Durch den Einsatz von 2,4-Dichlorbenzoylperoxid als Radikalstarter bei der Herstellung von Silikongummi kann es bei Arbeitern in der Produktion zu Expositionen gegenüber dem Lösungsmittel 1,3-Dichlorbenzol kommen. In Vorarbeiten konnten wir durch den spezifischen Nachweis von 1,3-Dichlorbenzol-Metaboliten eine substantielle Belastung im Nach-Schicht-Urin von Arbeitern zeigen. Die Beurteilung dieser Belastung wurde durch die Tatsache erschwert, dass für 1,3-Dichlorbenzol trotz des MAK-Werts von 2 ppm kein entsprechender BAT-Wert existiert. Deshalb war es das Ziel dieser Untersuchung, eine Humanstudie zur inhalativen Aufnahme und Kinetik von 1,3-Dichlorbenzol und seinen Metaboliten durchzuführen, um so eine Basis zur Ableitung eines entsprechenden BAT-Werts zu bilden.
In der Aachener Arbeitsplatz-Simulationsanlage wurden insgesamt n=10 männliche Probanden (23-36 Jahre) im Abstand von jeweils 1 Woche einmalig für 2 x 3 Stunden pro Tag gegenüber 0,7 ppm und 1,5 ppm 1,3-Dichlorbenzol exponiert. In einer dritten Untersuchung wurden die Probanden unter Tragen einer geeigneten Filtermaske ebenso gegenüber 1,5 ppm 1,3-Dichlorbenzol exponiert, um eine mögliche Aufnahme von 1,3-Dichlorbenzol über die Haut abzuklären. Nach jeweils 3 bzw. 6 h Exposition wurde eine Vollblutprobe zur Analyse von 1,3-Dichlorbenzol im Blut entnommen. Ferner wurde jeweils eine Urinprobe vor Exposition sowie alle Urinproben innerhalb von 24 h nach Beginn der Exposition gesammelt. In den Urinproben wurde mittels eines LC/MS/MS-Verfahrens 3,5-Dichlorkatechol, 3,5-Dichlorphenol und 2,4-Dichlorphenol als Metabolite des 1,3-Dichlorbenzols quantifiziert.
Es zeigten sich für alle untersuchten Parameter klare Beziehungen zwischen äußerer und innerer Exposition. Die mittlere Konzentration von 1,3-Dichlorbenzol im Vollblut nach Exposition gegenüber 0,7 und 1,5 ppm lag bei 5,1 ± 1,2 µg/L bzw. 9,3 ± 1,4 µg/L. Die Ausscheidungsmaxima nach Ende der Exposition für 3,5-Dichlorkatechol, 2,4-Dichlorphenol und 3,5-Dichlorkatechol lagen im Mittel jeweils bei 5,2 ±0,7 mg/g Krea, 1,5 ± 0,35 mg/g Krea und 70±10 µg/g Krea für 0,7 ppm und 12,0±3 mg/g Krea, 3,5±1,1mg/g Krea und 173±53 µg/g Krea für 1.5 ppm. Die Verwendung der Filtermasken reduzierte die innere Exposition der Probanden um ca. 85 – 90 %.
Die hier vorgestellte Humanstudie bildet eine hervorragende Basis zur Ableitung eines BAT-Werts für 1,3-Dichlorbenzol. Nach Extrapolation der Daten schlagen wir einen BAT-Wert von 16 µg/L Vollblut bzw. 21,6 mg/g Kreatinin 3,5-DCK bzw. 6,3 oder 0,32 mg/g Kreatinin für 2,4- und 3,5-DCP vor.
Herr Dr. rer. nat. Thomas Schettgen
RWTH Aachen