl mit depressiven („D“; n = 10) als auch nicht depressiven Männern („N“; n = 7) geführt. Diese dauerten ca. eine Stunde und wurden in Anlehnung an Mayring (2015) ausgewertet.

Ergebnisse

Als Ursachen von Depressionen vermuteten die Befragten am häufigsten soziale Aspekte, insbesondere Stress (N: 86%, D: 20%), Traumatische Ereignisse (N: 57%; D: 60%) sowie die Arbeit (N: 43%). Kaum bekannt waren biologische und psychologische Ursachen. Die Hälfte der nicht Depressiven (50%) und ca. ein Drittel der Depressiven (30%) wurde nie über psychische Erkrankungen informiert. Wenn sie aufgeklärt wurden, dann am Arbeitsplatz (N: 50%; D: 20%) oder durch das private Umfeld (N: 17%; D: 20%). Als geeignete Orte für Aufklärung wurden insbesondere der Arbeitsplatz (N: 33%; D: 30%) und (Hoch-)Schulen (N: 17%; D: 70%) definiert. Hier würden sie sich v.a. handlungsbezogene Informationen (N: 33%; B: 40%) und Hilfestellungen zur (Früh-)Erkennung von Depressionen (N: 33%; D: 30%) wünschen. Zudem betonten viele Depressive (40%), dass stärker sensibilisiert und zum Aufsuchen von Hilfe motiviert werden sollte.​​​​​

Schlussfolgerung / Diskussion

Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, depressive Erkrankungen - insbesondere auch bei Männern - stärker in den Fokus des BGM zu rücken. Obwohl ein Großteil der Befragten berufstätig war, gaben nur ca. 29% an, von ihrem Arbeitgeber aufgeklärt worden zu sein. Gleichzeitig wurde aber der Arbeitsplatz als geeigneter Ort für solche Maßnahmen definiert. Im Rahmen des BGM sollte zum einen präventiv über Ursachen und Risikofaktoren von Depressionen aufgeklärt werden und zum anderen durch die Vermittlung handlungsbezogener Informationen, einen Fokus auf Früherkennung und eine übergreifende Sensibilisierung dazu beigetragen werden, dass erkrankte Beschäftigte frühzeitig geeignete Behandlung erhalten.
Frau Ann-Kathrin Grotenburg
RWTH Aachen, Institut für Psychologie, Lehr- und Forschungsgebiet Gesundheitspsychologie, Aachen
#Vortrag #Depressionen #Aufklärung #Männer
5

Einleitung

In Anbetracht der Bedeutung der Bildung künftiger Generationen ist die Entwicklung und Aufrechterhaltung eines gesunden und widerstandsfähigen Lehrkörpers in der Sekundarstufe von entscheidender Bedeutung. Die COVID-19-Pandemie war für die Lehrer einzigartig, da sowohl der Unterricht in Präsenz als auch Online mit besonderen Belastungen und Risiken verbunden war. In diesem Zusammenhang können aus der COVID-19-Pandemie Lehren für die psychische Gesundheit und Belastbarkeit von Lehrern gezogen werden.

Methoden

Es wurde ein Scoping Review durchgeführt, um die Primärliteratur seit 2020 über Burnout, Depressionen und Angstzustände bei Sekundarschullehrern in Europa während der COVID-19-Pandemie zu überprüfen und zusammenzufassen.

Ergebnisse

Es wurden sechzehn Studien aus verschiedenen europäischen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Datenerhebung während der Pandemiejahre identifiziert. Nur zwei waren Längsschnittstudien, die anderen waren Querschnittsstudien. Der Schweregrad der psychischen Gesundheitsprobleme war hoch und schien sich im Verlauf der Pandemie zu verschlimmern. Weibliche Lehrer waren möglicherweise stärker betroffen als männliche Lehrer. Der „Healthy-Worker Effect“ kann dazu führen, dass der Schweregrad in Querschnittsstudien unterschätzt wird. Emotionale Intelligenz, emotionale Autonomie und Resilienz zeigten sich als potenziell modifizierbare Faktoren.

Schlussfolgerung / Diskussion

Für diese Berufsgruppe, die besonders anfällig für Burnout, Angstzustände und Depressionen zu sein scheint, haben wir Lücken in der Literatur identifiziert, die geschlossen werden müssen und auch Möglichkeiten der präventiven Arbeitsmedizin identifiziert.
Frau Sarah Herman
Uniklinik Köln, Köln
#Vortrag
6
Hintergrund: Im beruflichen Umfeld kann die psychische Gesundheit von Arbeitnehmern durch komplexe Wechselwirkungen zwischen dem Einzelnen und seinem Arbeitsumfeld beeinflusst werden. Ziel dieser Querschnittsanalyse war es, den Zusammenhang zwischen der Passung zwischen Person und Arbeitsumfeld und der psychischen Gesundheit zu untersuchen.

Methode: Es wurden die Daten von n = 568 Teilnehmern der LIFE-Kohorte analysiert, darunter soziodemografische Merkmale, drei Dimensionen des Person-Umwelt-Fit (P-E-Fit), sowie Symptome von Depression und Angst. Die statistische Analyse umfasste sowohl deskriptive Analysen als auch lineare Regressionsmodelle, unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status, Familienstand und beruflichen Status.

Ergebnisse: Es zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen Alter, Familienstand, SES, Beschäftigungsstatus, Depressions- und Angstsymptomen und P-E-Fit. Die Regressionsmodelle ergaben, dass eine höhere wahrgenommene Passung mit einer geringeren Symptomschwere hinsichtlich Depressionen und Ängsten assoziiert war.

Diskussion: Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Passung zwischen Person und Umfeld für die psychische Gesundheit. Ein optimales Gleichgewicht zwischen Bedürfnissen und Anforderungen kann als ein wichtiger Faktor für Gesundheit und Wohlbefinden angesehen werden. Somit können Arbeitsnehmenden, als auch Unternehmen gleichermaßen von einer hohen Passung profitieren.

Frau Dr. Franziska Jung
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin & Public Health, Med. Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig
#Vortrag #Person-Umwelt-Fit, Depression, Angst
Do
03 Apr
08:30 - 09:45
Vorträge
Tätigkeitsspezifische psychische Belastungen
Raum: Hörsaal 28 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 100)
Vorsitz: Nina Garthe und Esther Rind
Beiträge:
1
Problemstellung. Immer wieder sind Beschäftigte im Rahmen ihrer Arbeit mit verschiedenen Erscheinungsformen von Aggression und Gewalt konfrontiert. Zwar sind die negativen Auswirkungen dieser Belastung auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten gut dokumentiert. Inwiefern die Belastungsintensität und die daraus resultierende Beanspruchung über verschiedene Berufsgruppen verallgemeinerbar sind, bleibt bislang jedoch unklar. Ziel dieser Untersuchung ist es daher, die Häufigkeit von Gewalt und Aggression am Arbeitsplatz und deren Einfluss auf das Wohlbefinden über verschiedene Berufsgruppen zu vergleichen.

Methode. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung füllten 4567 Beschäftigte aus 33 Berufsgruppen in Deutschland ein online-Zusatzmodul zur Häufigkeit verschiedener Formen von Aggression und Gewalt bei der Arbeit sowie den WHO-5 Fragebogen zum Wohlbefinden vollständig aus. Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig. Anhand der Tätigkeitsbeschreibungen und in Abstimmung mit den Betrieben wurden die befragten Tätigkeitsgruppen vorab gemäß der International Standard Classification of Occupations (ISCO) gruppiert. Mittels deskriptiver Statistiken und linear gemischter Modelle wurden berufsgruppenspezifische Unterschiede sowohl in der Exposition mit Aggression und Gewalt als auch in den Zusammenhängen mit dem Wohlbefinden der Beschäftigten analysiert.

Ergebnis. Knapp 40% (ICC1 = 39,8) der Unterschiede im Gesamtindex "Aggression und Gewalt" werden durch die Berufsgruppenzugehörigkeit erklärt. Krankenpflege- und Geburtshilfefachkräfte sowie Polizeibedienstete berichten die höchste berufsbedingte Exposition mit Aggression und Gewalt; akademische Fachkräfte in Vertrieb und Marketing sowie Technikerinnen und Techniker berichten die niedrigsten Werte. Erwartungskonform sinkt mit zunehmender Belastungsexposition das Wohlbefinden. Diese Zusammenhänge variieren jedoch erheblich zwischen den Berufsgruppen und sind bei den akademischen Fachkräften am stärksten (r = -.66) und bei den Polizeibediensteten, trotz erhöhter Exposition, vergleichsweise niedrig (r = -.08) ausgeprägt.

Schlussfolgerung. Berufsgruppen mit besonderer Exposition mit Aggression und Gewalt sind nicht notwendigerweise auch jene Gruppen, deren psychische Gesundheit am stärksten unter der Exposition leidet. Der Beitrag diskutiert mögliche Ursachen und Implikationen dieser Unterschiede im Hinblick auf den betrieblichen Arbeitsschutz.
Herr Roman Pauli
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen
#Vortrag #Aggression und Gewalt #psychische Belastung #Berufsgruppen #Wohlbefinden
2

Einleitung

Angesichts der steigenden Zahl psychischer Erkrankungen gewinnt die Beurteilung psychischer Belastung an Bedeutung. Zur Reduktion gesundheitlicher Beeinträchtigungen ist es notwendig, psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz frühzeitig zu identifizieren und im Sinne einer vorrausschauenden Arbeitsgestaltung bereits in ihrer Entstehung zu verhindern. Gleichermaßen zeigt sich, dass bestehende Instrumente zur Gefährdungsbeurteilung (GBU) die speziellen Anforderungen von Interaktionsarbeit nur unzureichend abbilden (Richter, 2010). Aus der bislang geringen Berücksichtigung von interaktionsspezifischen Belastungsfaktoren resultiert die Zielstellung des vorliegenden Beitrags, ein Belastungsscreening zu entwickeln, das mögliche Gefährdungen interaktiver Tätigkeiten ganzheitlich erfasst.

Methoden

Im Rahmen der Entwicklung des Belastungsscreenings wurde ein Mixed-Methods-Instrument-Development-Design (MMID-Design) angewandt und konzeptionell weiterentwickelt (Pentzek et al., 2012). MMID-Designs ermöglichen die Entwicklung von praxistauglichen Instrumenten, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der späteren Nutzergruppe zugeschnitten sind (Creswell & Clark, 2018). So ist es im Bereich der Gefährdungsbeurteilung von Bedeutung, dass Instrumente tätigkeitsspezifische Gefährdungen der späteren Zielgruppe präzise erfassen. Durch die vorgeschaltete qualitative Studie kann die Evidenz relevanter Gefährdungsfaktoren sichergestellt werden (Creswell, 1999). Im Rahmen des methodischen Vorgehens wurden 106 halbstandardisierte Interviews in 6 Berufsgruppen durchgeführt, um auf Basis der gewonnenen Daten geeignete Skalen und Items für das Belastungsscreening zu entwickeln.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der qualitativen Studie verdeutlichen, dass interaktionsspezifische Gefährdungen vor allem in der Konfrontation mit Tod, unfreundlichem Kundenverhalten sowie verbalen, sexuellen und körperlichen Übergriffen liegen. Weitere Belastungsfaktoren umfassten den Umgang mit überzogenen Kundenerwartungen, illegitimen Beschwerden und mangelnder Kundenbeteiligung. Insgesamt entstand ein Itempool bestehend aus 159 Items.

Schlussfolgerung / Diskussion

Zusammenfassend zeigt sich, dass MMID-Designs durch die aktive Einbindung der späteren Nutzergruppe in den Entwicklungsprozess den Nutzen und die Praxistauglichkeit von GBU-Instrumenten erhöhen können. In diesem Beitrag wird der Entwicklungsprozess des Itempools vorgestellt.
Herr Jonas Wehrmann
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund
#Vortrag #Aggression und Gewalt #Psychische Gesundheit
3

Einleitung

Psychische Belastungen in wissenschaftlichen Institutionen werden häufig mit Blick auf die Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses diskutiert. Befragungen mit dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) bieten einen breiteren Zugang zum „Arbeiten in der Wissenschaft“ und können Aufschluss geben, inwiefern sich dabei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen von Hochschulen bzw. Universitäten unterscheiden (Teil 2).

Methoden

Die Datenbasis der Analysen bilden anonymisierte Angaben aus Befragungen der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW) bei 20 außeruniversitären Einrichtungen (Fraunhofer-, Helmholtz-, Leibniz-, Max-Planck-Institute) sowie bei acht Hochschulen / Universitäten zwischen 2019 und 2024. Neben deskriptiven Analysen werden Mittelwerte unterschiedlicher Subgruppen miteinander verglichen. Alle Skalen sind 0-100 Punkte skaliert.

Ergebnisse

Die o.g. Institutionen umfassen die Angaben von insgesamt 5.153 Personen, von denen 2.621 anhand der Klassifikation der Berufe (KldB 2010, V. 2020) im Bereich „Wissenschaft“ verortet werden. Die Arbeitsbedingungen in dieser Gruppe werden zum einen denen von 1.804 Verwaltungsbeschäftigten aus denselben Institutionen und zum anderen denen des repräsentativ gewichteten Querschnitts aller Berufe in Deutschland (n = rd. 250.000) gegenübergestellt. Klare Unterschiede zwischen den Subgruppen zeigen sich z.B. hinsichtlich der Entgrenzung der Arbeit (Wissenschaft: 55 Punkte, Verwaltung: 33 Punkte), aber auch beim Einfluss auf die Arbeit (62 vs. 49 Punkte). Gegenüber dem Querschnitt der Berufe zeigen sich wiederum die Befragten aus beiden Subgruppen überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Arbeit (70 bzw. 68 vs. 64 Punkte).

Schlussfolgerung / Diskussion

Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich die Arbeit in wissenschaftlichen Berufen in einigen Aspekten von dem in anderen Berufsfeldern abhebt. Das legen auch andere Untersuchungen nahe. In anderen Aspekten weicht sie – von der Warte des Berufsgruppenvergleichs – nicht nennenswert von anderen Feldern ab. Die Form der Arbeitsorganisation wäre eine naheliegende Perspektive, um weitere Abweichungen zu suchen. Sie wird deshalb im Folgereferat behandelt.
Herr Dr. Hans-Joachim Lincke
FFAW: Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH, Freiburg
#Vortrag #Psychische Belastung #COPSOQ #Wissenschaft #Hochschule #Gefährdungsbeurteilung
4

Einleitung

Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung wurden 28 wissenschaftliche Organisationen mit dem COPSOQ befragt. Die daraus hervorgegangene Datenbasis wurde im vorausgehenden Referat (Teil 1) vorgestellt. Die hier gezeigten Ergebnisse gehen der Frage nach, ob sich typische Belastungs- und Beanspruchungsprofile von Wissenschaftler:innen in Abhängigkeit davon ergeben, ob sie an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung oder einer Hochschule bzw. Universität arbeiten. Dahinter steht die Erkenntnis, dass neben Tätigkeitsinhalten die Form der Arbeitsorganisation das psychosoziale Wohlbefinden beeinflusst.

Methoden

Die anonymisierten Angaben von 2.621 Wissenschaftler:innen aus 28 Institutionen wurden ausgewertet. Bei der Befragungwaren 1.545 Personen bei einer außeruniversitären Forschungseinrichtungen und 1.076 an einer Hochschule bzw. Universität beschäftigt. Die Auswertung bezieht sich auf alle 31 mit dem COPSOQ erhobenen Standard-Skalen (fünfstufig, 0-100 Punkte). Zur Aufdeckung von Gruppenunterschieden wurden Skalenmittelwerte in einer Varianzanalyse (ANOVA) verglichen. Die Effektstärke von Unterschieden wurde mit Cohen’s d ab >= 3 Punkte als schwacher und ab 7 Punkten als mittlerer Effekt definiert.

Ergebnisse

Bei 14 von insgesamt 31 Skalenwerten unterscheiden sich die Mittelwerte zwischen den Gruppen höchst signifikant (p < .001). Dabei weichen 8 von 24 Belastungsfaktoren und 1 von 7 auf Seite der Beanspruchungsfaktoren um wenigstens 7 Punkte ab. Damit weisen sie auf deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen hin. Die fünf deutlichsten Effekte nach Organisationsform zeigen sich bei den Skalen „Spielraum bei Pausen und Urlaub“ (|d| ≈ 0,64), „Unsicherheit des Arbeitsplatzes“ (|d| ≈ 0,58), „Emotionale Anforderungen“ (|d| ≈ 0,53), „Arbeitsumgebung / phys. Anforderungen“ (|d| ≈ 0,51) und „Menge sozialer Kontakte“ (|d| ≈ 0,51). Die übrigen neun signifikanten Unterschiede liegen zwischen |d| ≈ 0,22 und |d| ≈ 0,37.

Schlussfolgerung / Diskussion

Die Abweichungen zeigen kein eindeutiges, sondern ambivalentes Bild. Die höheren physischen Anforderungen bei außeruniversitären Instituten könnten naturwissenschaftlichen Schwerpunkten (Gefahrstoffe usw.) geschuldet sein. Die geringeren emotionalen Anforderungen gegenüber der Arbeit an einer Hochschule / Universität lässt sich durch den geringeren Umfang an Lehrverpflichtungen plausibel erklären. Unter Absehung von Limitationen der Datenbasis kann diskutiert werden, inwiefern außeruniversitäre Einrichtungen stärker von „Normalarbeitsverhältnissen“ durchdrungen sind.
Herr Dr. Matthias Nübling
FFAW: Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH, Freiburg
#Vortrag #Psychische Belastung #COPSOQ #Wissenschaft #Gefährdungsbeurteilung #Hochschule
5
Hintergrund: Landwirt:innen sind bedeutsamen Gesundheits- und Stressrisiken, physisch sowie psychisch, ausgesetzt. Ungeachtet der internationalen Literatur, die hohe Prävalenzen für psychische Erkrankungen bei Landwirt:innen und Zunahmen über die Jahre aufweist, gibt es bisher wenig wissenschaftliche Evidenz aus Deutschland. Daher untersucht diese Studie, inwieweit wissenschaftliche Erkenntnisse zur psychischen Gesundheit bei Landwirt:innen in Deutschland vorhanden sind und stellt sich ergebende Forschungsimplikationen heraus.

Methode: Für gezielte Informationen zur psychischen Gesundheit von Landwirt:innen in Deutschland, wurde eine systematische Literaturübersicht mittels Population-Concept-Context (PCC) Frameworks erstellt. Das a-priori erstellte Review-Protokoll wurde bei OSF registriert. Als Auswahlkriterien wurden verwendet: a) Sprache: Englisch oder Deutsch, b) Veröffentlichung zwischen 2014-2024, c) Originalstudie, d) Population: Landwirt:innen, e) Konzept: psychische Gesundheit und f) Kontext: Deutschland. Es wurden die Datenbanken Web of Science und Google-Scholar genutzt sowie zusätzliche Referenzen durch den Kontakt zu Expert:innen.

Ergebnisse: Initial wurden 440 Quellen identifiziert. In das Volltext-Screening wurden 21 Publikationen eingeschlossen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass bisher keine Prävalenzen oder umfassenden Daten zu psychischen Erkrankungen in der Landwirtschaft in Deutschland vorliegen. Als Stressoren zeichnen sich mentale Belastungen durch zeitlichen und finanziellen Druck, soziale Konflikte (z. B. durch Hofübergabe), Entgrenzung, steigende Bürokratie und gesetzliche Rahmenbedingungen ab. Quantitative Daten belegen ein höheres empfundenes Stresslevel als die deutsche Allgemeinbevölkerung, ein hohes Burnout-Risiko und vermehrte Schlafstörungen. Qualitative Daten ergeben für das Thema psychische Erkrankungen zusätzlich ein geringes Wissen und Bewusstsein und verspätete Inanspruchnahme von Hilfen. Vollständige Ergebnisse werden auf der Konferenz präsentiert.

Schlussfolgerung: Bisherige Ergebnisse zeigen im internationalen Vergleich einen geringen Wissensstand über die psychische Gesundheit von Landwirt:innen in Deutschland, mit fehlenden wichtigen Daten, z. B. zu Prävalenzen, aber deutlichen Hinweisen auf hohe psychische Belastungen. Weitere Basisforschung ist erforderlich, um die psychische Gesundheit der Landwirt:innen in Deutschland beurteilen zu können um zukünftig passgenaue Interventionen entwickeln zu können.

Frau Louisa Scheepers
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
#Vortrag #Psychische Gesundheit #Psychische Belastung #Landwirtschaft #Deutschland
Do
03 Apr
08:30 - 10:00
Vorträge
Arbeitsumgebung
Raum: Hörsaal 26 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 180)
Vorsitz: Irina Böckelmann und Marcel Schweiker
Beiträge:
1
Entwicklung der Freizeitlärmexposition und deren Auswirkungen auf die Hörfähigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen: erste Ergebnisse aus 15 Jahren OHRKAN-Kohortenstudie
Valeriya Petrova1, Susanne Senninger1, Jonas Huß1, Moritz Baumgärtner1, Doris Gerstner1, Veronika Weilnhammer1, Caroline Herr1,2, Stefanie Heinze1,2, Caroline Quartucci1,2
1 Sachbereich für Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie; Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München, Deutschland
2 Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland

Zielsetzung: In den vergangenen Jahren ist Freizeitlärm als möglicher Risikofaktor für Gehörschäden bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen verstärkt in das Blickfeld der Öffentlichkeit gelangt. Dazu zählen beispielsweise der Besuch von Sport-Veranstaltungen, Clubs, Konzerten oder das Hören lauter Musik über Smartphones (Portable Listening Devices). Ziel der OHRKAN-Kohortenstudie ist es, die Auswirkungen der Freizeitlärmexposition auf die Hörgesundheit ab dem Jugendalter langfristig zu untersuchen.
Methoden: Die epidemiologische Studie OHRKAN wird seit 2009 am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) durchgeführt. Nach der Basiserhebung, an der über 2.000 Schülerinnen und Schüler in der 9. Jahrgangsstufe teilgenommen haben, werden im Abstand von jeweils ca. 2,5 Jahren dieselben Personen zu ihrer Lärmexposition in der Freizeit befragt. Die klinischen Untersuchungen erfolgen im Abstand von etwa 5 Jahren. Die längsschnittliche Betrachtung der Teilnehmenden über mittlerweile sechs Erhebungswellen beinhaltet die Beobachtungen der Zielgruppe zwischen dem 15. und dem 30. Lebensjahr über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren. Die Entwicklung des Freizeitlärmverhaltens und der daraus resultierenden Freizeitlärmexposition, sowie die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der riskanten Freizeitlärmexposition und persönlichen, gesundheitsbezogenen, soziodemografischen Merkmalen der Studienteilnehmenden wird deskriptiv und mittels Regressionsanalysen untersucht. Das Überschreiten von 85 dB(A) gemittelt über eine 40-Stundenwoche wurde als riskante Freizeitlärmexposition definiert. Die OHRKAN-Kohortenstudie wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert.
Ergebnisse: Insgesamt überschritten knapp 75 % der Studienteilnehmenden mit ihren Freizeitaktivitäten einen Lärmpegel von 85 dB(A) zu mindestens einem Erhebungszeitpunkt. Mit zunehmendem Alter der Studienteilnehmenden veränderte sich die Relevanz der verschiedenen Freizeitaktivitäten sowie die davon ausgehende Lärmexposition. Persönliche Merkmale wie beispielsweise Schulbildung oder Rauchverhalten stehen in Zusammenhang mit einer riskanten Freizeitlärmexposition. Weitere Ergebnisse werden im Rahmen der Tagung vorgestellt.
Schlussfolgerung: Die erfolgreiche Weiterführung der OHKRAN-Kohortenstudie über mehr als 15 Jahre bietet aufgrund der - seit dem Jugendalter - starken Bindung der Teilnehmenden an die Studie und der hohen Wiederteilnahmebereitschaft ideale Voraussetzungen für eine langfristige Beobachtung des Zusammenhangs der Freizeitlärmexposition und der Hörfähigkeit. Die erhobenen Daten und daraus gewonnenen Erkenntnisse bilden eine Basis, um gezielt Präventionsmaßnahmen zu definieren und leisten somit einen bedeutenden Beitrag für die öffentliche Gesundheit.

Frau Valeriya Petrova
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
#Vortrag #leisurenoiseexposure #hearingloss #cohortstudy #tinnitus #longitudinalstudy #germany
2
Der Beruf der Erzieher*innen zählt zu den sprech- und stimmintensiven Berufen. Der intensive Stimmeinsatz kann Stimmprobleme verursachen, was sich auf die stimmliche Belastbarkeit auswirken kann. Ziel der Studie war zu untersuchen, ob sich subjektiv empfundene Stimmprobleme auf die Leistung und Belastbarkeit der Stimme auswirken.

An der Studie nahmen 103 stimmgesunde Erzieherinnen aus Kindertagesstätten Magdeburgs und Umgebung freiwillig teil. Mittels Fragebogen wurden soziodemografische und gesundheitsbezogene Daten erhoben. Subjektive Stimmbeschwerden wurden mit dem Fragebogen Voice-Handicap-Index (VHI) erfasst. Zur Objektivierung einer bislang unerkannten Stimmstörung wurde der Dysphonie-Schweregrad-Index (DSI) nach Wuyts et al. berechnet. Die Belastbarkeit der Stimme wurde mit dem Stimmbelastungstest (Wechseltest in Anlehnung an Seidner) geprüft. Die Stimmanalyse erfolgte mit der Software DiVAS V2.8 Modul Basis (XION GmbH, Berlin). Das subjektive Anstrengungsempfinden wurde mit der BORG-Skala erhoben.

​​​​​​Bei 53 Erzieherinnen im Alter von 39,6 ± 10,2 Jahren traten bisher keine Stimmprobleme auf. 50 Erzieherinnen (40,9 ± 11,6 Jahre alt) berichteten von Stimmproblemen, die bei 42 erst während der Berufstätigkeit auftraten. Hinsichtlich Alter, Dauer der Berufstätigkeit und anderen Faktoren unterschieden sich Erzieherinnen mit Stimmproblemen nicht von Kolleginnen ohne Stimmprobleme. Erzieherinnen mit Stimmproblemen erreichten im VHI-Fragebogen höhere Werte (6,8 ± 4,5 Punkte) als Erzieherinnen ohne Stimmprobleme (4,0 ± 3,4; p < 0,001). Sie gaben außerdem an, dass ihre Stimme eher ermüdete, wobei zum Teil die Berufstätigkeit als Ursache für die Stimmermüdung gesehen wurde. Hinsichtlich DSI insgesamt unterschieden sich die Erzieherinnen nicht signifikant voneinander, nur die maximale Tonhaltedauer war bei Erzieherinnen mit Stimmproblemen mit 15,4 ± 4,4 Sekunden signifikant kürzer als bei Erzieherinnen ohne Stimmprobleme (17,3 ± 4,6; p = 0,022). Im Stimmbelastungstest unterschied sich die Leistung der Erzieherinnen nicht, jedoch empfanden Erzieherinnen mit Stimmproblemen diesen Test tendenziell als anstrengender (p = 0,056).
Bei knapp der Hälfte der eigentlich stimmgesunden Erzieherinnen traten Stimmprobleme während der Berufstätigkeit auf. Sprecherziehung und Stimmbildung sollten bereits in die Berufsausbildung integriert werden, um die Stimme auf den sprechintensiven Beruf vorzubereiten und somit eine Stimmermüdung zu verhindern.
Frau Dr. med. Sabine Darius
Bereich Arbeitsmedizin, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
#Vortrag #Erzieherinnen #Stimmprobleme #Stimmbelastung
3
Hintergrund
Aufgrund der Zunahme von Hitzeereignissen und anderer Extremwetterereignisse stellt der Klimawandel eine bedeutende Gesundheitsgefahr für uns dar. Besonders Kinder sind hierbei stark gefährdet, denn die Wärmeabgabe des Körpers funktioniert weniger effektiv als bei Erwachsenen und die Haut ist anfälliger für Schäden durch UV-Strahlung. Kinder können diese Gefahren noch nicht selbständig einschätzen und sind somit auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen. Deshalb untersucht die KAMEL-Studie (gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention) Klimaanpassungsmaßnahmen in Kindertagesstätten und heilpädagogischen Tagesstätten.

Methode
Es wurden qualitative halb-standardisierte Interviews mit pädagogischen Fachkräften aus bayerischen Kindertagesstätten und heilpädagogischen Tagesstätten durchgeführt. Ein Interviewleitfaden mit Fokus auf das Wissen bzgl. Klimawandel und Klimaanpassungsmaßnahmen, deren Umsetzung am Arbeitsplatz Kindertagesstätte sowie damit verbundene Schwierigkeiten wurde entwickelt. Die Auswertung der Interviews fand anhand der Software MAXQDA 2020 sowie der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring mit einem deduktiven und induktiven Codiersystems statt.

Ergebnisse
Die Teilnehmenden wiesen teilweise geringes Wissen bzgl. Klimaanpassungsmaßnahmen auf. Es konnten verschiedene Klimaanpassungsmaßnahmen (z.B. Aktivitäten im Schatten, Einführung von Trinkritualen, Angebot von Wasserspielen) sowie Schwierigkeiten bei deren Umsetzung (z.B. fehlende personelle oder finanzielle Ressourcen) identifiziert werden. Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen hatten „persönliche“, „durch Erziehungsberechtigte bedingte“, „organisatorische“, „durch Träger bedingte“ oder „gesellschaftliche“ Gründe.

Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit der Aufklärung von pädagogischem Personal über Klimaanpassungsmaßnahmen sowie deren Umsetzung in Kindertagesstätten und heilpädagogischen Tagesstätten, um das Personal und die zu betreuenden Kinder vor den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels in Kindertagesstätten zu schützen. Aus diesem Grund sollen eine Broschüre sowie eine Online Schulung konzipiert werden, die Fachkräfte bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen unterstützen sollen. Detaillierte Ergebnisse sollen im Rahmen der Tagung vorgestellt werden.

Frau Dr. Caroline Quartucci
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Klinikum der Universität München, München
#Vortrag #Klimaanpassungsmaßnahmen #Hitze #UV-Strahlung #Kindertagesstätten #Heilpädagogische Tagesstätten
4
Zielsetzung
Ressourcenknappheit und Klimawandel fordern eine Reduktion des Energiebedarfs für die Klimatisierung von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass gefundene Lösungen zu akzeptablen Arbeitsbedingungen führen. In großen Industriehallen wird aktuell im Winter größtenteils das gesamte Raumvolumen beheizt, was relativ zum Nutzen für die in den Hallen arbeitenden Menschen ineffizient ist. Kommerzielle Lösungen in Form von aktiver Wärmekleidung, die die Wärme direkt zu den jeweiligen Menschen bringt, existieren. Bevor ein Paradigmenwechsel vom indirekten Heizen zum unmittelbaren Wärmen von Menschen stattfinden kann, sollten jedoch Erfahrungen aus Pilotstudien außerhalb von Klimakammern gesammelt werden.

Methoden
In einem Abschnitt einer Logistikhalle mit 84m Länge, 72m Breite wurde im Herbst 2022 ein Pilotversuch durchgeführt, bei dem die Hallensollwerttemperaturen über 5 Wochen ab der zweiten Woche jeweils um 1 Grad gesenkt wurden. Gleichzeitig wurde den 25 Personen, die in diesem Abschnitt tätig sind, Wärmekleidung zur Verfügung gestellt. Neben der Begleitung durch Betriebsrat, Arbeitssicherheit und Fachabteilung wurde jeweils zum Schichtende mit einem standardisierten Fragebogen die thermische Wahrnehmung einzelner Körpersegmente (z.B. Oberkörper, Hände, Füße) und Nutzung der Wärmekleidung der Teilnehmenden erfasst. Zusätzlich wurde der Energiebedarf für die Beheizung der Halle gemessen.

Ergebnisse
Die Wärmekleidung löste den Zusammenhang zwischen Hallentemperatur und Temperaturempfinden auf. In der 4. Woche, bei einer Hallentemperatur von durchschnittlich 16,5 °C lag das mittlere Temperaturempfinden zwischen neutral und etwas kühl (median -0,3) und damit nahezu unverändert zur Ausgangssituation mit Hallentemperaturen von über 19°C (median -0,5). Vereinzelt und vermehrt in der 5. Woche bei 15,5°C gab es insbesondere bei Gabelstaplerfahrenden Berichte über kühle Beine und Füße. Dies zeigt mögliche Grenzen auf, die zum einen durch den Fahrtwind entstehen, in Kombination mit der Ablehnung eines Windschutzes, weil dieser Arbeitsabläufe behindert. Der klimabereinigte Energiebedarf konnte von 1195 MWh auf 648 MWh gesengt werden.

Schlussfolgerungen
Die Nutzung von Wärmekleidung kann niedrigere Hallentemperaturen bei Aufrechterhaltung akzeptabler Arbeitsbedingungen ausgleichen. Besondere Arbeitssituationen müssen jedoch im Einzelfall berücksichtigt werden. Gleichzeitig kann der Energiebedarf für die Beheizung um 50% gesenkt werden.
Herr Prof. Dr. Marcel Schweiker
Universitätsklinikum Aachen, Institut für Arbeits-, Sozial-, und Umweltmedizin, Lehr- und Forschungsgebiet Healthy Living Spaces, Aachen
Lehrstuhl für Healthy Living Spaces, Fakultät für Architektur, RWTH Aachen University, Aachen
#Vortrag #Thermische Behaglichkeit #Ressourcenknappheit
5
Introduction. The effect of the work environment on sleep disturbances constitutes a public health concern and has been systematically investigated within the literature. Studies support that psychosocial variables such as social support at work, feeling of control, organizational justice, work demands, job strain, and effort-reward imbalance can influence the sleep quality of the office workers. However, it is still unknown how the new work-environment arrangements, which include work from home and hybrid work could influence sleep. Sleep deprivation is highly influenced by pre-sleep arousal as a form of relaxation is needed before sleep. Therefore, in the current study, the effect of the work environment on pre-sleep arousal was investigated.
Methods. Nineteen hybrid workers (F=17, M=2) were recruited and were asked to answer a series of questions about their work on four consecutive days. At the end of each day, they reported whether they worked in the office, at home or hybrid for that day. Pre-sleep arousal was investigated retrospectively using the Pre-Sleep arousal scale (German version) on the morning after.
Results. The outcomes indicated a significant difference between the work environment settings on pre-sleep arousal (F(2, 135) = 6.405, p = 0.002). Tukey’s HSD Test for multiple comparisons found that the mean value of pre-sleep arousal was significantly higher when the participants worked in a hybrid way than only from home (p = 0.002, 95% CI = 0.191, 0.973) or only from the office (p = 0.025, 95% CI = 0.044, 0.812). No significant differences in pre-sleep arousal were found between working from home and working from the office (p = 0.225).
Discussion. The results suggest that working both from the office and from home within a day could lead to higher pre-sleep arousal, which based on the literature could lead to difficulties with sleep. Consequently, it is suggested that it might be better for office workers to either work from the office or from home but not combine the two within a day. If a hybrid arrangement is unavoidable, then efforts to reduce pre-sleep arousal via physical exercise or relaxation techniques will be needed to ensure a better sleep quality.
Frau Dr. Rania Christoforou
Universitätsklinikum Aachen, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Lehr- und Forschungsgebiet Healthy Living Spaces, Aachen
#Vortrag
6
Zielsetzung. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit dem Arbeitsplatz ist ein wichtiger Faktor für Unternehmen, da Zusammenhänge mit Motivation, Leistung und Firmentreue dargestellt wurden. Mit einem Umzug des Unternehmensstandortes ergeben sich Chancen, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen. Gleichzeitig bestehen Risiken, wenn Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden. Ziel dieser Studie war es, Erkenntnisse zu wichtigen Einflussfaktoren auf Erfolg oder Misserfolg von Umzugsmaßnahmen zu gewinnen.

Methoden. Mittels pre-post-Design wurde der Umzug aus einem stadtnahen Altbau in ein nach Maßstäben gesundheitsförderlichen Bauens geplanten Neubau in Stadtrandlage wissenschaftlich begleitet. Zu den objektiven Parametern zählten Raumtemperaturen, -feuchte, Helligkeit, Lautstärke und Luftqualität. Luftproben wurden aktiv an einem Tag und mittels Passivsammlern über eine Woche gesammelt und mittels non-target-Analyse ausgewertet. Als subjektiver Parameter wurde die Nutzerzufriedenheit mit dem Instrument für Nutzerbefragungen zum Komfort am Arbeitsplatz (INKA) erfasst. Der Fragebogen wurde kurz vor dem Umzug und ca. 1 Jahr nach dem Umzug elektronisch an die ca. 15 Mitarbeitenden verteilt.

Ergebnisse. Die objektiven Messdaten lagen sowohl für Alt- als auch Neubau innerhalb der zulässigen Grenzen der Arbeitsstättenrichtlinien. Keiner der erhobenen Parameter unterschied sich signifikant. Die Rücklaufquote des INKA war mit 11 (Altbau) bzw. 13 (Neubau) erhaltenen Antworten sehr hoch. Im Gegensatz zu den objektiven Daten zeigten sich deutliche Vorteile des Altbaus. Der INKA-Gesamtindex (-2 sehr unzufrieden bis +2 sehr zufrieden) lag im Altbau bei 0,1, im Neubau bei -0,4. Während die Zufriedenheit im Altbau durch Nutzerfreundlichkeit und Möblierung negativ beeinflusst wurde, waren im Neubau Luftqualität, Temperatur- und Lichtverhältnisse die Haupteinflussfaktoren für die negative Bewertung. Die Analyse der Einzelitems zeigte, dass der Standort des Gebäudes (Innenstadt vs. Randlage) und die individuellen Kontrollmöglichkeiten (Fensterlüftung vs. Lüftungsanlage bei fixierten Fenstern) des Neubaus deutlich schlechter bewertet wurden.

Schlussfolgerungen. Trotz der kleinen Stichprobengröße zeigt diese Studie die Wichtigkeit, bei der Planung von Gebäuden, die Nutzerbedürfnisse holistisch zu betrachten. Während die Lage eines Grundstücks häufig nicht frei wählbar ist, wären Aspekte wie individuelle Kontrollmöglichkeiten über das Raumklima bei dem Neubau umsetzbar gewesen.
Herr Prof. Dr. Marcel Schweiker
Universitätsklinikum Aachen, Institut für Arbeits-, Sozial-, und Umweltmedizin, Lehr- und Forschungsgebiet Healthy Living Spaces, Aachen
RWTH Aachen University, Fakultät für Architektur, Lehrstuhl für Healthy Living Spaces, Aachen
#Vortrag #Nutzerzufriedenheit #kleine und mittlere Unternehmen #Psychische Gesundheit
Do
03 Apr
08:30 - 09:30
Vorträge
Schichtarbeit
Raum: Seminarraum K8 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 60)
Vorsitz: Sylvia Rabstein und Thomas C. Erren
Beiträge:
1
Einleitung:
Schicht- und Nachtarbeit ist in der Schweiz weit verbreitet, birgt jedoch erhebliche Gesundheitsrisiken. Bisherige Leitlinien zur medizinischen Untersuchung von Schicht- und Nachtarbeitenden waren veraltet und erforderten eine Aktualisierung, um aktuelle medizinische Erkenntnisse und Standards zu berücksichtigen.
Methode:
Die neuen Leitlinien wurden vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) unter Einbezug der bestehenden EviPrev-Empfehlungen für Vorsorgeuntersuchungen in der Grundversorgung und neuesten wissenschaftlichen Evidenz zu Auswirkungen von Schicht- und Nachtarbeit auf die Gesundheit gesammelt in einen «Umbrella review» (UR) entwickelt. Die EviPrev-Empfehlungen basieren auf einem breiten wissenschaftlichen Konsens der Prävention und die Erkenntnisse aus dem UR berücksichtigen die spezifischen Risiken der Schicht- und Nachtarbeit.
Ergebnisse:
Der UR zeigte erhöhte Risiken für viele häufige NCDs. Die grössten gepoolten Odds dafür waren bei den kardiovaskulären und metabolischen Risiken, der psychischen und Frauen-Gesundheit sowie der Mortalität zu finden. Darauf aufbauend empfehlen die neuen Leitlinien eine spezifische Anamnese, eine risikoorientierte klinische Untersuchung und medizinische Beratung von Schicht- und Nachtarbeitenden, um potenzielle Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und zu reduzieren. Sie legen einen Schwerpunkt auf die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Schlafstörungen und psychischen Erkrankungen in Abhängigkeit vom Alter und persönlichem Gesundheitsverhalten. Es wird ausdrücklich empfohlen, nach Faktoren für ein metabolisches Syndrom zu suchen, das kardiovaskuläre Risiko abzuschätzen, ein diabetisches Risiko zu evaluieren nach Depression zu fragen und eine kleine Laborkontrolle durchzuführen. Die Leitlinien betonen die Bedeutung einer individuellen Beratung zur Gesundheitsförderung und zum Umgang mit den Belastungen der Schichtarbeit.
Diskussion:
Die neuen Leitlinien stellen einen wichtigen Fortschritt im Gesundheitsschutz von Schicht- und Nachtarbeitenden dar. Die Integration der EviPrev-Empfehlungen und des UR gewährleistet eine risikoadaptierte Prävention. Allerdings gibt es Herausforderungen bei der Umsetzung, wie die Verfügbarkeit von Arbeitsmedizinern oder der Anwendung von Telemedizin. Die korrekte Anwendung der Leitlinien erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten. Zusammen mit der Arbeitsmedizin wird an einem standardisierten Fragebogen für die Untersuchung gearbeitet.
Herr Dr. Samuel Iff
SECO - ABWG, Bern
#Vortrag #Arbeitsmedizinische Vorsorge #Schicht- und Nachtarbeit #Leitlinie
2
Introduction
Daylight-saving time (DST) and transitions from DST [“Sommerzeit”] to Standard Time [“Winterzeit”] and vice versa are widely debated socially, in politics, and in academia. To date, a comprehensive systematic review of DST practice and its effects on health outcomes is lacking. Our aim was to fill this gap.

Methods
We systematically reviewed and synthesized the findings from some 140 studies of DST and health. Studies of transitions, of living with DST vs Standard Time between transitions, and of different longitudes within a time zone were included as relevant study designs. Outcomes include all-cause mortality, work-place and other accidents, cardiovascular-, gastrointestinal-, immunologic-, psychiatric-, neurologic-, cognitive-, and sleep- or circadian biology-outcomes.

Results
Various statistical methods are used and lead to higher (regression discontinuity, registry data, placebo tests) or lower quality (pre vs post-tests without repeated measures) ranking of studies. Generally, DST-Onset is associated with increased risk of acute myocardial infarction [1]. Living with DST compared to Standard Time during summer months is associated with decreased risk of all-cause mortality. There are no clear differences in psychiatric outcomes, work-place or other non-traffic accidents, or cognitive effects. DST-Onset is associated with mostly increased risk of traffic accidents in the USA. DST-Offset is associated with mostly increased risk of crimes that cause physical harm. Both may be related to changes in light timing for vision. Sleep timing may be shifted but no clear effects on sleep duration, sleep quality, or circadian biology are reported.

Conclusion
The current evidence could implicate keeping DST transitions and implementing strategies to mitigate potential adverse transition effects such as acute myocardial infarction – at least for now and at least in the mid-latitudes. This is in contrast to positions held by academic societies for sleep and circadian health and in political arenas. Future studies can learn from the best of what has been done already.

References
Hurst A, Morfeld P, Lewis P, Erren TC. Daylight Saving Time Transitions and Risk of Heart Attack. Dtsch Arztebl Int. 2024 Jul 26;121(15):490-496.
Herr Philip Lewis
Uniklinik Köln, Köln
#Vortrag
3
Einleitung
Die Schlafqualität an Bord von Schiffen kann durch Faktoren, wie Lärm, Vibration, Schiffsbewegungen, und durch hohe Arbeitsbelastung beeinträchtigt werden, was die Entwicklung von Fatigue begünstigt. Fatigue kann die Sicherheit eines Schiffes gefährden und ist einer der häufigsten Faktoren bei Schiffsunfällen. Dies gilt auch für Fähren auf dicht befahrenen Gewässern. Ziel der Studie ist daher die Analyse von Fatigue und Schläfrigkeit auf Fähren. Dafür wurden die Besatzungen auf drei Ärmelkanalfähren untersucht.

Methoden
Alle Teilnehmenden nahmen an Befragungen mit mehreren standardisierten Fragebögen teil (Epworth Sleepiness Scale (ESS), Stanford Sleepiness Scale (SSS), Daily Fatigue Impact Scale (D-FIS) und dem WHO-Five Well-Being Index (WHO-5)). Zusätzliche Messungen erfolgten in einer Teilgruppe (Investigation Group (IG)). Mittels Aktigraphie konnten Schlafzeiten und -effizienzen abgeschätzt werden. Vor und nach Dienstbeginn wurde die Schläfrigkeit mittels Pupillometrie (PUI) untersucht. Alle Seeleute waren jeweils zwei Wochen an Bord, i.d.R. mit täglichen 12-Stunden-Schichten. Bei einigen Seeleuten (cross-shift-Gruppe) wurde nach einer Woche das Schichtsystem getauscht (Früh- zu Spätschicht und umgekehrt).

Ergebnisse
Insgesamt 193 Seeleute nahmen teil, davon 110 als Teil der IG. Die durchschnittliche Schlaflänge der Hauptschlafperiode lag bei allen Teilnehmenden der IG bei 6,8 h (± 1,5 h SD) mit einer durchschnittlichen Schlafeffizienz von 91,6% (± 4,4% SD). Viele Seeleute machten Angaben, die auf Schläfrigkeit, Fatigue oder reduziertes Wohlbefinden hinweisen (erhöhte Werte bei ESS (36,8%), D-FIS (59,1%) und niedrige Werte bei WHO-5 (28,5%)).
Gemäß SSS nahm die durchschnittliche subjektive Schläfrigkeit im Laufe der zweiwöchigen Dienstzeit an Bord bei allen Teilnehmenden kontinuierlich zu. Die PUI-Ergebnisse zeigen, dass 3,9% während der ersten Woche und 5,8% während der zweiten Woche jeweils vor Dienstbeginn den Status „unfit for duty“ aufwiesen. Bei der cross-shift-Gruppe wurde nach Schichttausch ein deutlicherer Anstieg auffälliger PUI-Werte zwischen Prä- und Postmessungen einer Schicht gemessen.

Schlussfolgerung/Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass Übermüdung und Tageschläfrigkeit unter Seeleuten auf Fähren weit verbreitet sind. Dies kann negative Auswirkungen sowohl auf die Gesundheit des Einzelnen als auch auf die Sicherheit der Fähre haben. Ein rotierendes Schichtsystem kann die negativen Auswirkungen noch verstärken und sollte vermieden werden.
Herr Lukas Belz
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
#Vortrag #Schifffahrtsmedizin #Fatigue #Übermüdung #Seefahrer #Tageschläfrigkeit
4

Introduction

Shift work and atypical working hours disrupt circadian rhythms and potentially increase chronic stress levels. Light plays a crucial role in regulating the circadian rhythm. Targeted lighting interventions may help mitigate the negative health effects of shift work, such as chronic stress. This intervention study examines whether dynamic lighting affects long-term stress levels in shift workers, using hair cortisol concentration (HCC) as a biomarker of chronic stress.

Methods

An intervention study with two different dynamic lighting settings was conducted among 89 workers of a German manufacturer. One intervention comprised the implementation of a dynamic lighting in an assembly hall where workers were employed in early and late shifts. Melanopic equivalent daylight illuminance (MEDI) was increased in the morning and reduced in the evening. In a second assembly hall with workers employed in early, late and night shifts a dynamic lighting was introduced for the night shift. Here, light was dynamically increased in the first half of the night shift and lowered from the middle of the shift. Both groups were compared to a reference group with no workplace lighting changes. In total, 222 hair samples with a minimum length of one centimetre were collected from 87 participants at baseline (Nov 2021) and three follow-ups (Jan – Feb 2022, Nov 2022, Jan – Feb 2023). HCC levels were determined using immunoassay by the Dresden LabService GmbH. Due to repeated measurements, linear mixed modelling (LMM) of log-transformed HCC values was performed using a difference-in-difference method to investigate the effects of dynamic workplace lighting and time on HCC. Covariates included sex, age, BMI, chronotype, major life events, leadership position, demands at work, and pandemic burden.​​​

Results

The LMM analysis showed a significant overall decrease in HCC over time (p < .001). We did not observe a significant effect of the interventions as assessed by the interaction between investigation groups and time (p = .950). Higher BMI was associated with higher HCC levels (p = .014). None of the other considered covariates were significantly associated with HCC levels.

Conclusion / Discussion

In this first analysis, lighting was not regarded as a sufficient factor in reducing chronic stress. The decrease in stress levels due to the easing of the pandemic could potentially mask possible effects of the intervention. The positive association between higher BMI and higher HCC levels is consistent with previous research.
Herr Dr. Robert Herold
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
Frau Sophie Schümann
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
#Vortrag #shift work #cortisol #hair #chronic stress #circadian rhythms #dynamic lighting
Do
03 Apr
08:30 - 09:30
Aktionsbündnis
Aktionsbündnis Arbeitsmedizin: Vorstandssitzung
Geschlossene Veranstaltung
Raum: Senatssaal (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 50)
Do
03 Apr
09:45 - 11:00
Aktionsbündnis
Aktionsbündnis Arbeitsmedizin: Mitgliederversammlung
Geschlossene Veranstaltung
Raum: Senatssaal (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 50)
Do
03 Apr
10:00 - 11:30
DGAUM Leitlinien
Leitliniensitzung der DGAUM
Raum: Hörsaal 28 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 100)
Vorsitz: Susanne Völter-Mahlknecht
Do
03 Apr
10:00 - 11:30
Vorträge
Verhaltens-/Verhältnisprävention
Raum: Seminarraum K8 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 60)
Vorsitz: Peter Kegel
Beiträge:
1
​​​​​​Das Arbeitsmedizinische Institut für Schulen in Bayern (AMIS-Bayern) unterstützt seit 2022 staatliche Schulen bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung (GBU) psychischer Belastung im Rahmen eines eigenen Konzeptes. Parallel dazu untersucht das AMIS-Bayern wissenschaftlich Wirkungen und Ergebnisse des Unterstützungskonzeptes. Im Fokus einer 2024 durchgeführten explorativen Studie stand die Analyse der umgesetzten Maßnahmen zur Reduktion der psychischen Belastung und deren Wirksamkeit, auch mit dem Ziel schulübergreifende Synergien zu fördern.

Basis der Maßnahmenentwicklung ist eine Online-Lehrkräftebefragung des Amis-Bayern zur Ermittlung psychischer Belastung mit 127 Items zu verschiedenen Belastungsbereichen (z. B. Arbeitsorganisation, -inhalte).
Aufbauend auf den Befragungsergebnissen konnten bisher ca. 250 Lehrkräfte von 8 teilnehmende Schulen verschiedener Schulformen im Rahmen von Workshops Maßnahmen zur Belastungsreduktion ableiten und in ihren Arbeitsalltag integrieren.
Zur Prüfung der Maßnahmenwirksamkeit erhielten die Schulen Zugang zu einer weiteren standardisierten Online-Lehrkräftebefragung. Dies erfolgte mehrere Monate nachdem die Maßnahmen von den Schulen implementiert worden sind. In der Befragung werden die jeweiligen Maßnahmen der Schule gelistet und jeweils mittels orientierender Wirksamkeitsitems evaluiert. Zudem wird gefragt, ob die umgesetzten Maßnahmen, die zuvor ermittelten Belastungen abdecken. Um zu prüfen, ob die Maßnahmen in ihrer Gesamtheit zu einer Verbesserung der Arbeitssituation an der Schule geführt haben, werden im letzten Befragungsteil übergreifende Zufriedenheits-Items verwendet.

Zur Bestandsaufnahme wurden die Maßnahmen mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse kategorisiert sowie deren Häufigkeiten anschließend deskriptiv ausgewertet. Hier zeigt sich ein Schwerpunkt insbesondere bei Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsorganisation. Weiterhin wurden die Befragungsdaten hinsichtlich der Maßnahmenwirksamkeit je Kategorie statistisch-quantitativ ausgewertet. Im Durchschnitt werden die Maßnahmen als wirksam gesehen Um zu prüfen, ob die implementierten Maßnahmen die ermittelten Belastungsfaktoren vollumfänglich aufgreifen, sind die Maßnahmen den zuvor ermittelten Belastungsfaktoren gegenübergestellt worden. Es zeigten sich fehlende Maßnahmen verstärkt bei Belastungen, die die Arbeitszeit betreffen.

Im Rahmen des Vortrages werden die Maßnahmenkategorien samt Beispielen als auch die Ergebnisse zur deren Wirksamkeit und Wirkungsgrad vorgestellt und diskutiert.
Herr Dr. Daniel Ossenschmidt
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
#Vortrag #Gefährdungsbeurteilung #Psychische Belastung #Arbeitsschutzmaßnahmen #Wirksamkeitsprüfung #Schulen
2
Einleitung:
Clowndoktoren (CD) sind seit 30 Jahren in deutschen pädiatrischen Stationen aktiv. Dabei handelt es sich um freiberuflich tätige Künstler:innen, die eine Ausbildung als CD haben, um als solche insbesondere die Kliniksituation für Kinder und Jugendliche zu erleichtern. Sie unterstützen die medizinische Therapie durch die gezielte Aktivierung der Selbstheilungskräfte mittels Humor [1]. Durch ihre humorvolle Interaktion tragen CD nachweislich zur Verbesserung der Stimmung und des Wohlbefindens von Patient:innen bei [1-6]. Bisher gibt es jedoch nur wenige Studien, die den Einfluss auf Klinikmitarbeitende eingehend betrachten. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es daher, die direkten und indirekten Wirkungen der CD auf diese zu analysieren.
​​​​​

​​​​​​Methoden:
Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden im Jahr 2023 in vier pädiatrischen Einrichtungen aus dem Rhein-Main-Gebiet, in welchen CD tätig sind, zehn semistrukturierte Leitfadeninterviews mit Mitarbeitenden geführt. Diese Interviews fanden telefonisch oder online statt, wurden aufgezeichnet und transkribiert. Die Auswertung des Textmaterials erfolgte in Anlehnung an die Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [7].

Ergebnisse:
Die Mitarbeitenden berichteten durchweg positive Assoziationen gegenüber den CD. Durch ihre humorvolle Interaktion beeinflussen die CD sowohl das emotionale Wohlbefinden als auch die Arbeitsmotivation der befragten Klinikmitarbeitenden direkt und indirekt positiv. Es konnten verschiedene Wirkmechanismen identifiziert werden. Die direkte Interaktion mit den CD wird als willkommene Abwechslung im oft belastenden Klinikalltag wahrgenommen. Gleichzeitig verbessern die CD indirekt das gesamte Arbeitsklima, insbesondere durch ihre positive Wirkung auf Patient:innen und deren Angehörige, was zur Reduktion von emotionalem Stress beiträgt.

Diskussion:
Die Studie verdeutlicht, dass CD nicht nur die Genesung der Patient:innen unterstützen, sondern auch zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in pädiatrischen Stationen beitragen können. Eine regelmäßige Einbindung der CD könnte somit langfristig das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern. Zukünftige Studien sollten die langfristigen Effekte sowie mögliche berufsgruppenspezifische Unterschiede näher untersuchen.

Frau Naby May
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
#Vortrag #Gesundheitsförderung, Klinikpersonal, Kinderklinik, Pädiatrie, Clowndoktoren
3
Einleitung
In der Bundeswehr werden seit 2015 Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BMG) durchgeführt, um die Gesundheit der militärischen und zivilen Beschäftigten zu fördern. Das Ziel der vorliegenden Analyse war es, Unterschiede bei der ärztlich verordneten Medikamenteneinnahme zwischen BGM-Teilnehmenden (BGM-TN) und Nicht-BGM-Teilnehmenden (Nicht-BGM-TN) unter Berücksichtigung von Geschlechter- und Diversitätsaspekten zu evaluieren.

Methoden
Von 06-09/2022 wurde eine Beschäftigtenbefragung online und in Papierform durchgeführt. Alle 223.967 Mitarbeitenden der Bundeswehr wurden zur Teilnahme an der Befragung eingeladen. Die Beschäftigten wurden zur ärztlich verordneten Medikamenteneinnahme in den letzten 4 Wochen befragt (regelmäßig/nach Bedarf/keine Einnahme).

Ergebnisse
Insgesamt nahmen 23.539 Mitarbeitende teil (11%; BGM-TN: 6772/12406 (55%), Alter 42 ± 11.34, 29% Frauen). Bei BGM-TN berichtete ein geringerer Anteil die regelmäßige Einnahme von Herzkreislaufmedikamenten im Vergleich zu Nicht-BGM-TN (4,8% (288/6026) vs 5,5% (279/5088)), blutdrucksenkenden Medikamenten (16,8% (1031/6143 vs 17,5% (908/5179)) sowie Antidepressiva (2,5% (152/5995) vs 3,2% (160/5073)). Ein geringerer Anteil von Frauen im Vergleich zu Männern nahm regelmäßig Herzkreislaufmedikamente (3,6% (214/5893) vs 5,7% (834/14729)) und blutdrucksenkende Medikamente (13,1% (786/6014)vs 17,4% (2616/15013)) ein. Für Antidepressiva hingegen gab ein größerer Anteil von Frauen eine regelmäßige Einnahme an (4,3% (254/5886) vs 2,4% (359/14654)). Beschäftigte > =40 Jahre und Personen, die Angehörige pflegen sowie Personen der unteren und mittleren Bildungsgruppe gaben insgesamt eine höhere Einnahme dieser Medikamente an.

Schlussfolgerung / Diskussion
BGM-Teilnehmende berichteten eine geringere regelmäßige Einnahme von Herzkreislauf- und blutdrucksenkenden Medikamenten sowie Antidepressiva und scheinen somit insgesamt gesünder zu sein bzw. weniger Medikamente als Nicht-BGM-TN verordnet zu bekommen, wie auch in anderen Studien gezeigt wurde. Außer für Antidepressiva berichtete ein geringerer Anteil von Frauen eine regelmäßige Medikamenteneinnahme im Vergleich zu Männern. Ältere Beschäftige sowie Beschäftigte mit Pflegeaufgaben oder der mittleren und unteren Bildungsgruppe berichteten zu einem größeren Anteil eine regelmäßige Einnahme. BGM-Maßnahmen sollten diversitätssensibel konzipiert werden, um weitere Anreize für die Teilnahme zu schaffen.

*geteilte Autorinnenschaft
Frau Prof. Dr. Sabine Ludwig
Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin
Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck
#Vortrag #Geschlecht #Diversität #Betriebliches Gesundheitsmanagement #Betriebliche Gesundheitsföderung
4
Hintergrund: Aufgrund spezifischer Belastungsfaktoren, die u.a. mit der besonderen Organisationsstruktur zusammenhängen, können Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als Risikogruppe für Stress und Stressfolgestörungen identifiziert werden (Erschens et al., 2024). Daher sind Kenntnisse über adaptive Stressbewältigungsmechanismen für diese Gruppe von essentieller Bedeutung. Eine wesentliche Ressource ist dabei die berufliche Selbstwirksamkeit als Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen am Arbeitsplatz erfolgreich zu bewältigen. Des Weiteren können auch die Persönlichkeitsfunktionen von Führungskräften das Stresserleben sowie die Qualität der Arbeitsbeziehungen beeinflussen. Im Rahmen der vorliegenden Subanalyse, die im Kontext einer randomisiert-kontrollierten Studie (KMU-GO) durchgeführt wird, werden die Effekte eines Stressmanagement-Trainings auf die berufliche Selbstwirksamkeit sowie auf ausgewählte Dimensionen der Persönlichkeitsfunktionen in den Bereichen Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung untersucht.

Methodik: Die Führungskräfte beantworteten einen Fragebogen zur beruflichen Selbstwirksamkeitserwartung (Schyns & von Collani, 2002) sowie die Skalen Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung des OPD-Strukturfragebogens (OPD-SF; Ehrenthal et al., 2012) vor (Baseline/ T0) sowie ca. sechs (T1) und 12 Monate (T2) nach der Intervention. Das 1,5-tägige Training beinhaltete neben kognitiv-emotionsfokussierten auch psychodynamischen Konzepte sowie kollegiale Fallberatung, ergänzt durch zwei Auffrischungen nach drei und sechs Monaten.

Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von N=122 Führungskräften (T0-T2) analysiert. Führungskräfte der Interventionsgruppe gaben im Vergleich zur Wartekontrollgruppe zwölf Monate nach der Intervention (MT2=39.53 [SD=5.30]) signifikant höhere Werte für berufliche Selbstwirksamkeit an, als zu T0 (MT0=38.29 [SD=5.37]) mit F(2, 240)=4.11, p=.018. Es ergab sich keine Veränderung der Einschätzung in den Bereichen Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung durch das Training. Weiterführende Analysen zur langfristigen Effekten stehen für den Kongress zur Verfügung.

Diskussion: Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine auf Führungskräfte in KMU ausgerichtete Stressmanagement-Intervention das Selbstwirksamkeitserleben der Führungskräfte positiv beeinflussen kann, insbesondere im Hinblick auf Langzeiteffekte. Die Ergebnisse werden im Kontext KMU-spezifischer Herausforderungen diskutiert.
Frau Carla Schröpel
Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abt. für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen
#Vortrag
5

Einleitung

Die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden ist ein fundamentaler Bestandteil des Arbeitslebens und daher ein integraler Aspekt des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Angesichts der erhöhten Anforderungen und Belastungen am Arbeitsplatz sowie der damit einhergehenden steigenden Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen, ist es unerlässlich, präventive Maßnahmen zur Förderung der mentalen Gesundheit zu implementieren und zu evaluieren. Hierzu wurde ein verhaltenspräventives Angebot (Mental Health Checkup) entwickelt, welches den Mitarbeitenden eine frühzeitige Interventionsmaßnahme im Bereich der psychischen Gesundheit ermöglicht. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit dieser Interventionsmaßnahme zu evaluieren.

Methoden

Das Angebot des Mental Health Checkups umfasst im Vorfeld eine ausführliche Anamnese sowie bis zu vier Gesprächstermine. Die Evaluation des Mental Health Checkups wurde anhand eines selbst entwickelten Fragebogens im Rahmen der Anamnese durchgeführt. Der Fragebogen wurde von den Teilnehmenden vor jedem Gesprächstermin digital ausgefüllt, um Veränderungen im Verlauf abbilden zu können. Hierbei wurden Fragestellungen nach dem psychischen Gesundheitszustand, der Selbstfürsorge (Erholung, Schlaf, Ausgleich) und der Arbeitszufriedenheit deskriptivstatistisch erhoben und ausgewertet.

Ergebnisse

In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 wurden bisher 749 Mental Health Checkup Termine durchgeführt. Erste Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass sich der angegebene psychische Gesundheitszustand bei 41,2% der Teilnehmenden nach dem ersten MHCH-Termin verbessert hat. Bezüglich der Veränderung der Selbstfürsorge gaben 46,6% der Teilnehmenden eine Verbesserung an. Die Veränderung der angegebenen Arbeitszufriedenheit zwischen dem ersten und zweiten Termin zeigte eine Verbesserung von 17,6%. Erste Trends deuten darauf, dass die Verbesserungen mit der Anzahl der wahrgenommenen MHCH zunehmen.

Schlussfolgerung / Diskussion

Die Implementierung des Mental Health Checkups zeigt, dass präventive Maßnahmen im Bereich der psychischen Gesundheit nicht nur das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter steigern, sondern auch die Selbstfürsorge und die Arbeitszufriedenheit positiv beeinflussen. Zukünftige Evaluationen und vertiefende Forschung sollten auch qualitative Aspekte mit einbeziehen, um die Wirkung der Präventions- und Interventionsmaßnahme besser zu quantifizieren.
Frau Dr. Elena Bierwirth
AUDI AG, Gesundheitsschutz, Ingolstadt
Herr Oliver Stubenvoll
Audi AG, Gesundheitsschutz, Ingolstadt
#Vortrag #Psychische Gesundheit #Prävention #Mental Health Checkup #Automobilindustrie #Betriebliches Gesundheitsmanagement
6
Die psychotherapeutische Sprechstunde am Arbeitsplatz (PT-A) zielt als individuumsbezogenes Angebot darauf ab psychisch belastete Beschäftigte frühzeitig und niedrigschwellig zu erreichen und enthält sowohl private- als auch arbeitsplatzbezogene Module. Erkenntnisse zum psychosozialem Sicherheitsklima (PSC) legen nahe, dass auch organisationale Strukturen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Mitarbeitenden beitragen können. In Deutschland ist bislang wenig bekannt zum Einfluss des PSC auf die Wirkung einer PT-A. Daher untersucht diese Studie inwieweit das PSC den Interventionseffekt einer PT-A auf depressive Symptome, Ängstlichkeit und den allgemeinen Gesundheitszustand moderieren kann.

Daten von Teilnehmenden einer randomisiert-kontrollierten Studie in Deutschland zur Wirksamkeit der PT-A wurden analysiert. Erhoben wurde die Kurzversion des PSC Fragebogens, der Gesundheitsfragebogen für Patienten zu depressiven Symptomen (PHQ-9) und zur Ängstlichkeit (GAD-2) und ein Item zur Erfassung des allgemeinen Gesundheitszustandes. Multiple lineare Regressionsanalysen haben durch die Einführung eines Interaktionsterms (PSC*Behandlungsgruppe) an zwei Zeitpunkten (9 und 15 Monate nach der PT-A; n=411; n=362) untersucht inwieweit das PSC das Ausmaß des Interventionseffektes auf depressive Symptome, Ängstlichkeit und den allgemeinen Gesundheitszustand moderieren kann.

Beschäftigte der Interventionsgruppe berichteten signifikant weniger depressive Symptome und Ängstlichkeit an beiden Zeitpunkten nach der PT-A, im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Es zeigte sich weiterhin eine direkte Assoziation zwischen PSC und Ängstlichkeit 9 Monate nach der PT-A (B=0,16; p=0,04). Das PSC moderierte nicht den Interventionseffekt auf depressive Symptome, Ängstlichkeit oder den allgemeinen Gesundheitszustand.

Die Ergebnisse zeigen, dass die PT-A wirksam ist in Bezug auf eine Verringerung der Endpunkte depressive Symptome und Ängstlichkeit. Das PSC hatte keine Auswirkungen auf die Stärke des Interventionseffektes in der vorliegenden Studienpopulation. Die Wirksamkeit der PT-A kann somit auch unabhängig vom PSC bekräftigt werden. Zukünftig ist geplant zu untersuchen, ob sich durch die Einführung der Intervention die Einschätzung des PSC bei den Teilnehmenden verändert haben könnte.
Frau Meike Heming
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
#Vortrag #Arbeitsplatz #Psychosoziales Sicherheitsklima #Psychotherapie #Psychische Gesundheit #Psychische Belastung #Arbeitsstress
Do
03 Apr
10:15 - 11:30
Vorträge
Arbeit mit Krankheit II
Raum: Hörsaal 32 (Standort: Gebäude K, Anzahl der Sitzplätze: 250)
Vorsitz: Daniela Borchart und Jean-Baptist du Prel
Beiträge:
1

Einleitung

Ein Hauptziel bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz (RTW) nach einer längeren krankheitsbedingten Abwesenheit aufgrund von häufigen psychischen Störungen (CMDs) ist die Wiederherstellung und langfristige Sicherung der Arbeitsfähigkeit der zurückkehrenden Beschäftigten. Bisher wurde das Konzept der Arbeitsfähigkeit im RTW-Prozess bei CMDs häufig nur bis zum Zeitpunkt der Rückkehr erforscht. Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, wie die Arbeitsfähigkeit von zurückkehrenden Beschäftigten während des gesamten RTW-Prozesses bei CMDs eingeschätzt und erlebt wird. Dazu werden quantitative und qualitative Methoden verknüpft.

Methoden

In einer prospektiven Kohortenstudie wurden N=286 Teilnehmende zur Einschätzung ihrer aktuellen Arbeitsfähigkeit mit dem Work Ability Score (WAS, 0-10) zu fünf Zeitpunkten ab dem Ende ihres Klinikaufenthalts (T0), sowie 6, 12, 18 und 30 Monate später befragt. In der qualitativen Teilstichprobe wurden N=32 Teilnehmende nach 6 und 12 Monaten zu ihrem Arbeitsfähigkeitserleben im RTW-Prozess interviewt. Die Daten wurden im Längsschnitt über alle Messzeitpunkte quantitativ, dann qualitativ basierend auf den jeweiligen quantitativen WAS-Werten zu den zwei Zeitpunkten, sowie abschließend integrierend gemeinsam ausgewertet.

Ergebnisse

Die quantitative Einschätzung der Arbeitsfähigkeit aller Teilnehmenden verbesserte sich über die ersten 18 Monate der Nachbeobachtung. Qualitativ konnten wir drei Gruppen mit unterschiedlichem Arbeitsfähigkeitserleben im RTW-Prozess identifizieren: (1) Beschäftigte mit einer schlechten Arbeitsfähigkeit (WAS 0-3), die noch nicht an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt waren und große Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags beschrieben; (2) Beschäftigte mit einer moderaten Arbeitsfähigkeit (WAS 4-6), die überwiegend zur Arbeit zurückgekehrt waren, aber noch eine gewisse Fragilität in ihrer Arbeitsfähigkeit erlebten; (3) Beschäftigte mit einer guten bis sehr guten Arbeitsfähigkeit (WAS 7-10), die zur Arbeit zurückgekehrt waren und neben einer stabilen Beschreibung ihrer Arbeitsfähigkeit sowohl vielfältige individuelle als auch arbeitsbezogene Arbeitsanpassungsmaßnahmen berichteten.

Schlussfolgerung / Diskussion

Das Wissen kann zentralen RTW-Akteur*innen im Betrieb und an der Schnittstelle zum medizinisch-therapeutischen System dabei helfen, benötigte Unterstützungsmaßnahmen der Beschäftigten im gesamten RTW-Prozess stärker an der jeweils vorhandenen Arbeitsfähigkeit zu orientieren und anzupassen.
Frau Alexandra Sikora
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin
#Vortrag #Arbeitsfähigkeit #psychische Erkrankung #Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
2

Einleitung

Das Post-COVID-Syndrom (PCS) ist eine Erkrankung, welche die Teilhabe Betroffener nachhaltig einschränken kann. Symptome wie Erschöpfung, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme erschweren nach oft langen AU-Phasen die Rückkehr an den Arbeitsplatz (DRV, 2023). Da Arbeitgebende vor der Herausforderung stehen, zielführende BGM und BEM-Maßnahmen umzusetzen, fokussiert die vorliegende Studie Teilhabestörungen von PCS-Betroffenen. Ziel war es zu ermitteln, inwiefern sich die Bewertung der Teilhabeeinschränkung zwischen PCS und anderen Indikationen aus den Bereichen Neurologie, Kardiologie, Pneumologie und Psychosomatik unterscheidet und mögliche Korrelate mit Symptomen zu identifizieren, um spezifisch für PCS geltende Handlungsempfehlungen für BEM und BGM abzuleiten.

Methoden

235 Rehabilitanden bewerteten im Rahmen der Eingangsanamnese ihrer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme auf einer Skala von 1-10, inwiefern sie sich in ihrer Teilhabe eingeschränkt fühlten. 135 Rehabilitanden litten unter einem diagnostizierten Post-COVID-Syndrom (PCS-Gruppe), für die anderen 100 Rehabilitanden (Vergleichsgruppe; VG) wurden Erkrankungen aus den Indikationsbereichen Neurologie, Kardiologie, Pneumologie und Psychosomatik diagnostiziert. Zusätzlich erhoben wurden Fatigue, Post-Exertionelle Malaise (PEM), kognitive Symptome und der subjektive Gesundheitszustand.

Ergebnisse

Die PCS-Gruppe berichtete von einer signifikant stärkeren Beeinträchtigung ihrer Teilhabe als die VG (d= 1.33). Darüber hinaus gab die PCS-Gruppe einen signifikant schlechteren Gesundheitszustand an als die VG (d= 1.01). Ebenso erleben PCS-Betroffene eine stärkere Beeinträchtigung bzgl. Fatigue (d =1.35), PEM (d=1.44) und kognitiver Leistungsfähigkeit (d=0.34).

Schlussfolgerung/ Diskussion

Die Ergebnisse zeigen die deutliche Relevanz von Teilhabeeinschränkungen im Kontext von PCS im Vergleich zu anderen Indikationen. Hinsichtlich BEM und BGM gilt, dass sich vor allem Unterstützungsmöglichkeiten bzgl. kognitiver Symptome realisieren lassen. Hier kann das Leistungsbild erfasst, kontinuierlich verbessert und Arbeitstätigkeiten ggf. angepasst werden. Zur Ableitung individueller Maßnahmen würden Arbeitgebende jedoch von einer differenzierteren Abfrage zur Bestimmung subjektiver Belastungen bei PCS profitieren. Ein solches Verfahren wird von den AutorInnen aktuell konzipiert.
Frau Gretha Wagner
RWTH Aachen, Institut für Psychologie, Lehr- und Forschungsgebiet Gesundheitspsychologie, Aachen
#Vortrag #Post-COVID-Syndrom #Teilhabestörung #Subjektive Belastung
3

Einleitung

Die berufliche Teilhabe psychisch erkrankter Menschen bleibt eine Herausforderung, da Arbeitgeber oft über fehlendes Wissen und Vorbehalte verfügen. Gezielte Informationen können helfen, diese Wissenslücken zu schließen und die Inklusionsbereitschaft zu erhöhen. Ein Inklusionsleitfaden, entwickelt auf Basis von fünf Studien (Slavchova, 2021), bietet Informationen zu Haltung, Kommunikation und Unterstützungsangeboten, einschließlich Reflexionsübungen und Checklisten. Ziel des Beitrags ist es, die Wirkung des Inklusionsleitfadens auf die Bereitschaft zur beruflichen Teilhabe psychisch erkrankter Beschäftigter zu untersuchen.

Methoden

Die Studie wurde als experimentelle Online-Erhebung mit einer Interventions- (IG: 152 Personen) und einer Kontrollgruppe (KG: 155 Personen) durchgeführt. 71,4 % der Teilnehmenden waren weiblich (Durchschnittsalter: 31 Jahre, SD = 13 Jahre). Alle Befragten erhielten zu Beginn eine Vignette, in der sie die Rolle einer Führungskraft mit einem Team von 30 Mitarbeitenden einnahmen. Sie sollten eine Personalauswahlentscheidung zwischen einem gesunden und einem depressiven Bewerber treffen, wobei die Qualifikationen gleich waren. Die KG entschied sich direkt für oder gegen den depressiven Bewerber, während die IG vor ihrer Entscheidung den Inklusionsleitfaden erhielt.

Ergebnisse

In der KG entschieden sich 33 Personen (21,9 %) für den depressiven Bewerber, während in der IG 68 Personen (46,3 %) diese Wahl trafen. Die IG entschied sich signifikant häufiger für den psychisch erkrankten Bewerber als die KG (Chi-Quadrat(1) = 19,799, p < .001, Cramers V = .258). Freitextnennungen zeigen, dass die Teilnehmer der IG den Inklusionsleitfaden als hilfreich empfinden, insbesondere hinsichtlich mehr Handlungssicherheit und wertvoller Informationen.

Schlussfolgerung / Diskussion

Unwissenheit und Vorbehalte gegenüber psychischen Erkrankungen sind Herausforderungen in der Arbeitswelt und können die Einstellung sowie langfristige Beschäftigung Betroffener behindern. Die vorliegende Studie zeigt, dass der Inklusionsleitfaden ein effektives Werkzeug zur Förderung der beruflichen Inklusion psychisch erkrankter Menschen ist. Angesichts des Fachkräftemangels und gesetzlicher Vorgaben (z.B. Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) sollten Arbeitgeber und Führungskräfte gezielt mit dem Inklusionsleitfaden unterstützt werden, um mehr Sicherheit im Umgang mit psychisch erkrankten Bewerber zu gewinnen. Der Leitfaden kann bei den Autor:innen angefragt werden.
Frau Veneta Slavchova
RWTH Aachen, Institut für Psychologie, Lehr- und Forschungsgebiet Gesundheitspsychologie, Aachen
#Vortrag #Psychische Gesundheit #berufliche Teilhabe #psychische Erkrankung #Inklusionsleitfaden
4
Einleitung: Der Forschungsstand zu Gesundheit(sförderung) in Inklusionsbetrieben ist lückenhaft. Das GAIN-Projekt untersucht, neben der körperlichen Belastung, die Deutungs- und Einflussdimensionen von Gesundheit. Ziel ist, Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung besser an die Bedarfe der Belegschaft anzupassen, damit sie eine nachhaltige-bildende Wirkung haben.
Methoden: Einem sozialwissenschaftlich-qualitativen Ansatz folgend, wurden Beobachtungsstudien mit Arbeitsbegleitungen und 24 Leitfadeninterviews mit Leitungen und Angestellten (mit und ohne Behinderung) in drei Inklusionsbetrieben durchgeführt. Es gab folgende Themenblöcke: Arbeit, beruflicher Werdegang, Arbeit im Inklusionsbetrieb, betriebliche / individuelle Gesundheit. Die Auswertung orientierte sich an der Grounded Theory.
Ergebnisse: In den untersuchten Betrieben herrscht ein ausdifferenziertes System der gegenseitigen Hilfe, das auf stark variierende Leistungsfähigkeiten zurückzuführen ist. Damit geht einher, dass es wenige Angestellte gibt, auf denen überproportional viel Arbeit oder Verantwortung lastet. Hier besteht die Gefahr einer Überbelastung und negativer Stresserfahrung.
Zudem sind Schmerzerfahrungen allgegenwärtig, die auf den Lebenswandel und die Arbeit zurückzuführen sind. Diese Schmerzen werden als selbstverständlich hingenommen; selbstgewählte Maßnahmen bringen Linderungen, aber keine nachhaltigen Veränderungen. Programme gezielter Bewegungsaktivität zur Prävention sind den Meisten bekannt, werden aber als lebensfern eingestuft. Zudem erscheinen etablierte präventive betriebliche Gesundheitsmaßnahmen als unpassend, da sie den Arbeitsablauf eher behindern, statt Entlastung zu bieten.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass (wie auch in nichtinklusiven Betrieben) Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Inklusionsbetrieben nur dann einen nachhaltigen Erfolg ermöglichen, wenn sie sich eng an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden orientieren und die Bedingungen der Arbeitsstrukturen miteinbeziehen. Ein wichtiger Faktor ist die nachhaltige Gesundheitsbildung, die erst ermöglicht, dass Mitarbeitende arbeitsbezogene Beschwerden als veränderbar wahrnehmen und als ein Ergebnis individueller und struktureller Bedingungen erleben. Eine Verbesserung von Gesundheit über präventive Ansätze ist nur nachhaltig erreichbar, wenn die implementierten Maßnahmen zur Selbstermächtigung führen.
Frau Bettina Bredereck
Abteilung Sportpädagogik, Insitut für Sportwissenschaften, Goehte-Universität Frankfurt, Frankfurt
#Vortrag
5
Einleitung: Die Forschung zeigt, dass arbeitslose Personen häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen sind und dass psychische Erkrankungen die Arbeitsfähigkeit einer Person beeinträchtigen können. Dies stellt ein erhebliches Hindernis für den (Wieder-)Einstieg in das Berufsleben dar. Ziel unserer Studie ist es, die Beziehungen zwischen subjektiven Symptomen und Arbeitsfähigkeit bei arbeitslosen Personen mit psychischen Erkrankungen zu untersuchen, um diejenigen Symptome zu ermitteln, die für Forschung und Praxis am wichtigsten sind.

Methoden: Die vorliegende Studie basiert auf einer Stichprobe aus dem Projekt LIPSY, welches die Erhaltung und/oder Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit von arbeitslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen zum Ziel hat. Es wurden multiple Regressionsanalysen mit der abhängigen Variablen Arbeitsfähigkeit (WAI) in einer Stichprobe von arbeitslosen Personen mit mindestens einer psychischen Erkrankung (ICD-10: F-Diagnose) durchgeführt. In der ersten Analyse wurden die Kontrollvariablen Alter, Geschlecht, Bildung und das Zusammenleben mit dem Partner als Prädiktoren verwendet. In der finalen Analyse wurden alle neun Symptomdimensionen des SCL-90 hinzugefügt: (1) Somatisierung, (2) Zwanghaftigkeit, (3) Unsicherheit im Sozialkontakt, (4) Depressivität, (5) Ängstlichkeit, (6) Aggressivität/Feindseligkeit, (7) Phobische Angst, (8) Paranoides Denken, (9) Psychotizismus.

Ergebnisse: Unsere Stichprobe umfaßte 402 Teilnehmer*innen mit einem Durchschnittsalter von 35,7 Jahren, 52,5 % waren weiblich. In der finalen Analyse ergaben sich signifikante positive Assoziationen zwischen Bildung, Paranoidem Denken und Arbeitsfähigkeit und eine signifikante negative Assoziation zwischen Depressivität und Arbeitsfähigkeit.

Schlussfolgerungen: Die erhöhten Werte in Bezug auf alle Dimensionen der SCL-90 sowie die Zusammenhänge zwischen zwei SCL-90-Dimensionen und der Arbeitsfähigkeit unterstreichen die Notwendigkeit von psychologischen Screeningverfahren, Diagnostik, Prävention und Therapie (Depressivität) sowie zusätzlicher Public Health Aufmerksamkeit und Forschung (Paranoides Denken) in der Hochrisikogruppe von Arbeitslosen mit psychischen Erkrankungen.
Herr Dr. Felix Hussenoeder
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin & Public Health, Med. Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig
#Vortrag #Subjektive Beeinträchtigungen #Psychische Gesundheit #Arbeitsfähigkeit #Arbeitslosigkeit
Do
03 Apr
10:15 - 11:30
Vorträge
Haut
Raum: Hörsaal 26 (Standort: Gebäude I, Anzahl der Sitzplätze: 180)
Vorsitz: Julia Hiller und Michal Gina
Beiträge:
1
Einleitung: Gewerbeärzte sind am Berufskrankheiten Verfahren beteiligt. Im Jahr 2013 wurde die wissenschaftliche Begründung für die neue Berufskrankheit 5103: Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung veröffentlicht. Seit vielen Jahren gehören diese Erkrankungen zu den am häufigsten angezeigten und anerkannten Berufskrankheiten. Aufgrund des Klimawandels mit Zunahme der UV-Strahlung ist mit einem Anstieg der Erkrankungszahlen zu rechnen, wenn keine adäquaten Schutzmaßnahmen getroffen werden.
Methode: Im Rahmen einer landesweiten Programmarbeit wurden von Mai 2023 bis August 2024 Inspektionen auf anzeigepflichtigen Baustellen mit sonnenexponierten Arbeiten von den Gewerbeärzten und der Gewerbeaufsicht unter besonderer Berücksichtigung des UV-Schutzes durchgeführt. Überprüft wurden die Gefährdungsbeurteilung, Maßnahmen zum UV-Schutz und die Arbeitsmedizinische Vorsorge. Die Beteiligten wurden über die Gefahren der UV-Strahlung aufgeklärt.
Ergebnisse: 76 Firmen wurden überwiegend auf Großbaustellen überprüft. Die Zahl der Beschäftigten lag zwischen drei und 970. Bei 10 Betrieben gab es technische Schutzmaßnahmen. Angemessene Kleidung war bei Beschäftigten von 23 Firmen vorhanden. Spezielle UV-Schutzkleidung wurde von Beschäftigten von 12 Firmen getragen und von 18 Firmen bereitgestellt. Sonnenbrillen wurden von Beschäftigten von 21 Firmen getragen. Sonnencreme wurde von Beschäftigten bei 56 Firmen genutzt, von 51 Firmen gestellt. Arbeitsmedizinische Vorsorge wurde in 48 Betrieben durchgeführt. Beschäftigte von 32 Firmen gaben an, dass auch die Vorsorge zum UV-Schutz und Hautkrebs durchgeführt wurde.
Schlussfolgerungen: Die nach dem (S)TOP Prinzip wichtigsten und effektivsten technischen Maßnahmen werden sehr selten (13%) eingesetzt. Am häufigsten wird UV-Schutzcreme verwendet (75% der Befragten) und von den Arbeitgebenden (70%) zur Verfügung gestellt. Inwiefern UV-Schutzcreme als Maßnahme wirksam gegen Hautkrebs ist, ist unklar. Angemessene Persönliche Schutzkleidung, die wirksam ist, wird von 32% getragen und spezielle Schutzkleidung von 17%. Der Einsatz technischer Maßnahmen gestaltet sich oft schwierig. Die Entwicklung technischer Maßnahmen muss dringend gefördert werden, um den Beschäftigten wirksame Schutzmaßnahmen zu bieten. Die Aufklärung über UV-Schutzkleidung muss intensiviert werden und das Angebot tragbarer UV-Schutzkleidung und die Akzeptanz der Beschäftigten muss verbessert werden.
Frau DR Ann-Kathrin Jakobs
Struktur und Genehmigungsdirektion Süd, Neustadt/W
#Vortrag #UV-Schutz #Baugewerbe
2

Einleitung

Seit Oktober 2020 wurde die weltweit größte Kohorte an berufsdermatologischen Patienten (N=287), bei der Molekulardiagnostik zur Unterscheidung zwischen Ekzem und Psoriasis der Hände eingesetzt wurde, aufgebaut. Beide Erkrankungen haben besondere Relevanz in der Berufsdermatologie, sind aber wegen phänotypischer Überlappungen herausfordernd in der Abgrenzung.

Methoden

Über 3 Jahre hinweg werden zu 5 Zeitpunkten von Patienten und behandelnden Dermatologen Daten zu Verlauf, Lokalisation, Schwere und Diagnose und Therapie sowie Lebensqualität erfragt.

Ergebnisse

53.3% (154) der Teilnehmer sind Männer (Ø Alter 50,4±12,2 Jahren). 23% (58) arbeiten im Metallbereich, 22% (55) im Gesundheitswesen und 9% (22) im Baugewerbe. Zum Studieneinschluss (T0) wurden 65% zu Lasten einer Berufsgenossenschaft (BG) behandelt. Die häufigsten zuständigen BG‘en waren die BG für Gesundheitsdienst/Wohlfahrtspflege (24,7%), BG Holz und Metall (20,9%), sowie die BG Rohstoffe/Chemische Industrie (BG RCI) (11,5%).
Die klinischen Diagnosen (n=272) lauteten in 36.4% Ekzem, in 24.6% Psoriasis; 38.9% waren unklar. Die molekulare Diagnose lautete in 68% Ekzem, in 25% Psoriasis; 6.9% blieben unklar. Nur 36.3% erhielten eine übereinstimmende Diagnose.
Nach 24 Monaten (T4) sank der Anteil von Patienten berichteten, kontinuierlich verlaufenden Hauterkrankungen um 28% auf 43%. Korrespondierend berichteten Dermatologen in 10% der Fälle eine Abheilung und doppelt so viele, leichte Verläufe wie noch zu T0.
Der Anteil an Personen, die zu T4 eine Berufsaufgabe berichten liegt bei 27.1% (35), bei 129 bereits erfassten Datensätzen. 20% (7) davon sind berentet, 22.8% (8) arbeitslos, 54.3% (19) wechselten ihre Tätigkeit aufgrund der Hauterkrankung, eine Person war dauerhaft krankgeschrieben.
Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU) verringerte sich statistisch signifikant (p<.005). Zu T4 berichteten nur noch 11.6% der Probanden AU Tage in einer Spannweite von 7 bis 200 Tagen innerhalb der vorangegangenen 12 Monate (T0: 41.5%). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität, gemessen mittels Dermatology Life Quality Index (DLQI), verbesserte sich statistisch signifikant (p<.005) um 50% des mittleren, initial berichteten Wertes.

Schlussfolgerung / Diskussion

Auch im weiteren Studienverlauf zeigen kontinuierliche Verbesserungen des subjektiven und objektiven Gesundheitszustandes der Patienten. Die molekulare Diagnostik zeigt Erfolge in der
klinischen Einordnung und kann prognostisch eine Bereicherung für die berufsdermatologische Diagnostik darstellen.
Herr Dr. rer. cur. Philipp Bentz
Universitätsklinikum Heidelberg Hautklinik Sektion Berufsdermatologie, Heidelberg
#Vortrag #Molekulare Diagnostik #Ekzem #Psoriasis
3

Einleitung

In der Realbrandausbildung von Feuerwehrangehörigen ist eine wiederholte Exposition von Ausbildern gegenüber Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) aus Brandemissionen unvermeidbar. Auch bei Verwendung von Atemschutz auftretende innere Belastungen legen eine PAK-Aufnahme über die Haut nahe. Ziel der Studie war es daher, mit Hilfe von Wischprobenuntersuchungen PAK-Kontaminationen der Haut bei Feuerwehrausbildern zu detektieren bzw. zu quantifizieren.

Methoden

N= 3 männliche Feuerwehrausbilder (Nichtraucher, Alter 36-39 Jahre) führten jeweils unter Vollschutz drei Trainingseinheiten in einer holzbefeuerten Realbrandanlage durch. Vor und nach jedem Training wurden bei allen Probanden Hautwischproben an den Bereichen Nacken, Stirn, Handgelenk, unterer Rücken sowie Unterschenkel durchgeführt. Für die Probenahme auf einer Hautfläche von je ca. 30 cm² wurden auf Tupfergröße zugeschnittene Stücke aus Reinraum-Polypropylenwischtüchern eingesetzt, die mit Isopropanol getränkt waren. Zur Analyse der Probenträger erfolgte eine Ultraschallextraktion mit Dichlormethan und Aufreinigung der Extrakte an Kieselgel. Nach Zugabe deuterierter interner Standards wurden in den Extrakten mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie die Konzentrationen von 16 PAK-Einzelverbindungen („EPA-PAK“) bestimmt.

Ergebnisse

Bei Flächenkonzentrationen (Summe der EPA-PAK) von < 0,08 bis 1,00 ng/cm² vor bzw. 0,11 bis 2,65 ng/cm² nach den Trainingseinheiten zeigte sich an allen betrachteten Hautlokalisationen eine Zunahme der PAK-Belastung nach dem Training. Am deutlichsten fiel die Steigerung im Nacken der Probanden aus, mit einer Zunahme der Mediankonzentration um den Faktor 7,5. An den anderen Hautstellen stieg die Belastung um das 1,3-Fache (Stirn) bis 3,5-Fache (unterer Rücken). Detektierte Hauptkomponenten waren hierbei überwiegend mittelflüchtige PAK wie Phenanthren, Fluoranthen oder Pyren.

Schlussfolgerung / Diskussion

Mit Blick auf Probenahme und Analytik stellte u.a. die Vermeidung von Leerwerten eine erhebliche Herausforderung dar. Die inhaltlich wie auch in ihrer Größenordnung mit Literaturdaten vergleichbaren Ergebnisse deuten insgesamt auf trainingsbedingte PAK-Belastungen der Haut hin, wobei sich insbesondere der Nacken als eine kritische Stelle erweist. Die eingesetzte Schutzausrüstung scheint demnach nur einen eingeschränkten Schutz vor PAK-Belastungen der Haut zu bieten.
Herr Dr. rer. nat. Bernd Roßbach
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
#Vortrag #Feuerwehrleute #Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe #Hautbelastung
4
Introduction
Accidents with hydrofluoric acid (HF) can cause systemic poisoning by a transdermal penetration of fluoride ions. Abrasive techniques, like mechanical brushing, are sometimes suggested as a decontamination strategy, but their effectiveness in reducing systemic fluoride absorption remains unclear. This study aimed to evaluate the effectiveness of abrasive decontamination techniques in reducing fluoride absorption following HF exposure.

Methods
In a modified Franz diffusion cell model, human skin samples (0.9 mm thickness, n = 18) were exposed to 30% HF. After one minute of exposure, the supernatant fluid was removed with cotton swabs. Besides untreated controls, the skin was then decontaminated either with a water jet or a combination of water jet and brushing with an electric toothbrush (n = 6 cells, respectively). Samples were collected from the receptor solution at 0, 1, 4, 6, 12, 24, 48 and 72 hours post exposure to analyze the effectiveness of these methods by measuring cumulative fluoride penetration using a fluoride sensitive electrode.

Results
Both the water jet and the water jet plus brushing strategies were effective when compared to no decontamination. There was no significant difference in cumulative fluoride penetration between water jet plus brushing and water jet alone. However, from approximately 5 h to 48 h after exposure, fluoride penetration per hour was lower in the skin samples treated with water jet plus brushing. This difference was significant at 12 h and 24 h after exposure.

Conclusions
In our standard scenario (30% HF, exposure for 1 min), the brushing as a means of abrasive decontamination may be more significant particularly in the later stages of hydrofluoric acid exposure. However, in special scenarios that are associated with a larger skin depot of fluoride (higher concentration of HF, longer exposure time), abrasive techniques might show a significant impact on post-acute and cumulative fluoride absorption.

Frau Suvarna Mini Vijayan
Institute and Polyclinic for Occupational, Social and Environmental Medicine, University of Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Vortrag #Diffusion cell #Human skin #Hydrofluoric acid #Percutaneous absorption #Systemic toxicity #Brushing Decontamination #Abrasive measures #Stratum corneum
5
Einleitung
Das Ausmaß der dermalen Penetration von (Gefahr-)Stoffen wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Mögliche Penetrations-Unterschiede durch die exponierte anatomische Region haben praktische Relevanz sowohl im therapeutischen Setting als auch am Arbeitsplatz, z.B. bei dermaler Beanspruchung an den Händen, und bei der Bewertung von Studienergebnissen. Bisher existieren hierzu jedoch nur wenige humane in-vivo Daten. Ziel der Arbeit ist daher die Untersuchung eines Einflusses unterschiedlicher Expositionslokalisationen auf die dermale Penetration und dadurch verursachte systemische Belastung im Menschen mittels Phenoxyethanol (PhE).

Methoden
Zwei Probanden wurden zeitversetzt an 7 Körperstellen (Rücken, Bauch, Oberschenkel, Gesicht+Hals, Unterarm, Handinnenfläche, Handrücken) mit 0,2 mg/cm² PhE nicht-okklusiv dermal exponiert (10% PhE in DAC Basiscreme). Das Expositionsareal umfasste 400 cm² bzw. an den Händen 200 cm² Fläche. Je Lokalisation erfolgte über 48 Stunden eine vollständig fraktionierte Urinsammlung und Gewinnung von 12 Blutproben. Diese wurden auf ihren Gehalt der beiden PhE-Hauptmetaboliten (Phenoxyessigsäure (PhAA) und 4-OH-PhAA) untersucht. Zum Lokalisations-Vergleich der dermalen Penetration wurden u.a. toxikokinetische Parameter (Tmax, Cmax, T1/2) sowie die prozentuale Wiederfindung im Urin (FUE) herangezogen.

Ergebnisse
Zwischen den Probanden zeigen sich interindividuelle Unterschiede hinsichtlich der Rangfolge der Expositionsareale gemessen an ihrer jeweiligen PhE-Wiederfindungsrate im Urin. Die FUE liegt zwischen 19 und 57%. Tendenziell findet sich die höchste FUE nach Expositionen an den Händen und im Gesicht. Hinsichtlich der toxikokinetischen Parameter fällt bei beiden Probanden eine schnellere Resorptionsspitze von PhE über die Gesichts- und Halshaut auf (Tmax in Blut und Urin nach ca. 2h; versus 3-6h an den anderen Lokalisationen). Dies geht meist auch mit den höchsten Peak-Konzentrationen (Cmax in mg/h) einher. Eine stärker verzögerte Penetration zeigt sich insbesondere über die Handinnenflächen. Die Halbwertszeiten der ersten Eliminationsphase liegen in Blut und Urin zwischen 2,3 und 4,5 h.

Diskussion
Die Studie unterstreicht die Bedeutung der exponierten anatomischen Region auf das Ausmaß und den Verlauf der dermalen Penetration. Die Unterschiede sind jedoch bei PhE kleiner als in zwei älteren Studien mit Hydrocortison und Pestiziden (bis 13-fach gesteigerte Penetration an Wange), und legen eine Substanzabhängigkeit nahe.
Frau Dr. med. Julia Hiller
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Vortrag #Dermale Penetration #Phenoxyethanol
Do
03 Apr
11:30 - 12:30
Posterausstellung
Poster: Gefahrstoffe und Biomonitoring I
Beiträge:
1


Das Morvan-Syndrom ist eine seltene neurologische Erkrankung, welche meist autoimmun oder paraneoplastisch ausgelöst wird. Einzelne Fallberichte beschreiben das Auftreten des Syndroms in engem zeitlichem Zusammenhang mit einer Quecksilberintoxikation. Die Symptome eines Morvan-Syndroms umfassen u.a. Myoklonien, Faszikulationen, Insomnie, Tachykardie, Hypertonie, Hyperthermie, starkes Schwitzen und Hyponatriämie.

In der umweltmedizinischen Sprechstunde stellte sich ein 47-jähriger Patient vor, der aufgrund einer ausgeprägten Hyponatriämie und schwer einstellbarem Bluthochdruck internistisch betreut wurde. Anamnestisch ergab sich bei dem zuvor Gesunden eine vierwöchige Ayurveda-Kur in Kerala, Indien, im Mai und Juni 2024. Der Patient nahm mitgebrachte ayurvedische Zubereitungen bis Anfang August ein. Etwa drei Wochen nach der Kur traten erstmals Dysästhesien im Mund auf, die sich auf den ganzen Körper ausbreiteten, gefolgt von Hyperpathien bei Kälte und Hitze. Eine neurologische Abklärung blieb ohne klare Diagnose.

Ein veranlasstes Humanbiomonitoring sowie die Untersuchung der mitgebrachten ayurvedischen Zubereitungen per ICP-MS ergab u.a. einen Blut-Bleigehalt von 184 µg/L sowie einen Urin-Quecksilbergehalt von 65,2 µg/L. In einer der Tabletten wurde ein Quecksilbergehalt von 16 mg Hg / Tablette ermittelt. Im Serum erfolgte der Nachweis von CASPR2-Antikörpern, so dass die Diagnose quecksilber-assoziiertes Morvan-Syndrom gesichert werden konnte. Es erfolgte eine Therapie mit Immunglobulinen, was zu einer leichten Symptombesserung führte. Auf eine Chelat-Therapie wurde aufgrund der Datenlage in der Literatur zunächst verzichtet.

Der Fall zeigt, dass eine hohe Quecksilberbelastung über die Triggerung von Autoimmunphänomenen komplexe Symptomkonstellationen verursachen können. Schwermetallbelastete Ayurveda-Zubereitungen stellen immer noch ein Gesundheitsrisiko dar und können auch Autoimmunphänomene auslösen. Präventiv sollte weiter an definierten Standards für ayurvedische Zubereitungen gearbeitet werden. Es besteht weiter Aufklärungsbedarf für die Verschreiber und Verbraucher ayurvedischer Zubereitungen.
Herr Jens Bertram
Universitätsklinikum Aachen, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Aachen
#Poster #Morvan-Syndrom #Biomonitoring #Quecksilber #Ayurveda
2
Zielsetzung: Das Mesotheliom ist mit einer zurückliegenden, beruflichen Asbestexposition assoziiert und ein aggressiver Tumor der serösen Häute mit schlechter Prognose. Eine Früherkennung mittels der Biomarker Calretinin und Mesothelin ist inzwischen möglich und befindet sich derzeit in der Umsetzung in die Praxis. Um zukünftig die Anwendung der Biomarker weiter zu vereinfachen, wäre die Probengewinnung auf Filterpapierkarten - ähnlich wie beim Neugeborenenscreening - eine praktikable Alternative. Daher wurde zunächst als Grundvoraussetzung getestet, ob Calretinin in sogenannten dried plasma spots (DPS) nachweisbar ist.

Methoden: Plasmaproben von vier Patienten mit Mesotheliomen sowie vier gematchten Kontrollen wurden auf Filterpapierkarten aufgetragen und über Nacht getrocknet. Die DPS wurden ausgestanzt, im Verdünnungspuffer des DLD Calretinin ELISA Kits aufgenommen, inkubiert und mittels Zentrifugation extrahiert. Abschließend wurde Calretinin gemäß der Vorschrift des ELISA Kits bestimmt.

Ergebnisse: Calretinin war in allen DPS-Proben der Mesotheliom-Fälle nachweisbar und quantifizierbar, während in den Kontrollproben die Calretinin-Werte unterhalb der Nachweisgrenze lagen. Im Vergleich mit dem etablierten Nachweis direkt im Plasma ist ein Unterschied bei der Konzentration zu erkennen. Diese waren bei den DPS-Proben generell niedriger als bei den Plasmaproben. Allerdings war mittels DPS eine einfache Diskriminierung zwischen Fällen und Kontrollen möglich.

Schlussfolgerung: Diese ersten Tests zeigen, dass der Nachweis von Calretinin mittels DPS möglich ist. Weitere Optimierungen des Extraktionsverfahrens und Messungen in einer größeren Studiengruppe sind allerdings notwendig, ebenso wie die Ermittlung der spezifischen Cut-offs für DPS, um die Performance der Biomarker zu erhalten. Auch Mesothelin soll dann mittels DPS parallel bestimmt werden. Ziel wird es schließlich sein, ein einfach zu verwendendes Probengewinnungssystem für die Biomarker Calretinin und Mesothelin zu entwickeln.
Herr Dr. rer. nat. Jan Gleichenhagen
Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzliche Unfallversicherung - Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA), Bochum
#Poster #Calretinin #Dried Plasma Spots #Mesotheliom
3
Viele Biomonitoringparameter sind pauschal einem chemischen Element oder einer chemischen Struktur zugeordnet und werden in der Regel analytisch ohne Differenzierung bestimmt, obwohl sie in der Realität in Form unterschiedlicher Spezies oder Bindungsformen vorliegen. In der chemisch-analytischen Bestimmung stellt die zuverlässige Quantifizierung der Parameter durch das Auftreten in verschiedenen Spezies und Bindungsformen häufig einen nicht zu unterschätzende Herausforderungen dar. Demzufolge ist es für eine praxisnahe Qualitätssicherung derartiger Biomonitoringuntersuchungen von Bedeutung, diese in der Realität auftretenden Spezies und Bindungsformen zu berücksichtigen.

In dem Beitrag werden die verschiedenen Ansätze zur Inklusion von Spezies und Konjugaten in das Biomonitoringqualitätsprogramm German External Quality Assessment Scheme (GEQUAS) und die dabei resultierenden Erkenntnisse dargestellt. Hierzu wurde die Dotierungsprozesse für das aktuelle Parameterspektrum analysiert, sowie die Teilnehmerzahlen und Erfolgsquoten, für Parameter mit Spezies- bzw. Konjugat-Dotierung ausgewertet.

Im aktuellen GEQUAS-Angebot (RV 75) werden Spezies- bzw. Konjugat-Dotierung sowohl im Spektrum für anorganische als auch organische Parameter zur Dotierung verwendet. Im anorganischen Parameterspektrum sind dies zum einen die Dotierung von Urin mit fünf verschiedene Arsenspezies (As(III), As(V), MMA, DMA, Arsenobetain) sowie mit einem Gemisch aus 80% anorganischem und 20% organischen Jodid (Parameter Jod im Urin). Im Blut erfolgt die Dotierung mit Chromat, um eine effektive Dotierung der Erythrozytenfraktion zu erreichen, sowie mit einem Gemisch aus 50% anorganischem Quecksilber und 50% Methylquecksilber (MeHg). Bei den organischen Parametern werden 8 phenolische Parameter (Bisphenol A, Phenol, o-Kresol, 1-Hydroxypyren, 1- und 2-Napthol, p-Nitrophenol und Triclosan) als Glucuronide und 6 aromatische Amine (Anilin, MOCA, MDA, 2,4- und 2,6-TDA, 1,5-NDA) als Acetylate dotiert, auch wenn eine differenzierte Analyse nicht vorgeschrieben wird. Sämtlich dieser Parameter zeigen eine positive Entwicklung der Inanspruchnahme und hohe Erfolgsquoten.

Durch die Dotierung mit Spezies oder Konjugaten werden an die Teilnehmer des GEQUAS-Qualitätssicherungsprogrammes die gleichen Herausforderungen für eine korrekte Quantifizierung dieser Parameter wie in der Realität gestellt. Dadurch wird eine wirksame Qualitätssicherung von Biomonitoringuntersuchungen gewährleistet.
Herr Prof. Dr. rer. nat. Thomas Göen
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Erlangen
#Poster #Biomonitoring #Qualitätssicherung #Praxisnahe Diagnostik
4

Einleitung

Per- und polyfluorierte Substanzen (PFAS) sind eine chemische Stoffklasse mit etwa 10.000 einzelnen Substanzen, welche aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften in verschiedenen Industriezweigen verwendet werden. PFAS sind heutzutage ubiquitär sowohl in der Umwelt als auch in Menschen verbreitet. Die Exposition gegenüber PFAS kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, unter anderem wurden Effekte auf das Hormonsystem, das Immunsystem und die Fortpflanzung beobachtet. Die innere Exposition der allgemeinen Bevölkerung gegenüber PFAS ist aufgrund methodischer Limitierungen, wie z. B. fehlende Sensitivität oder zu kleine Analyten-Portfolios, bisher nur unvollständig beleuchtet. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung von Methoden für das Humanbiomonitoring zur verbesserten Bestimmung von klassischen und insbesondere neuartigen PFAS und PFAS-Precursor, um ein umfassenderes Verständnis der Belastung des Menschen mit PFAS zu erhalten.

Methoden

Für das Humanbiomonitoring von PFAS wurden Serum-Proben mit isotopenmarkierten internen Standards (ISTDs) versetzt, die Proteine mittels methanolischer Fällung abgetrennt und die Probe anschließend über eine Weak Anion Exchange (WAX) Festphasenextraktion aufgereinigt. Das Eluat wurde eingedampft und in Methanol rekonstituiert. Die instrumentelle Bestimmung erfolgte mittels LC-MS/MS auf einer C18 Säule. Zur Abtrennung von instrumentellen Blindwerten wurde zusätzlich eine Delay-Säule verwendet.

Ergebnisse

Die entwickelte Methode ermöglicht die Bestimmung von derzeit 22 PFAS. Neben den klassischen PFAS können Fluortelomersulfonsäuren und v. a. per- und polyfluorierte Ether wie DONA, HFPO-DA und 9Cl-PF3ONS quantitativ erfasst werden. Das Verfahren ist von 0,1 - mind. 10 µg/L (r2 > 0.995) linear. Die Wiederfindungsraten von dotierten Serumproben bei einem Level von 0,1 µg/L liegen zwischen 84 – 119 %.

Schlussfolgerung / Diskussion

Das entwickelte Verfahren ist geeignet, insbesondere neuere PFAS in Humanproben im umweltmedizinischen Konzentrationsbereich zu bestimmen. Eine vollständige Validierung ist noch Gegenstand aktueller Arbeiten. Die Erweiterung des Analyten-Spektrums um ultrakurzkettige PFAS wird zudem einen Schwerpunkt dieses Projektes bilden, da erste Studien auf eine deutliche Belastung humaner Proben mit diesen Substanzen hinweisen. Mit den entwickelten Methoden soll eine umweltmedizinische Studie mit 4000 humanen Proben der Erwachsenen-Bevölkerung aus der Nationalen Kohorte (NAKO) durchgeführt werden, um die PFAS-Belastung umfangreicher zu erfassen.
Herr Martin König
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
#Poster #PFAS #Biomonitoring #Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie #Serum
5
Einleitung: Schweißrauch wurde von der International Agency of Research on Cancer (IARC) als humankanzerogen eingestuft, jedoch werden die heute geltenden Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) an Schweißarbeitsplätzen nicht immer eingehalten. Praxisnahe Lösungen zur Reduktion der Exposition von Schweißern gegenüber Gefahrstoffen sind erforderlich.

Methoden: Eine laufende Interventionsstudie in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) soll die Effektivität technischer Maßnahmen zur Expositionsminderung an realen Arbeitsplätzen evaluieren. Es werden wiederholte Gefahrstoffmessungen in Verbindung mit einer erweiterten Dokumentation wesentlicher Einflussfaktoren der Exposition durchgeführt. Ergänzend erfolgt humanes Biomonitoring bei den Schweißern.

Ergebnisse: An 49 MAG/MIG-Schweißern in 12 Betrieben wurde die Exposition unter Ausgangsbedingungen gemessen. Die mediane Konzentration alveolengängiger Partikel betrug 1,23 mg/m³. Der allgemeine Staubgrenzwert von 1,25 mg/m³ wurde somit bei jeder zweiten Messung überschritten. Die höchste gemessene Konzentration betrug 12 mg/m³. Der AGW für Mangan in der A-Fraktion (0,02 mg/m³) wurde an 45 von 49 Arbeitsplätzen überschritten (92%); der Median betrug 0,095 mg/m³. Fremdbelüftete Schweißmasken wurden von 31 Schweißern getragen (63%).

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Basismessungen bestätigten die Herausforderung, die geltenden AGW beim MAG/MIG-Handschweißen einzuhalten. Zurzeit werden expositionsrelevante Randbedingungen der einzelnen Arbeitsplätze durch Interventionsteams überprüft, um anschließend individuelle Interventionsoptionen zu entwickeln. Im Fokus der möglichen Interventionen stehen Variationen der Zusatzwerkstoffe, Prozessgase, innovativer Prozessregelvarianten sowie Anpassungen von Absaugvorrichtungen und Arbeitsmitteln. Nach Umsetzung der Maßnahmen in der Arbeitsroutine erfolgt eine erste Wirkungsprüfung durch eine weitere Gefahrstoffmessung mit Biomonitoring.
Herr Dr. Martin Lehnert M.san.
Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV, Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA), Bochum
#Poster #Schweißrauchminderung #Metall-Aktivgas-Schweißen #Metall-Intergas-Schweißen #Metall-Schutzgas-Schweißen
6
Einleitung
Melamin (CAS-Nr. 108-78-1) ist eine vielseitig eingesetzte Grundchemikalie, die bei chronischer Exposition die Harnwege schädigen kann und im Verdacht steht, krebserzeugend zu wirken. Hauptanwendungsgebiete für Melamin sind Melaminharze, die durch Polykondensation mit Formaldehyd entstehen und als Leime, Beschichtungen in der Möbel-, Holz- und Verpackungsindustrie, als Versteifungsmittel in der Textilindustrie sowie als Geschirr und Kochutensilien genutzt werden. Das Ziel war es, ein Human-Biomonitoring-Verfahren zu entwickeln, um die innere Exposition bei Tätigkeiten mit Melamin für die arbeitsmedizinische Vorsorge und im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln.
Material und Methoden
Für die Quantifizierung von Melamin im Urin wurde ein Verfahren etabliert, das auf der Gaschromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (GC-MS/MS) basiert und 13C3-Melamin als internen Standard verwendet. Die Methode umfasst eine Flüssig-Flüssig-Extraktion mit Ethylacetat, gefolgt von einer Derivatisierung mit N,O-Bis(trimethylsilyl)trifluoracetamid. Insgesamt wurden 40 Spontanurinproben von Personen (80 % Männer, 20 % Frauen) untersucht, die keinen beruflichen Umgang mit Melamin hatten.
Ergebnisse
Die Nachweis- und Bestimmungsgrenzen (BG) der Methode wurden gemäß DIN 32645 ermittelt und betragen 0,3 µg/L bzw. 1,2 µg/L. Die Präzision wurde in dotierten Urinproben bei zwei unterschiedlichen Konzentrationsniveaus bestimmt und liegt sowohl innerhalb der Serie (n = 10) als auch von Tag zu Tag (n = 6) unter 15 %. Die relative Wiederfindung in zehn verschiedenen Urinproben liegt im Bereich von 88 – 120 % bei dotierten Konzentrationen von 10 µg und 50 µg pro Liter Urin. Die Nachweisrate für Melamin in den untersuchten Urinproben betrug 48 %. Die Konzentrationen lagen im Bereich zwischen unter der Bestimmungsgrenze und 202,3 µg/L (<BG – 102,7 µg/g Kreatinin). Die mittlere Konzentration betrug 13,6 ± 40,4 µg/L (10,2 ± 21,2 µg/g Kreatinin).
Schlussfolgerung
Das neu entwickelte Verfahren ermöglicht eine präzise Bestimmung der Melaminkonzentration im Urin. Die Daten zur Melaminkonzentration in Urinproben von Personen, die nicht beruflich mit Melamin exponiert sind, können zunächst als Vergleichswerte herangezogen werden, um potenzielle Expositionen an Arbeitsplätzen zu bewerten. Diese Vergleichswerte dienen als vorläufige Richtwerte, bis toxikologisch fundierte Beurteilungswerte abgeleitet werden können.

Herr Thomas Jäger
BASF SE, Corporate Health Management, Ludwigshafen
#Poster #Biomonitoring #Melamin #Exposition #Urin
Do
03 Apr
11:30 - 12:30
Posterausstellung
Poster: Gefahrstoffe und Biomonitoring II
Beiträge:
1
Einleitung: Die Hautsensibilisierung durch Chemikalienmischungen stellt eine komplexe Herausforderung für die Risikobewertung dar. In unserer früheren Studie wurden Sensitizer und Irritantien einzeln und kombiniert im KeratinoSens Assay (OECD 442D) untersucht. Um die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen aufzuklären, wurden in dieser Studie die metabolischen Veränderungen in einem 3D-Hautmodell nach Exposition gegenüber verschiedenen Kombinationen von Sensitizern und Irritantien untersucht.
Methode: Ein 3D-Hautmodell, bestehend aus KeratinoSens-Zellen, 3T3-Fibroblasten und U937-Monozyten-Zellen, wurde einzeln und kombiniert mit zwei verschiedenen Sensitizern (Zimtaldehyd), Ethylenglykoldimethacrylat) und drei verschiedenen Irritantien (α-Pinen, Salicylsäure, Natriumdodecylsulfat) in verschiedenen Konznetrationen an der Luft-Flüssigkeit-Grenzfläche exponiert. Die Konzentrationen wurden in der früheren Studie bestimmt und lagen im nicht-zytotoxischen Bereich. Nach 48 Stunden wurden die Metabolite mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie in einem untargeted Ansatz gemessen. Due statistische und funktionelle Auswertung erfolgte mit mit MetaboAnalyst.
Ergebnisse: Die Daten aus unserer Metabolomik-Studie bestätigen die früheren Ergebnisse aus dem KeratinoSens-Assay. Der Sensitizer ist hauptsächlich für die Reaktion der Mischung verantwortlich. Eine Partial Least-Squares Discriminant Analysis (PLSDA) der Metaboliten zeigt deutlich getrennte Cluster von regulierten Metaboliten nach einzelner/kombinierter EGDMA-Exposition und nach einzelner/kombinierter Zimtaldehyd-Exposition. Die Metaboliten nach alleiniger und kombinierter Exposition gegenüber den beiden Sensitizern bildeten in beiden Fällen getrennte Cluster, was die dominante Rolle der Sensitizer unterstreicht.
Alle Expositionen führten zu einer Regulierung von Inositolphosphaten, Energiehaushalt und antioxidativen Prozessen. Zimtaldehyd und Mischungen induzierten zusätzlich eine erhöhte Sphingolipid-Biosynthese und beeinflussten Serotonin-Signalwege.
Schlussfolgerung: Sensitizer spielen in Mischungen mit Irritantien eine dominante Rolle. Die Identifizierung regulierter Stoffwechselwege trägt zu einem besseren Verständnis der molekularen Mechanismen der Hautsensibilisierung durch Chemikalienmischungen bei und unterstreichen die Notwendigkeit, Sensitizer in Risikobewertungen von Mischungen besonders zu berücksichtigen.
Frau Prof. Dr. med. Simone Schmitz-Spanke
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Poster #Sensibilisierung #Metabolismus
2
Einleitung: Die kombinierte Exposition gegenüber polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung) stellt eine erhebliche Herausforderung für die menschliche Gesundheit dar. Beide induzieren u.a. oxidativen Stress in der Haut, was Bedenken hinsichtlich ihrer kombinierten Auswirkungen auf die Hautgesundheit jenseits der potenziellen Synkarzinogenität aufwirft. Diese Studie untersucht mit einem kombinierten metabolomischen und toxikologischen Ansatz die Antwort humaner Monozyten (U937), einem Modell für das Haut-Immunsystem, auf individuelle und kombinierte Expositionen gegenüber Benzo[a]pyren (B[a]P) und UV-Strahlung
Methoden: U937-Zellen wurden 24 h gegen B[a]P und UV-Strahlung einzeln und in Kombination exponiert. Die kombinierte Exposition wurde mit drei unterschiedlichen B[a]P-Konzentrationen durchgeführt. Es wurden mindestens 3 biologische und technische Replikate durchgeführt. Die regulierten Metabolite wurden in einem untargeted Ansatz mittels GC-MS identifiziert. und mit MetaboAnalyst 6.0 statistisch und funktionell analysiert. Ergänzend wurden toxikologische Endpunkte wie Zellvitalität (LDH, MTT, MMP), oxidativer Stress (ROS, GSH/GSSG, NQO1), Lipidperoxidation (MDA) und DNA-Schädigung (Comet-Assay) bestimmt.
Ergebnisse: Individuelle Expositionen gegenüber B[a]P oder UV-Strahlung führten zu minimalen metabolischen und toxikologischen Veränderungen. Ebenfalls minimale Veränderungen wurden nach der kombinierten Exposition mit niedrigeren B[a]P Konzentrationen und UV beobachtet. Die kombinierte Exposition bei einer höheren B[a]P-Konzentration löste jedoch eine deutliche metabolische Reaktion aus, die sich durch Folgendes auszeichnet:
(1) Herunterregulierung glutaminzentrierter Metabolite, die am Glutathion-, Purin-, GAB-Metabolismus und dem Zitronensäurezyklus beteiligt sind.
(2) Regulationen im Tryptophan-Metabolismus.
(3) Erhöhte Lipidperoxidation, belegt durch Messung des Malondialdehyds, einem Endprodukt der Lipidperoxidation und Regulation relevanter Metabolite.
Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Glutaminstoffwechsel eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung der zellulären Reaktion auf kombinierte B[a]P- und UV-Exposition spielt. Höhere B[a]P-Konzentrationen in Kombination mit UV führen über oxidativen Stress zu erhöhter Lipidperoxidation und möglicherweise Ferroptose. Diese Studie unterstreicht das komplexe Zusammenspiel zwischen B[a]P und UV-Strahlung und liefert Einblicke in die Mechanismen, wie Umwelt-/Arbeitsplatzfaktoren Hauterkrankungen beeinflussen können.
Frau Prof. Dr. med. Simone Schmitz-Spanke
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Poster #UV-Strahlung #Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe #Metabolismus
3
Einleitung: Kinder sind besonders anfällig für Umweltschadstoffe. Diese Studie untersucht das Risiko der Hautsensibilisierung durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die in Spielzeug weit verbreitet sind. In dieser Studie soll das Hautsensibilisierungspotential von PAKs nach Einzel- und kombinierter Exposition mithilfe des KeratinoSens-Assays bewertet werden.

Methoden: Einzelne PAKs (Acenaphthen, Anthracen, Benzo[a]anthracen, Benzo[a]pyren (B[a]P), Benzo[b]fluoranthen (B[b]F), Benzo[e]pyren, Benzo[g,h,i]perylen, Benzo[k]fluoranthen (B[k]F), Chrysen, Fluoranthen, Fluoren, Naphthalin, Phenanthren, Pyren, Triphenylen) und ternäre Mischungen mit B[a]P wurden auf ihre Fähigkeit zur Aktivierung des Keap1-Nrf2-ARE-Signalwegs in menschlichen Keratinozyten untersucht. Die Untersuchungen wurden nach der OECD TG 442D durchgeführt und für Mischungen adapiert.. Das Konzentrationsadditivmodell und der additive Index wurden verwendet, um Mischungseffekte vorherzusagen und zu analysieren.

Ergebnisse: Unter den einzelnen PAKs zeigte B[k]F die stärkste Aktivierung des Signalwegs mit einer 34-fach höheren Potenz im Vergleich zu B[a]P. B[b]F, Chrysen und B[a]P zeigten ebenfalls eine signifikante Aktivierung, während die übrigen PAK eine vernachlässigbare oder schwache Aktivierung aufwiesen. Bemerkenswert ist, dass PAK-Mischungen synergistische Effekte zeigten, außer bei Mischungen, die ausschließlich aus potenten Sensibilisatoren bestanden.

Schlussfolgerung: Diese Studie liefert die erste Bewertung des Hautsensibilisierungspotentials dieser PAKs. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass B[k]F, B[b]F und Chrysen ein höheres Risiko für Hautsensibilisierung darstellen könnten als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit strengerer Regulierungen für PAKs in Produkten, mit denen Kinder in Kontakt kommen, insbesondere Spielzeug, um das Risiko von allergischen Reaktionen zu minimieren. Darüber hinaus unterstreichen die beobachteten synergistischen Effekte in Mischungen die Bedeutung der Berücksichtigung kombinierter Expositionen bei der Bewertung des Expositionsrisikos durch PAKs.
Frau Prof. Dr. med. Simone Schmitz-Spanke
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Poster #Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe #Gefahrstoff
4
Einleitung: Die Ständige Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (MAK-Kommission) reevaluierte die toxikologische Bewertung von Aluminium und Aluminiumverbindungen.
Methoden: Es wurde eine umfassende Literaturrecherche zur Toxizität von Aluminiumverbindungen durchgeführt und zusätzlich Übersichten von Regulierungsbehörden sowie Originalstudien ausgewertet.
Ergebnisse: In epidemiologischen Längsschnittstudien an Aluminiumschweißern wurden subklinische neurotoxische Effekte beobachtet, und anhand des empfindlichsten Endpunkts der Neurotoxizität ein BAT-Wert von 50 µg Aluminium/g Kreatinin im Urin abgeleitet, der jetzt bestätigt wurde. Bei Ratten zeigten sich nach Exposition gegen verschiedene Aluminiumverbindungen in sehr niedrigen Konzentrationen in der bronchoalveolären Lavageflüssigkeit Anzeichen einer Lungenentzündung, so dass im Tierversuch die Lungentoxizität der empfindlichste Endpunkt war.
Auf der Grundlage von Studien zur Inhalationstoxizität an Ratten betragen die MAK-Werte für Aluminium in der alveolengängigen Fraktion 0,05 mg/m3 für schwerlösliche Aluminiumverbindungen (Aluminiumoxid (außer Korund), Aluminiumhydroxid, Aluminiumoxidhydroxid), für lösliche nicht reizende Aluminiumverbindungen (Aluminiumchlorhydrat) 0,005 mg/m3 und für reizende (Aluminiumchlorid, Aluminiumcitrat, Aluminiumlactat, Aluminiumnitrat und Aluminiumsulfat) 0,0002 mg/m3.
Bei den schwerlöslichen Aluminiumverbindungen wurden Lungenüberladungseffekte beobachtet, so dass Lungentumoren bei höheren Konzentrationen nicht auszuschließen sind (Kanzerogenitäts-Kategorie 4).
Da es in Höhe der MAK-Werte für lösliche Aluminiumverbindungen nicht zu einer nennenswerten Erhöhung des Hintergrundbereichs der Aluminiumkonzentration im Blut kommt, erfolgt eine Zuordnung zu Schwangerschaftsgruppe C. Aluminium und seine schwerlöslichen Verbindungen werden der Schwangerschaftsgruppe D zugeordnet, da keine Untersuchungen zur Entwicklungstoxizität mit inhalativer Applikation am Tier vorliegen.
Frau Dr. Britta Brinkmann
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Angewandte Biowissenschaften, MAK-Kommission, Karlsruhe
#Poster
5
Einleitung: Die Ständige Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (MAK-Kommission) bewertet Gefahrstoffe. Cadmium [7440-43-9] und seine anorganischen Verbindungen wurden als kanzerogen (Kategorie 1) und keimzellmutagen (Kategorie 3A) eingestuft. Mit der Evaluierung von Beurteilungswerten in biologischem Material schafft die MAK-Kommission die wissenschaftlich basierte Voraussetzung für die Bewertung des Biomonitorings. Eine arbeitsbedingte Gefährdung durch eine Exposition gegen Cadmium besteht heute insbesondere bei der Entsorgung und dem Recycling alter Batterien. Im Jahr 2024 wurde die Datenlage für Cadmium neu bewertet.
Methoden: Die Bestimmung der inneren Belastung durch Cadmium kann im Biomonitoring über den Parameter Cadmium im Urin erfolgen. Publizierte Studien wurden durch eine Literaturrecherche ermittelt, ausgewertet und ein biologischer Leitwert (BLW) abgeleitet.
Ergebnisse: Die Exposition gegenüber Cadmiumstaub kann zu lokalen Effekten wie Nasenentzündung und Anosmie, Bronchitis und Lungenentzündung aber auch zu Lungen- und Nierentumoren führen. Für die Ableitung eines Beurteilungswertes an der nichtkanzerogenen systemischen Toxizität wurde die nephrotoxische Wirkung des Cadmiums, die Schädigung der Nierentubuli, die zur Ausscheidung von Proteinen mit niedrigem Molekulargewicht wie Alpha- und Beta-Mikroglobulinen und Retinolbindungsprotein (RBP) im Urin führt, als empfindlichster Endpunkt angesehen. Aktuelle Studien an beruflich cadmiumexponierten Arbeitnehmern ergaben bei Nichtrauchern einen NOEL für eine tubuläre Proteinurie von etwa 3 bis 5 µg Cadmium/g Kreatinin (Schwellenwert bei Nie-Rauchern höher) und es wurde ein BLW von 2 µg Cadmium/g Kreatinin im Urin festgelegt.
Diskussion/Schlussfolgerung: Mit dem BLW in Höhe von 2 µg Cadmium/g Kreatinin liegt ein Beurteilungswert im biologischen Material vor, der dem Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz z. B. im Rahmen ärztlicher Vorsorgeuntersuchungen dient und die Einschätzung der inneren Belastung ermöglicht.

Frau PD Dr. med. Wobbeke Weistenhöfer
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Poster #Biomonitoring #Cadmium #Biologischer Leitwert (BLW) #Gefahrstoff #Nephrotoxizität
6
Einleitung: Das Halbmetall Arsen (As) wurde von der Ständigen Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (MAK-Kommission) als kanzerogen (Kategorie 1) und keimzellmutagen (Kategorie 3A) eingestuft. Zudem wirkt es toxisch auf die Haut, das Nerven- und das Gefäßsystem. Für das Biomonitoring bei beruflicher Exposition gegen anorganische Arsenverbindungen bietet sich die Bestimmung von Arsenspezies im Urin an. Dabei ist eine Bestimmung derjenigen Arsenspezies zu empfehlen, die möglichst wenig alimentär beeinflusst werden.
Methoden: Eine Analysenmethode zur Bestimmung von As(III), As(V), Monomethylarsonsäure und Dimethylarsinsäure im Urin mittels LC-ICP-MS wurde von der Arbeitsgruppe „Analysen in biologischem Material“ (AG Biomonitoring) der MAK-Kommission entwickelt, verifiziert und publiziert.
Zur Aufstellung von Expositionsäquivalenten für krebserzeugende Arbeitsstoffe (EKA) und eines Biologischen Leitwerts (BLW) durch die Arbeitsgruppe „Beurteilungswerte in biologischem Material“ (AG BAT-Werte) der MAK-Kommission wurden wissenschaftliche Studien zur Ausscheidung von Arsenspezies im Urin nach beruflicher Arsenexposition ausgewertet.
Ergebnisse: Die von der AG Biomonitoring validierte Analysenmethode zeichnet sich durch eine hohe Spezifität und Sensitivität aus. Mit Bestimmungsgrenzen von 0,02–0,05 µg As/l Urin können die Arsenspezies auch im Urin der beruflich nicht-belasteten Allgemeinbevölkerung erfasst werden.
Die AG BAT-Werte hat für die Summe von As(III), As(V) und Monomethylarsonsäure einen BLW von 10 µg/l Urin und EKA für Konzentrationen von 0,5–100 µg As/m³ Luft und 2–57 µg/l Urin abgeleitet. Unberücksichtigt bleibt hierbei die Dimethylarsinsäure, um die diagnostische Zuverlässigkeit bei der Bestimmung einer beruflichen Arsenbelastung zu erhöhen. Die Dimethylarsinsäure macht schon bei moderaten Belastungen 60–80 % der Arsenmetaboliten aus, wobei dieser Parameter durch den Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten und die damit verbundene erhöhte Aufnahme organischer Arsenverbindungen stark beeinflusst wird.
Schlussfolgerungen: Dank der kohärenten Arbeitsweise der Arbeitsgruppen der MAK-Kommission liegen für Belastungen mit Arsen und anorganischen Arsenverbindungen sowohl eine geprüfte, sensitive Methode zur Bestimmung von Arsenspezies als auch Beurteilungswerte im biologischen Material vor, die dem Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz z. B. im Rahmen der ärztlichen Vorsorge dienen und die Einschätzung der inneren Belastung ermöglichen.
Frau Dr. Anja Schäferhenrich
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
#Poster #Arsenbelastung #Arsenspezies #Biomonitoring
Do
03 Apr
11:30 - 12:30
Posterausstellung
Poster: Psychische Belastung und Beanspruchung
Beiträge:
1
​​​​​EINLEITUNG. Eine gesundheitsfördernde Arbeitsgestaltung für den Erhalt der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz gewinnt angesichts steigender Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. Die Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung am Arbeitsplatz ist entscheidend, um die Arbeitsfähigkeit und das Wohlbefinden der Beschäftigten langfristig zu erhalten. Serious Games (SG) bieten eine innovative Möglichkeit, theoretisches Wissen in einem interaktiven und praxisnahen Umfeld zu vermitteln und anzuwenden (Hanisch et al., 2017).
ZIEL. Ziel der Studie war zu überprüfen, inwieweit ein SG die Kompetenz und das Vertrauen der Verantwortlichen im Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung stärken kann (Level 3 von Kirkpatrick, 1996).
METHODEN. Es wurde eine Längsschnittbefragung der Teilnehmenden am SG PsyHealth WorXs! mit zwei Messzeitpunkten (vor Beginn und nach Abschluss des SG) auf Basis von N=94 Fragebögen durchgeführt.
ERGEBNISSE. Nach dem SG galten die Evaluationskriterien als erfüllt. Nach dem SG war das Wissen der Teilnehmenden über den Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung signifikant höher (t(89)=–2.716, p = 0.024, d = 0.767), und sie beschrieben eine Steigerung des Kompetenzerlebens bei der Maßnahmenableitung (t(37.179)=–3.001, p = 0.014, d = 0.669). Die Teilnehmenden wurden sicherer in der Anwendung des erworbenen Wissens und das SG vertiefte das Verständnis um die Prozesse einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung durch die gezeigten Szenarien. Die Teilnehmenden zeigten hohe Zufriedenheit mit dem SG, insbesondere des Gamification-Aspekts.
SCHLUSSFOLGERUNG. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass SG eine wirksame Methode zur Förderung der Kompetenz und des Vertrauens in die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung darstellt. Es bietet eine praxisnahe Möglichkeit, um Kenntnisse in einem interaktiven virtuellen Umfeld anzuwenden, und die Auswirkungen der getroffenen Entscheidungen zu erleben. Es könnte somit ein wertvolles Schulungsmaßnahme des betrieblichen Gesundheitsmanagements sein.
Frau Lisa Auweiler
Institut für Arbeits,-, Sozial- und Umweltmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen
#Poster #Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung #Serious Game #Trainingsevaluation #Verhältnisprävention #Kompetenzentwicklung
2
Einführung
In maritimen Studien konnte gezeigt werden, dass 40% bis 50% aller Todesfälle von Seeleuten auf hoher See auf Unfälle und Katastrophen zurückzuführen sind (z.B. Brand an Bord). Das Erleben einer solchen Katastrophe geht häufig mit gravierenden psychomentalen Folgeerscheinungen bei den Überlebenden einher. Dieser systematische Review intendiert, maritime Studien über tödliche Unglücke an Bord zu detektieren und deren Studienziele sowie die berichteten mentalen Reaktionen zu analysieren.
Methoden
Zur Ermittlung von Studien, die sich mit tödlichen Katastrophen auf hoher See befassen, wurde eine umfassende Literaturrecherche in den wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, PubPsych, PsycArticles und Scopus durchgeführt. Die systematische Suche gemäß PRISMA statement ergab 239 Studien, von denen unter Anwendung spezifischer Ausschlusskriterien 12 in diese Übersichtsarbeit eingeschlossen wurden.
Ergebnisse
Die zwölf Studien beschreiben die psychomentalen Symptome von 40 Seeleuten der Kauffahrteischifffahrt, 422 Seeleuten der Navy/Coast Guard und 300 Passagieren, die eine tödliche Schiffskatastrophe überlebt haben. Die Studienziele lassen sich in folgende Kategorien eingruppieren: Neun Arbeiten thematisieren u. a. die Disaster-Kurzzeitfolgen, fünf die Langzeitfolgen, sechs potenzielle Einflussfaktoren (z.B. soziale Unterstützung oder Schuldgefühle) auf die Symptommanifestation und fünf den Einfluss der Katastrophenmerkmale auf die Symptomschwere. Bei den evaluierten Überlebenden konnten Symptome aus dem Bereich der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Depression und Angststörung häufig festgestellt werden. In der Regel wurde für diese Symptome kurz nach der Katastrophe eine substanzielle Symptomschwere beobachtet, die im Verlauf der Zeit zwar abnahm, jedoch mit Ausnahme von den Seeleuten der Navy/Coast Guard auf hohem Niveau persistierte. Auch konnten in mehreren Studien Folgeerscheinungen wie Phobien, Schlafstörungen und Schuldgefühle beobachtet werden.
Diskussion
Die Schwere der PTBS- und Depressionssymptome nach einer Schiffskatastrophe und deren zeitliche Entwicklung zeigen Parallelen zu den Ergebnissen der Katastrophenforschung an Land. Allerdings ist die Anzahl der identifizierten Studien, deren Qualität und Aktualität im maritimen Bereich begrenzt. Dieses betont die Notwendigkeit für weitere Forschung in der maritimen Katastrophenmedizin. Als mögliche künftige Forschungsgegenstände werden insbesondere die Bewertung der kurz- und langfristigen Wirkungen von Kriseninterventionen an Bord empfohlen.
Herr Prof. Dr. Marcus Oldenburg
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
#Poster #Seemann, Tod, Symptome, PTBS
3

Einleitung

Lehrkräfte stehen vor einer Vielzahl beruflicher Herausforderungen und zeigen laut Studien eine höhere emotionale Beanspruchung als andere Berufstätige (Klein und Schilling, 2013). Verschiedene Studien zeigen in diesem Bereich auch Unterschiede zwischen Schulformen (Schaarschmidt & Fischer, 2008; Schwarzer & Hallum, 2014). Die meisten dieser Studien liegen jedoch einige Jahre zurück und fanden vor der SARS-CoV-2-Pandemie statt, sodass untersuchenswert ist, wie das Beanspruchungserleben der Lehrkräfte heute ausfällt. Ziel unseres Beitrags ist es, Belastungen und Beanspruchungen von Lehrkräften allgemein sowie diesbezügliche Unterschiede zwischen Schulformen zu untersuchen.

Methoden

An der Beurteilung der Arbeitsbedingungen nahmen 4061 Lehrkräfte an 200 Schulen teil (02/2022 – 08/2024). Als Belastung wurden Gewalterfahrungen dichotom mit einer Frage („Erfahren Sie bei Ihrer Arbeit eine Form von Gewalt?“) erfasst. Als Beanspruchungen wurden Wohlbefinden (WB; WHO-5) und Emotionale Erschöpfung (EE; Kurzform MBI-D) erfasst.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass 18,2 % der Lehrkräfte von Gewalt betroffen sind. Der Anteil ist besonders hoch an Förderschulen (38,8 %), p < .001, Cramer-V = .22. Der Mittelwert aller Schulen bei der EE liegt bei M = 24,22 (SD = 14,02) und es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen den Schulformen, p < .001, d = 0,20. Post-Hoc Tests zeigen eine signifikant geringere EE an Gymnasien im Vergleich zu Realschulen plus (p < .001) sowie an Berufsschulen im Vergleich zu Realschulen (p < .001) und Gesamtschulen (p = .023). Beim WB liegt das Gesamtmittel bei 49,21 (SD = 20,54). Auch hier zeigen sich signifikante Unterschiede, p < .001, d = 0,18. Post-Hoc Tests zeigen einen signifikanten geringeres WB bei Realschulen (p = .001) und Gesamtschulen (p < .001) im Vergleich zu Berufsschulen.

Schlussfolgerung / Diskussion

Im Einklang mit älteren Studien zeigen die Ergebnisse, dass Lehrkräfte in den untersuchten Variablen hohe Belastungen und Beanspruchungen aufweisen und relevante Unterschiede zwischen den Schulformen bestehen. Während die höhere emotionale Erschöpfung und das niedrigere Wohlbefinden an Realschulen plus sowie Gesamtschulen im Einklang mit bisherigen Studien stehen, zeigt sich, dass die befragten Berufsschulen (ca. 20 % der Grundgesamtheit) entgegen dem bisherigen Forschungsstand signifikant weniger Beanspruchungen aufweisen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich Unterstützungsangebote an den unterschiedlichen Beanspruchungen der Schulformen orientieren sollten.
Herr Dr. Jan Becker
Institut für Lehrergesundheit, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
#Poster #Lehrergesundheit #Psychische Belastung #Beanspruchung #Beurteilung der Arbeitsbedingungen
4

Einleitung

Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) zielt darauf ab, gesundheitsschützende und -förderliche Arbeitsbedingungen zu schaffen, um die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten und zu stärken. Personal mit Verwendung im Ausland könnte durch die besonderen Arbeits- und Lebensbedingungen erhöhten psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt sein, die zu gesundheitlichen Beschwerden führen können [1,2]. Daher soll untersucht werden, ob sich Unterschiede in der Gesundheit und der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zwischen Personal mit- und Personal ohne Auslandsverwendung zeigen.

Methoden

Für die Analyse liegen die Daten von 2667 Beschäftigten vor, die an 19 Dienststellen im Geschäftsbereich des BMVg in den Jahren 2022-2024 im Rahmen des AIGScreenBw befragt wurden. Es werden u.a. Work-Privacy-Konflikte, psychische Gesundheitsindikatoren (PHQ-4, COPSOQ), die Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustands, die Arbeitszufriedenheit, die emotionalen Arbeitsanforderungen und die dienstliche Verwendung im Ausland in den vergangenen zwölf Monaten betrachtet. Mittels Mann-Whitney-U-Test werden die Unterschiede zwischen Personal mit und ohne Auslandsverwendung überprüft.

Ergebnisse

Von den befragten Beschäftigten wurden 37,5% in den vergangenen zwölf Monaten beruflich im Ausland eingesetzt. 57% der Beschäftigten mit und 51,3% der Beschäftigten ohne Auslandsverwendung bewerten ihren allgemeinen Gesundheitszustand mit (sehr) gut (d=0,1; p<0,001). Beschäftigte mit Auslandsverwendung erleben in höherem Maße Work-Privacy-Konflikte (d=0,1; p<0,001) und fühlen sich häufiger durch psychische Beschwerden beeinträchtigt (d=0,1; p=0,008) als Beschäftigte ohne Auslandsverwendung. In der Arbeitszufriedenheit und in der Einschätzung der emotionalen Arbeitsanforderungen zeigen Beschäftigte mit und ohne Auslandsverwendung keine Unterschiede.

Schlussfolgerung / Diskussion

Die Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte mit Auslandsverwendung vermehrt Work-Privacy-Konflikte erleben, sich häufiger durch psychische Beschwerden beeinträchtigt fühlen, allerdings aber auch einen besseren allgemeinen Gesundheitszustand aufweisen. Daher sollten BGM-Maßnahmen im Ausland stärker an der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie den psychischen Belastungen ansetzen, um die Effizienz des BGM zu steigern.

[1] Kowalski JT, Hauffa R, Jacobs H, Höllmer H, Gerber WD, Zimmermann P, 2012: Deployment-related stress disorder in German soldiers: utilization of psychiatric and psychotherapeutic treatment. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 109(35–36): 569–75. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0569

[2] Willmund, G.-D. und Zimmermann, P. (Hrsg.). 2020. Die Bundeswehr im Einsatz: Psychosoziale Belastungen und ihre Bewältigung. Eine Orientierungshilfe für Mitglieder des Psychosozialen Netzwerkes der Bundeswehr. Psychotraumazentrum am Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Verfügbar über: https://www.bundeswehr.de/de/organisation/sanitaetsdienst/aktuelles-im-sanitaetsdienst/orientierungshilfe-psychosoziale-belastungen--1461880
Frau Aline Wege
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
#Poster #Betriebliches Gesundheitsmanagement #BGM #Psychische Gesundheit #Work-Privacy-Konflikte
5

Einleitung

Erzieherinnen in Kindertagesstätten sind täglich psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt, die zu Stresssituationen am Arbeitsplatz führen können. Veränderte Arbeitsbedingungen während der Krisensituation wie kürzere Arbeitszeiten, eine sorgfältigere Berufswahl, die Schaffung eines Sicherheitsgefühls am Arbeitsplatz und die Bereitstellung psychologischer Unterstützung sowie die erforderliche Anpassung daran verlangen von den Erzieherinnen zusätzliche Anstrengungen, die sich auf ihren psycho-emotionalen Zustand auswirken können. Der Zweck der Arbeit war der Vergleich des Einflusses verschiedener Formen der Arbeitsorganisation auf den psycho-emotionalen Zustand von Erzieherinnen im Hinblick auf Frühindikatoren für die Entwicklung eines beruflichen Burnouts.

Methoden

Es wurde eine anonyme Umfrage unter Erzieherinnen durchgeführt, die Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren betreuen. Im Jahr 2021 wurde eine Untersuchung an einer Stichprobe von 107 Erzieherinnen aus traditionellen Kindertagesstätten in Charkiw (Ukraine) durchgeführt. Im Jahr 2024 fand die Umfrage im „Metro-Kindergarten“ auf dem U-Bahn-Gelände Charkiw an einer Stichprobe von 32 Personen statt. Alle Teilnehmenden waren weiblich. Das Burnout-Risiko wurde anhand des Maslach Burnout Inventory – General Survey (MBI – GS) (Maslach C, Jackson SE, 1996) auf drei Skalen erhoben: „Emotionale Erschöpfung“ „Zynismus“, „Leistungsfähigkeit“ und das Burnout-Risiko gemäß Kalimo et al. (2003) ermittelt.

Ergebnisse

Die „Emotionale Erschöpfung“ war bei 55,1 % der Befragten im Jahr 2021 und bei 75,0 % der Befragten im Jahr 2024 gering. Auf der Zynismus-Skala wurde im Jahr 2021 bei 47,7 % der Befragten und im Jahr 2024 bei 56,3 % der Befragten ein niedriges Niveau festgestellt. Die Analyse der Skala „Leistungsfähigkeit“ war bei 18,7 % der Befragten im Jahr 2021 und bei 6,3 % der Befragten im Jahr 2024 gering.
Nach Kalimo et al. (2003) wurde in der Stichprobe von 2021 bei lediglich 3 (2,8 %) Erzieherinnen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Burnout-Syndroms festgestellt, 2024 war keine Erzieherin gefährdet. Der Vergleich der beiden Formen der Arbeitsorganisation (2021 und 2024) zeigte keine statistisch signifikanten Unterschiede (p > 0,05).

Schlussfolgerung / Diskussion

Das Burnout-Risiko der Erzieherinnen in der Stichprobe 2024 ist niedriger als in der Stichprobe 2021. Veränderungen der Arbeitsbedingungen dürften zu erheblichen Verbesserungen des psycho-emotionalen Wohlbefindens beigetragen haben.
Frau Anna Paramonova
Lehrstuhl für Hygiene und Ökologie, Nationale Medizinische Universität Charkiw, Charkiw
#Poster #Erzieherinnen #Burnout- Risiko #MBI #Arbeitsbedingungen
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Einleitung: Angesichts des demografischen Wandels und der Fachkräfteknappheit hat die Bedeutung von Pflegekräften zugenommen. Der Pflegeberuf ist durch ein hohes Maß an Arbeitsbelastung geprägt, was sich negativ auf die Gesundheit von Pflegekräften auswirken kann1. Ressourcen können diesen negativen Effekt abmildern. Im Kollektiv von Altenpflegekräften ist der puffernde Effekt von Ressourcen noch nicht hinreichend untersucht. Daher adressiert diese Studie den Einfluss von sozialer Unterstützung auf den Zusammenhang zwischen Arbeitsanforderungen und Gesundheit von Pflegekräften in Alten-/Pflegeheimen.

Methode: Im Rahmen einer quantitativen Studie wurden zwischen 10 – 12/2021 2448 Fragebögen an 55 Alten-/Pflegeheime in RLP versendet (Rücklauf 16,5%). Mittels COPSOQ-Skalen erfolgte die Erhebung von quantitativen Anforderungen (5 Items), Unterstützung bei der Arbeit (4 Items) und des allgemeinen Gesundheitszustands (1 Item). Es wurde eine Moderationsanalyse mit PROCESS durchgeführt.

Ergebnisse: 80,5% der Befragten sind weiblich und das Durchschnittsalter beträgt 43 Jahre (n = 364). Der Mittelwert von quantitativen Anforderungen beträgt 66,05 (SD = 20,61), von Unterstützung bei der Arbeit 67,66 (SD = 23,45) und vom allgemeinen Gesundheitszustand 54,84 (SD = 22,59). Das Moderationsmodell, mit dem untersucht wurde, ob die Interaktion zwischen quantitativen Anforderungen und Unterstützung bei der Arbeit den allgemeinen Gesundheitszustand vorhersagt, war signifikant, F(8, 298) = 10,68, p < .001, mit einer Varianzaufklärung von 21,19%. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Moderationseffekt von Unterstützung bei der Arbeit auf die Beziehung zwischen quantitativen Arbeitsanforderungen und allgemeinem Gesundheitszustand, ΔR² = 3,15%, F(1, 298) = 12,14, p < .001, 95% CI[0,003, 0,012].

Schlussfolgerung: Die Studie beschreibt eine signifikante puffernde Wirkung von sozialer Unterstützung auf den Einfluss von Arbeitsanforderungen auf die Gesundheit von Pflegekräften. Dies stützt bisherige Befunde zu sozialer Unterstützung als Ressource bei hoher Arbeitsanforderung und betont die Relevanz der Förderung eines positiven Arbeitsumfelds, bspw. mittels teambildenden Maßnahmen, um Auswirkungen einer hohen Belastung auf die Gesundheit abmildern zu können.

1 Korbus, H., Hildebrand, C., Schott, N., Bischoff, L., Otto, A. K., Jöllenbeck, T., ... & Wollesen, B. (2023). Health status, resources, and job demands in geriatric nursing staff: A cross-sectional study on determinants and relationships. International Journal of Nursing Studies, 145, 104523.
Frau Anna Hirschmüller
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
#Poster #Arbeitsanforderungen #soziale Unterstützung #Gesundheit #Pflegekräfte
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Einleitung

Die psychische Gesundheit von Anästhesisten und Intensivmedizinern ist nach wie vor ein wichtiges Thema, da diese Berufsgruppe aufgrund der hohen emotionalen Belastung mit am stärksten von Burnout betroffen ist. Es ist bekannt, dass Arbeitsfaktoren wie Notfallsituationen, die sofortige Entscheidungen und Maßnahmen erfordern und eine hohe Verantwortung für das Leben des Patienten mit sich bringen. Diese Umstände können auch die Verantwortung für die eigene Gesundheit erheblich belasten. Das Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss der Arbeitsbedingungen auf das Risiko der Entwicklung eines beruflichen Burnout-Syndroms bei Anästhesisten mit Schwerpunkt Intensivmedizin in Kriegszeiten im Vergleich zu Friedenszeiten zu ermitteln.

Methoden

115 Ärzte aus der Stadt Charkiw nahmen an einer anonymen Befragung teil, davon 73 im Jahr 2021 und 42 im Jahr 2023. Das Burnout-Risiko wurde mit dem Maslach Burnout Inventory – General Survey (MBI – GS) ermittelt, das die drei Dimensionen Emotionale Erschöpfung, Zynismus und Leistungsfähigkeit umfasst. Das Burnout-Risiko wurde in Anlehnung an Kalimo et al. (2003) berechnet.

Ergebnisse

Die Auswertung des psychisch-emotionalen Zustands der Anästhesisten ergab, dass im Jahr 2021 21,9 % der Ärzte einen hohen Wert für emotionale Erschöpfung aufwiesen, der im Jahr 2023 leicht auf 28,6 % anstieg. Eine hohe Ausprägung der Dimension Zynismus wurde im Jahr 2021 bei 39,7 % der Befragten festgestellt, wobei dieser Wert im Jahr 2023 ebenfalls zunahm (47,6 %). Auf der Skala Leistungsfähigkeit wurde im Jahr 2021 bei 49,3 % der Ärzte ein hohes Maß an Reduktion beobachtet, im Jahr 2023 waren es nur noch 16,7 % der Befragten. Zudem war der Unterschied zwischen den Kohorten 2021 und 2023 statistisch signifikant (p≤0,002). Nach der Berechnung nach Kalimo et al. (2003) konnte bei zwei Ärzten ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Burnout-Syndroms nachgewiesen werden (2021: 2,7 % und 2023: 4,8 %) (p≤0,060).

Schlussfolgerung / Diskussion

Im Vergleich zu Friedenszeiten wurde 2023 ein höheres Maß an Zynismus und emotionaler Erschöpfung festgestellt, was auf die zusätzlichen Belastungen der Ärzte während des Krieges hinweist. Trotz dieser negativen Auswirkungen bleibt die berufliche Leistungsfähigkeit stabil, was auf die außergewöhnliche Widerstandskraft der Ärzte hinweist. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer adäquaten psychologischen Unterstützung dieser Ärzte, um langfristige gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
Frau Diana Stukalkina
Lehrstuhl für Hygiene und Ökologie, Nationale Medizinische Universität Charkiw, Charkiw
#Poster #Burnout-Syndrom #Stress #Anästhesisten #Militärkrise #MBI #berufliche Leistungsfähigkeit
8
Einführung: Die zurückliegende SARS-CoV-2-Pandemie hat sowohl das Rettungsdienstpersonal als auch die Leitstellendispatcher vor enorme zusätzliche Belastungen und Stresssituationen gestellt. Schon während der ersten Welle 2020 zeigte sich, dass die Frontline Worker des Rettungsdienstes mehr beansprucht und weniger erholt waren als die Kolleg:innen in den Leitstellen (Thielmann et al. 2024). Ziel ist es, Unterschiede in der Beanspruchung und Erholung zwischen Rettungsdienstpersonal und Leitstellendisponenten zu identifizieren, die während der zweiten Welle der Covid-19-Pandemie aufgetreten sind.
Methoden: Insgesamt nahmen 1.181 Personen an der Online-Befragung teil, davon 1.131 aus dem Rettungsdienst und 50 aus den Leitstellen. 84,5 % der Befragten der Gesamtstichprobe waren männlich. Das Personal der Leitstellen (40,8 ± 9,21 Jahre) war signifikant älter als das des Rettungsdienstes (34,2 ± 10,45 Jahre, p < 0,001). Die Kurzform des Erholungs-Beanspruchungs-Fragebogens (EBF-24/A, Testform S2) wurde als Online-Fragebogen erhoben (Kallus 1995). Die Berufsgruppenunterschiede wurden zunächst mittels des Mann-Whitney-Tests geprüft und im korrigierten Allgemeinen Linearen Modell (ALM) des Tests auf Zwischensubjektive unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht analysiert, um die Effekte zu identifizieren.
Ergebnisse: Die Geschlechterverteilung der beiden untersuchten Berufsgruppen unterschied sich tendenziell (p = 0,058). Rettungsdienstpersonal zeigte eine Beanspruchung im Durchschnitt von 2,88 ± 1,04 Punkte, während Leitstellendisponenten einen höheren Wert von 3,12 ± 0,93 erreichten (p = 0,098). Lediglich beim EBF-Merkmal „Übermüdung, Zeitdruck“ ergaben sich signifikante Unterschiede (Rettungsdienstpersonal 3,20 ± 1,35, Leitstellendisponenten 3,55 ± 1,18, p = 0,047). Die Erholung betrug für das Rettungsdienstpersonal 2,64 ± 0,89 und für die Leitstellendisponenten 2,50 ± 0,81 (p = 0,245). Zwei EBF-Merkmale zeigten signifikante Unterschiede. Bei der Erfolgs- und Leistungsbereitschaft erreichten die Rettungsdienstmitarbeiter 2,74 ± 1,09 Punkte, während die Leitstellendisponenten signifikant höhere Werte von 3,15 ± 1,04 aufwiesen (p = 0,005). Bei der körperlichen Erholung wurden höhere Werte beim Rettungsdienstpersonal (2,62 ± 1,11) im Vergleich zu 2,29 ± 1,00 bei den Leitstellendisponenten festgestellt (p = 0,037). Die ALM ergab, dass die Effekte von Geschlecht und Alter als gering einzustufen sind.
Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt, dass sowohl Rettungsdienstpersonal als auch Leitstellendisponenten während der zweiten Welle der SARS-CoV-2-Pandemie erheblich beansprucht waren. Es zeigte sich eine Zunahme der Beanspruchung und eine Abnahme der Erholung im Vergleich zur ersten Welle (Thielmann et al. 2024). Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen gerade in Pandemiesituationen zur Unterstützung beider Berufsgruppen, um deren Erholungsphasen zu optimieren und langfristige Gesundheitsschäden zu vermeiden.
Schlüsselwörter: Erholung-Belastungs-Zustand (EBZ), Rettungsdienstpersonal, Leitstellendisponenten, SARS-CoV-2-Pandemie, EBF, Stressbewältigung

Literaturverzeichnis
Kallus, K. W. (1995): Erholungs-Belastungs-Fragebogen (EBF). Frankfurt a. M: Swets Test Service.
Thielmann, B.; Schumann, H.; Böckelmann, I. (2024): Beanspruchungs- und Erholungszustand von Rettungsdienstpersonal und Leitstellendispatchern zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie. Poster. DGAUM. München, 13.03.2024.
Frau Dr. med. Beatrice Thielmann
Bereich Arbeitsmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Magdeburg
#Poster #Erhohlungs-Belastungs-Zustand (EBZ) #Rettungsdienstpersonal #Leitstellendisponenten #SARS-CoV-2-Pandemie #EBF #Stressbewältigung
9
Einführung: Resilienz ist die Fähigkeit, flexibel und erfolgreich auf Herausforderungen und Stressreaktionen zu reagieren. Rettungsdienstpersonal ist häufig extremen Belastungen ausgesetzt, die sowohl physische als auch psychische Herausforderungen darstellen. Diese Belastungen resultieren v. a. aus der Arbeit an vorderster Front in Notfallsituationen, in denen schnelle Entscheidungen und sofortiges Handeln erforderlich sind. Ziel dieser Studie ist es, die Resilienz in dieser Berufsgruppe zu erfassen und mit Burnout-Symptomen zu vergleichen bzw. zu korrelieren.
Methodik: Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden 285 Datensätze von Rettungsdienstpersonal (inkl. Notärzte) untersucht (72,6 % männlich (n = 207), 26,7 % weiblich (n = 76), 0,7 % ohne Angabe (n = 2)). Das durchschnittliche Alter der Gesamtstichprobe lag bei 37,6 ± 10,4 Jahre. Die Befragung basiert auf einer quantitativen Methodik, bei der zwei etablierte Instrumente zur Messung von Resilienz und Burnout verwendet wurden: die Resilienzskala (RS-13) [1] und das Maslach Burnout Inventory (MBI) [2]. Das Rettungsdienstpersonal wurde entsprechend der Merkmalsausprägung für Resilienz in folgenden Gruppen eingeteilt: niedrig, moderat und hoch. Es erfolgte eine resilienzgruppendifferenzierte Betrachtung des Burnout-Risikos mit anschließender Korrelationsanalyse nach Spearman.
Ergebnisse: 67,7 % der Befragten waren Notfallsanitäter (n = 193), gefolgt von Rettungssanitätern mit 20,4 % (n = 58). Rettungsassistenten und Notärzte spielen mit 5,3 % (n = 15) bzw. 4,6 % (n = 13) eine untergeordnete Rolle. 2,1 % (n = 6) machten keine Angaben. Das Alter unterschied sich signifikant zwischen den Resilienzgruppen (pKruskal-Wallis < 0,001). Die Gruppe mit hoher Resilienz war signifikant älter (40,4 ± 10,5 Jahre vs. 34,4 ± 8,6 Jahre in der moderaten Gruppe (pBonferroni = 0,001) bzw. 36,5 ± 10,49 Jahre (pBonferroni = 0,012). 41,1 % (n = 117) der Gesamtstichprobe wiesen eine hohe Resilienz auf, 20,4 % (n = 58) eine moderate Resilienz und 38,6 % (n = 110) eine niedrige Resilienz. Bei der gruppendifferenzierten Betrachtung der MBI-Ergebnisse konnten hochsignifikante Unterschiede für die Dimensionen Emotionale Erschöpfung, Zynismus und Leistungsfähigkeit und die Bewertung nach Kalimo et al. [3] gefunden werden (pKruskal-Wallis < 0,001). Dabei traten diese Unterschiede jeweils zwischen den Gruppen mit hoher und moderater bzw. niedriger Resilienz auf. Zwischen dem Resilienzscore und den MBI-Dimensionen ergaben sich moderate Korrelationen: Emotionale Erschöpfung (ρ = -0,405), Zynismus (ρ = -0,306), Leistungsfähigkeit (ρ = 0,499) und MBI-Gesamtscore (ρ = -0,441).
Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt, dass ein großer Anteil der Rettungsdienstmitarbeiter (59 %) moderate oder niedrige Resilienz aufweisen, die einen signifikanten Einfluss auf ihre Burnout-Symptomatik haben können. Hohe Resilienz kann einen protektiven Effekt gegen Burnout haben. Trotz signifikanter Unterschiede zwischen den Resilienzgruppen wurden die Ergebnisse durch demographische und berufsbezogene Faktoren wie Alter und Berufserfahrung nicht beeinflusst. Insgesamt unterstreicht die Studie die Notwendigkeit, Resilienzförderprogramme im Rettungsdienst zu implementieren, um Burnout vorzubeugen und die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu stärken. Resilientes Arbeiten ist Merkmal einer Sicherheitskultur im Rettungsdienst.

References
1. Leppert K, Koch B, Brähler E, Strauß B. Die Resilienzskala (RS) – Überprüfung der Langform RS-25 und einer Kurzform RS-13. Klinische Diagnostik und Evaluation. 2008;1:226–43.
2. Maslach C, Jackson SE. The measurement of experienced burnout. In:. Journal of organizational behavior. 1981;2:99–113.
3. Kalimo R, Pahkin K, Mutanen P, Topipinen-Tanner S. Staying well or burning out at work: Work characteristics and personal resources as long-term predictors. Work & Stress. 2003;17:109–22. doi:10.1080/0267837031000149919.
Frau Dr. med. Beatrice Thielmann
Bereich Arbeitsmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Magdeburg
#Poster #Burnout #Stressbewältigung #Psychische Gesundheit #Rettungsdienst #Sicherheitskultur #Resilienz
Do
03 Apr
11:30 - 12:30
Posterausstellung
Poster: Verhältnis- und Verhaltensprävention
Beiträge:
1
Einleitung
Vielen Berufstätigen fällt eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz schwer [1]. Umso größeres gesundheitsförderliches Potential liegt damit in der Kantinenverpflegung am Arbeitsplatz, zum einen im Hinblick auf die Produktivität am Arbeitsplatz, zum anderen als BGM-Maßnahme in der Primärprävention metabolischer Erkrankungen [2].
Die Anfang 2024 vorgestellten neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat den Anteil tierischer Produkte reduziert und den pflanzenbasierten Anteil gesteigert. Demgegenüber steht eine Pulsbefragung zu den Ernährungsempfehlungen, die zeigt, dass die Deutschen die größten Schwierigkeiten in der Reduktion des Konsums von Fleisch und Eiern gesehen werden [3].
Damit kommt einem gesunden, pflanzenbasierten und nachhaltigen Verpflegungsangebot auch in Klinikkantinen eine umso größere Bedeutung in der Verhältnisprävention am Arbeitsplatz zu.
„Healthy Hospital Food“ (HHF) der Physicians Association for Nutrition (PAN) erfüllt die Empfehlungen der DGE mit der Einführung einer pflanzenbasierten Menülinie.

Methoden
Nach Umstellung der Mitarbeiterkantine nach HHF-Kriterien von PAN sowie Maßnahmen, die die Wahl eines gesunden Menüs erleichtern und herbeiführen soll, und häufig als Nudging bezeichnet werden, findet eine Evaluation dieser Maßnahmen statt mittels Mitarbeiterbefragungen, Routinedaten aus dem Qualitätsmanagement sowie Zahlen der verkauften Mahlzeiten.

Ergebnisse
Die Ergebnisse sollen zeigen, ob und inwieweit das Angebot einer pflanzenbasierten Verpflegung durch die Mitarbeiter:innen angenommen wird und Healthy Hospital Food damit als Maßnahme der Verhältnisprävention eingesetzt werden kann. Darüber hinaus können die Ergebnisse Aufschluss darüber geben, welche Faktoren für die Mitarbeiter entscheidend sind in der Wahl ihres Menüs.

Diskussion
Es wird eine Annahme der pflanzenbasierten Menülinie durch die Mitarbeiter:innen hypothetisiert, was darüber hinaus zu einer Sensibilisierung für allgemeine gesundheitsförderliche Ernährung der Mitarbeitenden über die Arbeitswelt hinaus führen soll. Neben dem gesundheitsförderlichen Aspekt leistet die pflanzenbasierten Ernährung einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit. Durch die Einführung pflanzenbasierter Ernährung können insbesondere Kliniken zu Leuchttürmen einer gesellschaftlichen Ernährungstransformation werden, über die Mitarbeiterverpflegung hinaus.

Literatur:
[1] Dtsch Aerztebl. (2013): Ernährungsstudie: In der Mittagspause gibt’s selten Gesundes, 110(17): [71] (abgerufen am 06.10.2024)
[2] Rachmah et al. (2021): The effectiveness of nutrition and health intervention in workplace setting: A systematic review, J Public Health Res., 11(1): 2312.
[3] Pulsbefragung zu Ernährungs-Empfehlungen der DGE (ifbg.eu)
Frau Dr. Sarah Krieg
Universitätsklinikum Ulm, Ulm
#Poster #Ernährung #BGM #Prävention
2
Das Bewegen von Krankenhausbetten gehört zu den täglichen Aufgaben des Pflegepersonals und stellt aufgrund der langen Wege und des hohen Gewichts eine erhebliche Belastung für das Muskel-Skelett-System dar. Um diese Belastung zu reduzieren, wurden motorisierte Bed Mover entwickelt, die das Pflegepersonal beim Bewegen der Betten unterstützen. Trotz der nachgewiesenen körperlichen Entlastung werden Bed Mover kaum eingesetzt, was auf eine unzureichende Usability zurückzuführen sein könnte. Daher wird in dieser Studie die Usability von fünf Bed Movern in einem Krankenhaus untersucht.

Elf Pflegekräfte testeten fünf Bed Mover mit unterschiedlicher Steuerungsart: drei per Joystick, von denen zwei eine Stehplattform für die Pflegekraft hatten, und zwei mit Deichsel zum Ziehen. Die Pflegekräfte absolvierten drei Nutzungsszenarien: das An- und Abkoppeln des Movers und das Fahren eines Parcours mit Kurven, Rampen und einem 100 Meter langen Flur. Die Zeit für die Durchführung sowie die subjektive physische Belastung (Borg-Skala) und Nutzerzufriedenheit (SEQ und standardisierter Fragebogen) wurden erfasst. Zusätzlich bewerteten zwei Versuchsleiter Usability-Schwachstellen anhand einer dreistufigen Skala.

Die Teilnehmer benötigten im Mittel 01:46 (min:ss) zum Ankoppeln der Bed Mover, 06:55 für die Absolvierung des Testparcours und 01:06 Minuten zum Abkoppeln. Die Bed Mover mit Plattform erzielten sowohl beim Ankoppeln als auch bei der Absolvierung des Parcours die höchsten Zeiten, die sich signifikant (p > .05) von den anderen Bed Movern unterschieden. Die Werte der Borg-Skala variierten zwischen 0,6 und 1,6. Dies entspricht einer leichten bis sehr leichten subjektiven physischen Beanspruchung. Obwohl die Versuchsteilnehmer die Durchführung der Nutzungsszenarien im Mittel als leicht (5) bis sehr leicht (6) bewerteten (SEQ), variierte die insgesamte Nutzerzufriedenheit zwischen 50 und 69 von 100 möglichen Punkten. Die meisten Usability-Schwachstellen wurden beim Ankoppeln des Bed Movers am Bett und beim Wenden auf engem Raum festgestellt.

Der Einsatz von Bed Movern kann die physische Belastung des Pflegepersonals deutlich reduzieren. Allerdings erfordert das Holen und Koppeln des Bed Movers im Vergleich zum manuellen Schieben zusätzliche zeitliche Ressourcen. Außerdem wird die Manövrierbarkeit des Betts durch den Mover eingeschränkt. Deshalb sind Bed Mover derzeit nur für Krankenhäuser geeignet, in denen weite Strecken mit wenigen Kurven zurückgelegt werden müssen.
Herr Niels Hinricher
FH Münster Zentrum für Ergonomie und Medizintechnik, Münster
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Berlin
#Poster
3

Einleitung

Angesichts hoher physischer Belastungen sind Seeleute darauf angewiesen, körperlich leistungsfähig zu sein [1]. Dennoch sind die Umstände an Bord oftmals gesundheitsadvers. Erschöpfung und fehlende Motivation infolge von anstrengender Arbeit sind Ursachen für mangelnde sportliche Aktivität [2]. Die Ermittlung der spezifischen Bedarfe und die Entwicklung passgenauer (digitaler) Gesundheitsmaßnahmen können nutzbringende Faktoren sein.

Methoden

In einem Survey Anfang 2022 wurden alle Besatzungen einer Hamburger Reederei zu ihren Gesundheitsbedarfen befragt. Thematisiert wurden u.a. die körperliche Aktivität und das Sportverhalten. Hierzu wurden sowohl standardisierte als auch für das maritime Setting maßgeschneiderte Fragebögen eingesetzt.

Ergebnisse

An der Umfrage beteiligten sich 583 von 616 Seeleuten (94,6%). Die Mehrheit der Besatzung war männlich (92,8%, n=541), 3,8% (n=22) weiblich und 3,4% (n=20) spezifizierten ihr Geschlecht nicht. Der Body-Mass-Index (BMI) lag im Mittel bei 25,9, wobei signifikante Unterschiede (p=0,007) zwischen Offizieren (n=x; 39%) und Mannschaftsgrade (n=y; 61%) festgestellt wurden: 64,6% der Offiziere und 51,2% der Mannschaftsgrade wiesen einen BMI >25 auf.
Die Auswertung des Global Physical Activity Questionnaire (GPAQ) zeigte, dass Offiziere signifikant weniger körperlich aktiv waren als Mannschaftsgrade (MET(Metabolisches Äquivalent)-Minuten/Woche 6.240 vs. 11.620; p=0,001). Diese signifikanten Unterschiede waren ausschließlich arbeitsbedingten Tätigkeiten zuzuordnen. Bei dem Energieverbrauch während der Freizeit gab es signifikante Unterschiede zwischen den Altersgruppen „<40 Jahre“ und „≥40 Jahre“ (MET-Minuten/Woche 2.066 vs. 1.346; p=0,022). Es wurden keine Assoziationen zwischen dem Ausmaß der körperlichen Aktivität und den Faktoren Geschlecht, Herkunft, Wachdiensttätigkeit und Raucherstatus festgestellt.
Seeleute waren vor allem an Ernährung, Entspannung und Sport interessiert. Signifikant (p=0,001) mehr Mannschaftsgrade (90,7%) interessierten sich für sportliche Wettbewerbe als Offiziere (82,5%). 70,2% der Befragten äußerten Interesse an Trainingsinstruktionen.

Schlussfolgerung / Diskussion

Aufgrund der Ergebnisse zur Bedarfsermittlung wurden digitale Gesundheitsförderungsmaßnahmen entwickelt, wie z.B. spezielle Fitnessvideos für Seeleute, die begrenzte Platz- und Ausstattungsbedingungen an Bord berücksichtigen. Zusätzlich wurden weitere Forschungsansätze identifiziert, um die Gesundheitsförderung der Seeleute in der maritimen Umgebung digital zu verbessern.
Frau Chiara Reck
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
#Poster #Gesundheitsförderung #Seeleute #Bewegungsverhalten #Körperliche Aktivität #Maritime Medizin
4

Einleitung

Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung erfordert die steigende Adipositasprävalenz die Entwicklung innovativer Präventionsangebote, um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Wir haben die Low-Insulin-Methode (LIM) entwickelt, die durch Vermeidung insulinogener Lebensmittel die Insulinsekretion senkt und die Lipolyse anregt. Die LIM-App wurde in einer 12-wöchigen randomisiert-kontrollierten Studie verwendet, um zu testen, ob zusätzliche Ernährungsberatung die Gewichtsreduktion steigern kann.

Methoden

Übergewichtige bzw. adipöse Mitarbeitende eines Krankenhausverbunds nahmen an der Studie teil und wurden im Verhältnis 2:1 in eine Kontroll- (KON; n=42) und eine Interventionsgruppe (INT; n=23) randomisiert. Allen wurde die LIM-App zur Verfügung gestellt, die in 36 Schulungsvideos eine Lebensstilintervention mit Ernährungsumstellung (optional: Formuladiät) vermittelt. Bei Studienbeginn und -ende wurden die Körperkomposition sowie Laborwerte bestimmt. Die Interventionsgruppe erhielt zusätzlich 4 individuelle Coachings. Primärer Endpunkt war die Estimated treatment difference (ETD) der Gewichtsänderung nach 12 Wochen zwischen den Gruppen. Intention-to-treat-Analysen wurden durchgeführt. Unterschiede innerhalb der Gruppen wurden mittels Wilcoxon Signed Rank Test und zwischen den Gruppen mittels Mann-Whitney Test analysiert.

Ergebnisse

88% der Teilnehmenden vollendeten das 12-wöchige Programm. Die Gewichtsreduktion betrug 7,3 ± 5,0 kg (INT) vs. 6,0 ± 4,2 kg (KON; je p<0,0001) mit einer ETD von -1,3 ± 1,2 kg (p>0,5). Gleichzeitig kam es zu signifikanten Reduktionen von Body Mass Index, Taillen- und Hüftumfang, Fettmasse und Glukose in beiden Gruppen, jedoch ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Reduktion der Insulinspiegel korrelierte mit dem Gewichtsverlust (p=0,0008). Die nach Formuladiät stratifizierte Analyse zeigt, dass eine reine Ernährungsumstellung mit begleitendem Coaching erfolgreicher ist (INT -8,4 vs. KON -4,8 kg). Bei Verwendung von Formuladiät, bringt das Coaching keinen Mehrwert (INT -6,7 vs. KON -6,8 kg). In der 4-monatigen Nachbeobachtungsphase nahm die Interventionsgruppe weiter ab, die Kontrollgruppe wieder zu (-8,4 vs. -5,1 kg).

Schlussfolgerung / Diskussion

Eine intensive Begleitung mittels LIM-App führt zu einer signifikanten Reduktion von Gewicht und weiteren Risikofaktoren. Bei Verwendung von Formuladiäten bringen kostenintensive individuelle Coachings keinen Zusatznutzen. Digitale Angebote sind sinnvolle Ergänzungen der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Frau Maria Lipinski
Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum, Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, Düsseldorf
#Poster #Übergewicht #Gewichtsreduktion #App #Betriebliches Gesundheitsmanagement
Do
03 Apr
11:30 - 12:30
Posterausstellung
Poster: Arbeitsschutz
Beiträge:
1

Einleitung

Auszubildende in der Pflege sind mit einer Vielzahl von Belastungen und Herausforderungen konfrontiert. Pflegende Berufe sind sowohl körperlich als auch psychisch sehr anspruchsvoll und die Ausbildung von einem hohen Lernpensum geprägt. Vor dem Hintergrund des Pflegenotstandes hat der Erhalt und die Förderung der Gesundheit dieser Berufsgruppe eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Arbeitsschutzkompetenz ist für Auszubildende in der Pflege daher besonders wichtig und sollte bereits früh in der Ausbildung vermittelt werden.

Methoden

Auszubildende in der generalisierten Pflegeausbildung in Norddeutschland wurden 2022 in der Mitte ihrer Ausbildung mittels Paper-Pencil-Fragebogen befragt. Es wurden unter anderem demographische Daten, Informationen zur Arbeitsschutzkompetenz und Gesundheitskompetenz (HLS-EU-Q16) sowie der Gesundheitszustand erhoben.

Ergebnisse

Es lagen 138 Datensätze zur Auswertung vor. Das mittlere Alter lag bei 25 (SD=9,63) und 79% der Stichprobe war weiblich. 82% der Stichprobe bewerteten ihren Gesundheitszustand mindestens als gut. Bei 62% lag eine ausreichende Gesundheitskompetenz vor. Das Thema Arbeitsschutz wird von 86% der Teilnehmenden als relevant eingeschätzt. Im Schnitt hatten die Auszubildenden in 11 der 14 abgefragten arbeitsschutzrelevanten Themengebiete Wissen erworben. Insbesondere die Bereiche Hygiene und Infektionsschutz wurden bei allen Befragten thematisiert, auch erste Hilfe, Hautschutz, Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie Gefahrstoffe waren bei über 90% Teil der Ausbildung. Allerdings geben 67% Gründe an, die sie daran hindern, das Wissen im Arbeitsalltag anzuwenden, hauptsächlich nannten die Auszubildenden hier Zeitmangel (57%) und fehlende Materialien (30%). Besonders herausfordernd erscheint die Umsetzbarkeit der Arbeitsschutzmaßnahmen in Bezug auf psychische Erkrankungen, die laut 42% der Befragten im Arbeitsalltag überwiegend nicht möglich ist.

Schlussfolgerung / Diskussion

Informationen zum Arbeitsschutz sind ein fester Teil im ersten Jahr der Ausbildung von Pflegenden. Die Informationsvermittlung findet sowohl in den Berufsschulen als auch in den Betrieben statt. Nicht zu allen Themen des Arbeitsschutzes hatten die befragten Auszubildenden ausreichend Informationen erhalten, allerdings könnten diese im weiteren Verlauf der Ausbildung noch aufgegriffen werden. Die mangelnde Umsetzbarkeit der Arbeitsschutzmaßnahmen in den Betrieben ist kritisch hervorzuheben und sollte mehr Aufmerksamkeit erhalten, um Arbeitsunfälle oder berufsbedingte Erkrankungen vorzubeugen.
Frau Ramona Otto
Competenzzentrum Epidemiologie und Versorgungsforschung bei Pflegeberufen (CVcare), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
#Poster #Arbeitsschutzkompetenz #Auszubildende #Pflegende
2

Einleitung

Nadelstichverletzungen (NSV) stellen eine Gesundheitsgefahr für medizinisches Personal dar. Trotz technischer Schutzmaßnahmen und Unterweisungen kommen diese weiterhin häufig im medizinischen Setting vor.

Methoden

Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden Ursache und Risikofaktoren von gemeldeten NSV in einem akademischen Lehrkrankenhaus in Bayern ausgewertet. Insgesamt 2234 NSV wurden über einem Zeitraum von 10 Jahren analysiert.

Ergebnisse

Vor allem in der ersten Hälfte der Frühschicht (33,9%) traten die meisten NSV auf. In der zweiten Hälfte der Nachtschicht (6,6%) sind mehr NSV als in der ersten Hälfte (5,4%) gemeldet worden. Insbesondere junge Mitarbeitende (<30 Jahre) und Personal, dass zeitlich begrenzt arbeitet, z.B. Praktikanten, waren überproportional betroffen. Hohlnadeln waren am häufigsten beteiligt (32,9%); individuelle Fehler im Umgang mit medizinischem Equipment als häufigste Ursache genannt (38,9%).

Schlussfolgerung / Diskussion

Die Zeitlichkeit der NSV deutet auf Müdigkeit als Risikofaktor hin. Darüber hinaus sind vor allem nur temporär Beschäftigte proportional häufiger von NSV betroffen. Hier müssen gezielt Maßnahmen eingeleitet werden.